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Hensler, Arnold

Arnold Hensler

Arnold Hensler
Fotografie von Annie Hensler-Möring.

© Kunstarche Wiesbaden e. V., Wiesbaden.
Hensler, Arnold. Prof. Bildhauer. * 23.7.1891 Wiesbaden, † 10.5.1935 Trier.
Jüngstes von vier Kindern des Landesbauinspektors für Straßenbau in Hessen-Nassau, Heinrich Joseph H. (1852-1908), und dessen Ehefrau Aloyse Mathilde, geb. Hilf (1855-1927).
Von 1901 bis 1909 Besuch der humanistischen Gymnasien in Wiesbaden und Oberlahnstein. Danach von 1910 bis 1912 Studium an der Kunstgewerbeschule Mainz, zuerst Architektur, dann Bildhauerei. Von 1912 bis 1914 war H. Meisterschüler bei Bernhard Hoetger (1874-1949) in Darmstadt und arbeitete an dessen Skulpturen für den Platanenhain auf der Mathildenhöhe mit. In dieser Zeit unterhielt H. ein offenes Atelier in Darmstadt, das viele ortsansässige Künstler anzog. Er nahm zugleich Kontakt zum Kunstsammler Heinrich Kirchhoff (1874-1934) in Wiesbaden auf und arbeitete zeitweise in Berlin. Dort lernte er den Bildhauer Georg Kolbe kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Von 1916 bis 1918 war H. als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen und gründete nach seiner Rückkehr ein Atelier in Wiesbaden. 1919 war er Mitbegründer der Darmstädter Sezession; später gehörte er auch der Freien Künstlerschaft Wiesbaden und der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst in München an. 1922 lernte H. in Hamburg die Fotografin Annie Möring (1892-1978) kennen. Das Paar heiratete im gleichen Jahr und bezog in Wiesbaden ein vom befreundeten Architekten Edmund Fabry (1892-1939) konzipiertes Wohn- und Atelierhaus (1926; kriegszerstört). 1933 wurde H. zum Professor für plastisches Gestalten an die „Handwerker- und Kunstgewerbeschule – Trierer Werkschule für christliche Kunst“ berufen, an der er bis zu seinem frühen Herztod 1935 lehrte.
Trotz seiner vergleichsweise kurzen Schaffenszeit hat H. in etwas mehr als 20 Jahren eine beeindruckende Anzahl von Werken realisiert, die von Antragsarbeiten über Reliefs bis zu Skulpturen (einzeln und in Gruppen) reichen. Dabei umfasst sein Oevre u. a. Bildnisse und Porträts, Sakral- und Bauplastik sowie Grab- und Denkmalplastik. Aufgrund der großen Auftragsmenge wurde H. in den Jahren 1928 bis 1930 von dem Bildhauer Otto Zirnbauer (1903-1970) unterstützt. Als Schüler von Hoetger und befreundeter Kollege von Kolbe entwickelte H. einen verwandten und doch eigenständig modernen, figürlichen Stil. Mögen bei den Reliefs und Antragsarbeiten auch teilweise stärker stilisierte Charakterzüge auftreten, so zeigen vor allem die schlanken, feinnervigen Skulpturen stille, gleichsam in sich ruhende Figuren, die, bei aller scheinbar äußerlichen Entrücktheit, ihre innewohnenden Regungen durch sanfte Gesten zum Ausdruck bringen. Diese sensible und zurückhaltende Kunst stand im krassen Gegensatz zur völkisch-martialischen Bildnisauffassung der Nationalsozialisten, ein Umstand, den H. durch die Ablehnung eingereichter Wettbewerbsentwürfe in der NS-Zeit zu spüren bekam.
In Ffm. treten die Werke von H. besonders im Zusammenhang mit den Kirchenbauten von Martin Weber in Erscheinung. So schuf H. die Portalfigur des St. Bonifatius an der gleichnamigen Kirche in Sachsenhausen (1926/27). Für die Heilig-Kreuz-Kirche in Bornheim entstanden die symbolischen Plastiken der vier Evangelisten (später leicht verändert) sowie die Reliefdarstellung des Schweißtuchs der Veronika am Eingangsturm der Kirche und der Schriftzug „Im Kreuz ist Heil“ auf der rückseitigen Fassade des Schiffes (alle 1928/29), die Krippenfiguren (1929) sowie das Modell für eine später nach diesem Entwurf gefertigte hölzerne Pietà (1930). Für die Heilig-Geist-Kirche im Riederwald schuf H. u. a. eine Marienfigur auf einer Säule neben dem Altar (1926/27) sowie am Außenbau die Relief-Tympana „Ausgießung des Heiligen Geistes“ und „Die sieben Gaben des Heiligen Geistes“ über den Eingangsportalen, dazu die Antragsarbeit „Verkündigung“ an der Nordseite des Schiffes (alle 1930/31). Für die Fassade der von den Brüdern Hans und Christoph Rummel realisierten St.-Josefs-Kirche in Bornheim fertigte H. die markante Skulptur des Patronatsheiligen (1932). Ein mit Hans Herkommer konzipierter Altarentwurf für die Frauenfriedenskirche in Bockenheim (1927-29) kam nicht zur Ausführung.
Bemerkenswerte Arbeiten H.s außerhalb von Ffm. sind u. a. vier Aktfiguren in der Eingangshalle des Museums Wiesbaden (1912/13) sowie die Skulptur der Quellnymphe in der Reisinger-Anlage in Wiesbaden (1932). Bei Erschaffung von Bauplastik arbeitete H. oft mit Architekten zusammen, z. B. mit Martin Weber beim Relief St. Angela mit Kindern an der Ursulinenschule in Königstein/Taunus (1929); das Denkmal für die Weltkriegsgefallenen auf dem Friedhof in Wiesbaden-Dotzheim (1927/28) entstand mit Rudolf Joseph (1893-1963), das Ehrenmal auf dem Neroberg in Wiesbaden (1930) mit Edmund Fabry. Als ein Hauptwerk H.s gilt die Kreuzigungsgruppe auf dem Domherrenfriedhof in Limburg (1930-32), die er zusammen mit Martin Weber entwickelte.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Adrian Seib.

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Empfohlene Zitierweise: Seib, Adrian: Hensler, Arnold. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/10248

Stand des Artikels: 9.11.2018
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 11.2018.