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Stoetzner, Fridel

Fridel Stoetzner

Fridel Stoetzner
Fotografie (aus Stoetzner: Die Pfeile treffen nicht mehr 1962, hintere Umschlagklappe).

© unbekannt. Das Foto wurde auf dem Schutzumschlag des o. g. Buchs ohne Angabe des Fotografen/der Fotografin 1962 publiziert.
Stoetzner, Frieda Wilhelmine, gen. Fridel, geb. Graubner [nach anderen Angaben: Gronau]. Journalistin. Schriftstellerin. * 2.4.1903 Berlin, † 21.9.1967 Warschau, beigesetzt auf dem Waldfriedhof Oberrad in Ffm.
Im Alter von zehn Jahren zog Fridel mit ihren Eltern nach Ffm. Ihr Stiefvater Hans Henning (1885-1946) arbeitete hier seit 1914 als Assistent am Psychologischen Institut der neuen Stiftungsuniversität, wo er sich 1916 mit einer Arbeit über den Geruch habilitierte, um ab 1922 als Professor für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der TH Danzig zu lehren. Ab 1921 studierte Fridel, damals noch unter ihrem Geburtsnamen Graubner, Psychologie und Philosophie in Ffm. und Danzig. Nach einem zweijährigen Volontariat beim Ffter General-Anzeiger (FGA; wahrscheinlich 1924-26) arbeitete sie als freie Journalistin und Reiseschriftstellerin für deutschsprachige Zeitungen. In der Redaktion des FGA hatte sie Eric Woldemar S. kennengelernt, den sie 1927 heiratete. Etwa 1930 kam der promovierte Ökonom zur Ffter Zeitung und leitete dort ab 1931 das Anzeigenressort. Im Sommer 1938 emigrierten S., ihr Mann und ihre Tochter Renate, gen. Renee (seit 1949 verh. Fuller, * 1929), in die USA. Kurz zuvor hatte Eric W. S. vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda ein Stellenangebot erhalten. Er erkannte die Gefahr. Gemäß der diskriminierenden Nürnberger Gesetze von 1935 galt S. als „Halbjüdin“; daher beschloss die Familie, das Deutsche Reich sofort zu verlassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begleitete S. ihren Ehemann Eric W. S. auf zahlreichen Reisen. Bei dem Besuch in Ffm. 1947 fand sie Worte des Verlusts und der Trauer angesichts der zerstörten Stadt am Main, wunderte sich aber auch über die Unfähigkeit vieler Deutscher zu trauern: „Wer sprach, klagte verbissen darüber, wie übel ‚die Welt‘ ihnen mitgespielt habe…“. (Fridel Stoetzner: Diese Welt mit anderen Augen 1969, S. 208.)
In der neuen Heimat USA machte S. die Jahrhundertthemen „Auswandern und Reisen“ – so ihre eigenen Worte – zu ihrem Hauptanliegen. Großen Erfolg hatte bereits ihr Erstlingsroman „Die Pfeile treffen nicht mehr“ (1962, engl. u. d. T. „The Transplanted“, 1966), der unter der Regie von Erinnerungen und auf der historischen Folie von „Drittem Reich“, Emigration und Reisen ins Nachkriegsdeutschland durch unbändigen Lebenswillen und scharfe Beobachtung gekennzeichnet ist. Einmal führt der Weg der Protagonistin Ruth Hoffmann wieder nach Ffm.: „Frankfurts Silhouette am Main! Wie der dunkelrote Dom, von einigem zufälligen architektonischen Drumherum jetzt befreit, so schön in die südwestliche Bläue ragte! Das alte Hotel, das sie in ihrer Jugend wegen seines damals neuen Grillrooms bewundert hatten, war verjüngt aus der Asche des Bombardements erstanden. (…) Seinen Stil hatte es bewahrt. Roch es nicht ganz wie ehemals? Vertraut war der Geruch. In einer Halle wie dieser hatte man sich im vorigen Leben, jung, hübsch und naiv, mit Kollegen getroffen, lange vor der Katastrophe. (…) Krieg und Brand hatten auch nicht eine der Erinnerungen ausgewischt.“ (Friedel Stoetzner: Die Pfeile treffen nicht mehr 1962, S. 349f.)
Die Perspektiven Wissen, Erfahrung und Kenntnis der Welt zeigen auch der Essayband „Diese Welt mit anderen Augen. Zwei Jahrzehnte Reiseimpressionen“ (1969) und der Roman „Zwischen zwei Ewigkeiten. Das zweifache Leben der Gloria Barbara Fischer“ (1975), die beide posthum erschienen sind.
S. starb am 21.9.1967 während einer Europareise in Warschau. Trotz der bitteren Erfahrungen war sie eine „Frankfurt liebende, Deutschland schätzende und mit Amerika so eng verbundene Frau“ geblieben, wie Werner Steinmetz in seinem Vorwort zu ihrem Buch „Diese Welt mit anderen Augen“ schrieb.
Grabstätte auf dem Waldfriedhof Oberrad (Gewann VII, Nr. 2).

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Heike Drummer.

Lexika: Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 622.
Literatur:
                        
Fischer, Horst: Die Stoetzner Story. Werbung, Menschen, Politik. München 1986.Fischer: Die Stoetzner Story 1986. | Kainz, Gerald („Gerry“) R.: Brücke in die Neue Welt. Das deutschsprachige „Washington Journal“. Berlin 2012.Kainz: Brücke in die Neue Welt 2012, Kap. „Die Stoetzner-Story“, S. 224-230. | Stoetzner, Fridel: Die Pfeile treffen nicht mehr. Roman. Hamburg 1962.Stoetzner: Die Pfeile treffen nicht mehr 1962. | Stoetzner, Fridel: Diese Welt mit anderen Augen. Zwei Jahrzehnte Reiseimpressionen. [Zusammenstellung der Essays unter Mitarb. von Freunden: Eric W. Stoetzner.] Gütersloh 1969.Stoetzner: Diese Welt mit anderen Augen 1969. | Stoetzner, Fridel: Zwischen zwei Ewigkeiten. Das zweifache Leben der Gloria Barbara Fischer. Roman. Gütersloh 1975.Stoetzner: Zwischen zwei Ewigkeiten 1975.
Quellen: Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Helmolt, Christa von: Ein Beitrag zur Zweihundert-Jahr-Feier Amerikas. Erfahrungen und Erlebnisse einer Frankfurterin. In: FAZ, 20.2.1976 (mit zwei Zeichnungen „Fridel Stoetzner“ und „Die Grabstätte auf dem Waldfriedhof Oberrad“ von Ferry Ahrlé). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/8.955.

GND: 107537907 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Drummer, Heike: Stoetzner, Fridel. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/10757

Stand des Artikels: 3.9.2018
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2018.