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Bansa, Johann Matthias

Johann Matthias Bansa

Johann Matthias Bansa
Stich von Philipp Andreas Kilian [nach 7.10.1766 (gemäß Bildunterschrift); im Besitz der UB Ffm.] nach einem Gemälde von Franz Lippoldt (1745).

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Ffm. (Porträtsammlung Holzhausen, Nr. 46b, URN: urn:nbn:de:hebis:30:2-324663).
Bansa, Johann Matthias. Kaufmann. Stadtpolitiker. * 10.6.1686 Ffm., † 7.10.1766 Ffm.
Sohn des Materialwarenhändlers und Bürgerkapitäns Johann Matthias B. (d. Ä.; 1652-1693) und dessen erster Ehefrau Anna Catharina, geb. Heimann (1656-1689). Ein älterer Bruder aus der Ehe der Eltern (nachdem fünf weitere Geschwister im Säuglings- oder Kleinkindalter gestorben waren), eine Halbschwester und ein Halbbruder aus zweiter Ehe des Vaters.
Nach dem frühen Tod der leiblichen Eltern wuchs B. unter Vormundschaft des älteren Bruders, des Materialwarenhändlers und Bürgerkapitäns Matthias Servas B. (1675-1720), im väterlichen Haus zum Mohrenkopf in Ffm. auf. Besuch des städtischen Gymnasiums. Seit 1704 dreijährige Lehrzeit in der Firma „Delaresseguerie et de Bary“ in Genf. Seit 1707 Kavaliersreise, zunächst über Lyon, Marseille und Bordeaux nach Paris, nach einem dortigen mehrmonatigen Aufenthalt dann 1708 durch Belgien, danach länger in Amsterdam und schließlich nach England. 1709 Rückkehr nach Ffm. und Gründung einer Firma mit Johann Conrad Rumpel, die jedoch nur bis zur Trennung der beiden Geschäftsinhaber 1711 bestand. 1710 Heirat mit Maria Jacobea Bayn (1687-1744), der Tochter des Kaufmanns Remigius Bayn (1648-1708), und dadurch Aufnahme in den Kreis der Niederländischen Gemeinde Augsburger Confession. 1711 Eintritt in die von dem verstorbenen Schwiegervater begründete und zunächst von dessen Witwe Maria Jacobea Bayn, geb. von der Berge, fortgesetzte Wechsel-, Speditions- und Kommissionshandlung. 1714 Erwerb des Ffter Bürgerrechts. 1717 Übernahme des Geschäfts von der Schwiegermutter. Das Unternehmen, das im Warenhandels- und Bankgeschäft international (vor allem in der Schweiz, in Frankreich, Holland, Belgien und Italien) operierte, war am Domplatz 9 ansässig, auf der Liegenschaft zum Häbernbrei (auch: Patershäuser Hof), die B. auf 60 Jahre vom Bartholomäusstift gepachtet hatte. 1729 wurde B. zum Börsenvorsteher ernannt und übte dieses Amt bis zu seinem Eintritt in den Rat 1742 aus.
Seit 1726 Mitglied des Neunerkollegs (zur Kontrolle der städtischen Finanzen). 1734 Wahl in das 51er-Kolleg. Bereits als „51er“ vom Rat ab 1739 zur Errichtung eines städtischen Pfandhauses hinzugezogen. Seit 1742 Ratsherr. Gleich in seinem ersten Amtsjahr im Rat erlebte B. eine Kaiserkrönung, und bei Wahl und Krönung von Franz I. 1745 gehörte er zu der städtischen Delegation, die die kurpfälzische Wahlgesandtschaft empfing; auch trug er zusammen mit anderen Ratsherren den Thronhimmel über dem frisch gekrönten Kaiser, wofür er eine goldene Gnadenkette mit dem Bildnis der Kaiserin Maria Theresia zur Erinnerung erhielt. Als Ratsdeputierter der Kavallerie holte er siebenmal ab 1742 das übliche Messegeleit ein. Im Rat verwaltete B. u. a. das Hospitalamt (1743-45), das Schatzungsamt (1744-46), das Rechneiamt (1747-49) sowie das Bau- und Fortifikationsamt (1750-52); von 1747 bis 1749 amtierte er zugleich als Zeugherr. Zur Tilgung der Schuldenlast der Stadt schlug B. 1747 eine Kapitallotterie vor, die nach dreijähriger Beratung durch den Rat und die bürgerlichen Gremien genehmigt wurde. Das am 12.5.1750 gegründete Staatskapital-Lotterieamt leitete B. bis zu seinem Tod 1766. Die Ffter Kapital- oder auch Leibrentenlotterie, die am 5.8.1750 zum ersten Mal ausgespielt wurde, bestand bis 1873. 1753 Jüngerer Bürgermeister (als einer der ersten Nichtadeligen). In seine Amtszeit, zusammen mit Johann Carl von Fichard als Älterem Bürgermeister, fiel die Episode der Verhaftung Voltaires in Ffm. im Frühjahr/Sommer 1753. Seit 1760 Schöffe.
Seit 1715 bürgerlicher Mitpfleger des Armen-, Waisen- und Arbeitshauses. 1723 Mittelältester, 1729 Senior der Niederländischen Gemeinde Augsburger Confession.
B., der in pietistischer Frömmigkeit lebte, sich gern literarisch beschäftigte und eine beachtliche Bibliothek besaß, verfasste geistliche Lieder und dichtete oft Gelegenheitsverse, etwa zu familiären Anlässen. Er versah die ganze Merian’sche Bilderbibel mit Zweizeilern zur Erklärung und praktischen Anwendung und gab dieses „seinen lieben Kindern und Enkelein“ gewidmete Werk 1746 im Druck heraus. Eines der seltenen Exemplare dieser „Bansa-Bibel“ befindet sich im Besitz des Ffter Bibelmuseums (erworben mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und des Ffter Bankhauses Metzler, 2018).
B. erstellte auch eine „Genealogia oder Stamm-Register des Bansaischen Geschlechtes (...)“ (1747) und schrieb seinen Lebenslauf in Versen, wovon eine gedruckte Fassung [„Personalia mein (...), wie ich solche in dem 72. Jahr meines Alters bei Heranrückung meines Endes in Poesie abgefasst und nach dessen Erfolg abzulesen gebetten haben will“, 1758] und eine in der Familie überlieferte Version (Abdruck bei Bansa: Chronik der Familie Bansa 1912, S. 51-57) bekannt sind.
Aus der Ehe mit Maria Jacobea, geb. Bayn (1687-1744), stammten zehn Kinder, von denen vier Töchter und drei Söhne das Erwachsenenalter erreichten und in die Familien Andreae, Henrici, Hebenstreit und Reuss einheirateten. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete B. 1745 deren ältere Schwester Maria Magdalena Bayn (1685-?); diese Ehe blieb aufgrund des Alters der beiden Partner kinderlos.
Alle drei Söhne, Remigius (1715-1788), Johann Conrad (1721-1800) und Johann Matthias B. (1722-1805), waren zunächst im väterlichen Geschäft tätig, das sie bereits seit etwa 1750, mit der Übernahme der Direktion des Lotterieamts durch den Vater, unter der Firma „Gebrüder Bansa“ gemeinschaftlich führten. Wohl spätestens kurz nach dem Tod des Vaters trennten sie sich. Als erster gründete Remigius B., der älteste der Brüder, der als hervorragender Kaufmann galt, eine eigene Firma („Remy Bansa“), ebenfalls in Wechsel, Kommission und Spedition; er war seit 1756 Vorsteher, seit 1768 Kassenführer und später Senior der Ffter Börse, und er besaß auch eine bedeutende Kunstsammlung und Bibliothek. Das von ihm aufgebaute Unternehmen, das sich schließlich auf das reine Bankgeschäft konzentrierte, erlosch mit dem Tod seiner unverheiratet gebliebenen Enkel Remigius, gen. Remy (1780-1864), und Dietrich B. (1783-1860).
Teilnachlass, u. a. Geschäftspapiere, in der UB Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.
Artikel in: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 37, verfasst von: Sabine Hock.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 20.
Literatur:
                        
Bansa, Otto: Chronik der Familie Bansa. Hg. im Auftrag des Familienverbandes (...). Ffm. 1912.Bansa: Chronik der Familie Bansa 1912, S. 15-26, 50-58. | Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. IV.2, S. 427, 570, 680-683, 699, 746.
Internet: Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/116049847Hess. Biografie, 8.6.2019.

GND: 116049847 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Bansa, Johann Matthias. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2230

Stand des Artikels: 14.6.2019
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 06.2019.