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Grunelius, Familie (von)

Wappen der Familie Grunelius

Wappen der Familie von Grunelius mit dem Leitspruch „justus ut palma florebit“ (Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum)
Aquarellierte Federzeichnung (in Familienbesitz).

© privat. Nähere Informationen auf Anfrage bei der Redaktion.
Ursprünglich (bis 1577): Grünling. Seit der Erhebung in den erblichen preußischen Adel 1900: von G.
Aus Friedberg stammende Pfarrersfamilie. 1688 kam Elisabeth Heinrici, geb. Schubbaeus, verw. G. (1644-1730), aus Straßburg nach Ffm., weil ihr Mann Johann Heinrich Heinrici († 1697) hier eine Stelle als Schreib- und Rechenmeister angenommen hatte. Ihre beiden Söhne aus erster Ehe mit dem Willstätter Pfarrer Johannes G. (1637-1675), Johannes (auch: Johann; 1666-1724) und Johann Heinrich (1674-1749), wurden die Ahnherren der Familie G. in Ffm. Johannes G., der Theologie und Philosophie in Straßburg studiert hatte, erwarb 1694 das Ffter Bürgerrecht durch Heirat, unterrichtete zunächst am Ffter Gymnasium, wirkte dann als Pfarrer seit 1696 in Bornheim, seit 1705 in Ffm. und starb 1724 als Konsistorialrat. Sein jüngerer Bruder Johann Heinrich G., ursprünglich Goldschmied, übernahm 1705 die seit 1689 bestehende Konzession für das erste Ffter Kaffeehaus, das, in der Alten Mainzer Gasse mitten im Buchhändlerviertel gelegen und seit 1712 dort in einem stattlichen Neubau untergebracht, jahrzehntelang der gesellige Treffpunkt in Ffm. war. Sein erfolgreicher Inhaber brachte es bis zum Rittmeister in der Bürgerkavallerie. Spätestens mit dem Einstieg der Brüder Peter (1702-1760) und Johann Balthasar G. (1708-1759), Söhne des Konsistorialrats Johannes G., in das Tuch- und Wollwarengeschäft, seit 1730 unter eigener Firma, avancierten die G. zu angesehenen Kaufleuten in der Stadt. Seit der Gründung der Privatbank Grunelius & Co. durch Joachim Andreas G. 1824 gehörten sie zu den bedeutenden Ffter Bankiersfamilien.
Das Bankhaus Grunelius & Co., das seinen Sitz bis 1944 in der Großen Gallusgasse bzw. -straße 16 hatte, war vorrangig im Emissionsgeschäft tätig und an einigen bedeutenden Bank- und Unternehmensgründungen beteiligt, u. a. an der Gründung der Ffter Bank (1854), der Ffter Hypothekenbank (1862), der „Actiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler“ („Degussa“, 1873) in Ffm., der „Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co.“ (EAG, 1893) in Ffm., der „Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG“ (RWE, 1898) in Essen und der „Main-Kraftwerke AG“ in Höchst (1910). Trotz erschwerter Rahmenbedingungen für das private Bankgewerbe nach Erstem Weltkrieg und Inflation konnte sich Grunelius & Co. in den 1920er Jahren behaupten, allerdings nicht mehr mit der einst bedeutenden Stellung, sondern eher in einer Nische unter zunehmender Konzentration auf den Geschäftsbereich der Vermögensanlage. Die Bank, seit der Kriegszerstörung des Stammhauses 1944 am Untermainkai 26 ansässig, bestand bis zum Tod von Ernst Max von G. 1987 in Familienbesitz und wurde ab 1989 stufenweise von der Deutschen Bank übernommen, zunächst als Tochtergesellschaft unter der Firma „Grunelius KG Privatbankiers“ mit Bezug auf den eingeführten Namen, der nach der vollständigen Überführung in den Konzern 1997 jedoch aufgegeben wurde (seitdem: „Deutsche Bank Trust AG“, bis zur Auflösung und Übernahme des Geschäfts in das Private Wealth Management der Deutschen Bank 2002).
Traditionell unterstützte die Familie G. mäzenatisch soziale, wissenschaftliche und kulturelle Zwecke. Selbst Gutseigentümer in Oberrad, engagierte sie sich im 19. Jahrhundert durch Stiftungen auf sozialem Gebiet vor allem für die Landgemeinden, insbesondere zur Förderung der vorschulischen Kinderbetreuung. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg spendete die Familie u. a. 50.000 Mark an die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft für das Senckenbergmuseum (1907), 100.000 Mark an die Dr. Senckenbergische Stiftung für deren Medizinisches Institut (Adolf-von-G.-Stiftung, 1910) und 100.000 Mark zur Gründung der Universität (im Namen des Bankhauses Grunelius & Co., 1912); außerdem gehörte sie zu den zwölf Ffter Familien, die das Große Tafelbesteck (ausgeführt von Ohlenschläger und Riemann, 1906) für das Neue Ratssilber stifteten, weshalb auch ihr Name und Wappen auf Rückseiten der Besteckgriffe eingraviert ist. Aus jüngerer Zeit stammen die Ernst Max von G.-Stiftung, die nach dem Tod des Stifters Ernst Max von G. mit dessen Privatvermögen zur „Förderung wissenschaftlicher, kultureller, sportlicher und sozialer Anliegen innerhalb der Stadt Ffm.“ 1989 geschaffen wurde, und die Marguerite von G.-Stiftung, die in Erinnerung an Marguerite von G. (1905-1995) der „Förderung von Kunst und Wissenschaft sowie sozialer Einrichtungen in den Städten Ffm. und Kronberg“ dient. Marielisa von Pufendorf, geb. von G. (1919-2006), die jüngste Schwester von Ernst Max und Marguerite von G., bedachte testamentarisch den Kunstgewerbeverein in Ffm. mit erlesenen Porzellanen und einem namhaften Geldbetrag, der die Renovierung und museale Neugestaltung der Historischen Villa Metzler des Museums (für) Angewandte Kunst (2008) ermöglichte.
Unter Ableitung des Namens G. von der Farbe Grün (über die ursprüngliche Namensform „Grünling“) wählte der erwähnte Konsistorialrat Johannes G. sich Psalm 92, Vers 13 („Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum“) zum Leitspruch, worauf sich auch das Familienwappen mit der grünen Palme im von silber und rot schrägrechts geteilten Schild bezieht.
Familiengrabstätte auf dem Peterskirchhof (erhaltene Reste eines Epitaphs, 1792, im 2. Friedhofsteil, Südwand, Nr. 33). Familiengrabstätten und -gruft auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewanne B 49-50, 92-93, 95-97 und E an der Mauer 400a sowie Gruft 3).
G.straße und G.schule, eine Grundschule, in Oberrad.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.
Artikel in: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 280, verfasst von: Sabine Hock.

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Quellen: Archiv des Historischen Instituts der Deutschen Bank (HADB), Ffm.Archiv d. Hist. Instituts d. Dt. Bank, Sammlungsgut zu übernommenen Banken, SG4/7 (Beteiligungen und Tochtergesellschaften). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/371 (Familie Grunelius). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/16.333 ([Fa. Grunelius & Co., seit 1990:] Grunelius KG Privatbankiers). | ISG, Bestand von Akten u. a. der Stiftungsabteilung beim städtischen Rechtsamt (Best. A.30.02), 1875-2002.ISG, Stiftungsabt. 37; dazu Rep. Neubauer, S. 108 (Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule).
Internet: Internetauftritt der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und Grunelius-Stiftung Vermögensverwaltungs GmbH & CO KG, Ffm. http://www.grunelius-stiftung.de/foerderungen.htmlErnst Max von Grunelius-Stiftung, 5.10.2017.

GND: 1081684747 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
7 herausragende Vertreter der Familie in Ffm.

Grunelius, Adolf (von)

Adolf (von) Grunelius

Adolf (von) Grunelius
Fotografie eines Gemäldes von unbekannter Hand.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 5617).
Grunelius, Andreas Adolf (eigentl.: Adolph; seit 1900: von). Bankier. * 16.8.1831 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 16.1.1912 Ffm.
Einziger Sohn des Bankiers Peter Carl G. (1807-1867) und dessen erster Ehefrau Maria Margaretha, geb. Wachs (1806-1832). Enkel von Joachim Andreas G. und dessen Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Bethmann-Hollweg. Halbbruder von Carl Georg (seit 1883: von) G. (1836-1913) und Moritz Eduard (seit 1900: von) G. Verheiratet (seit 1855) mit Sophie (eigentl.: Sophia) Carolina (auch: Karoline; von) G., geb. Wachs (1838-1912). Drei Söhne: Georg Heinrich Oscar G. (1856-1876); Peter Carl (von) G. (1858-1911), späterer Teilhaber des Bankhauses Grunelius & Co. (1886-1911) und unbesoldeter Stadtrat in Ffm. (1906-11); Friedrich Alfred (von) G. (1864-1929), späterer preußischer Offizier, zuletzt im Rang eines Majors.
Seit 1.2.1854 Teilhaber und zuletzt Seniorchef des Bankhauses Grunelius & Co. in Ffm. Bei seinem Eintritt in die von seinem Großvater gegründete Bank gehörten noch Peter Carl G., sein Vater (Teilhaber 1829-67), und Johann Georg von Heyder, der spätere Schwiegervater seines Bruders (Teilhaber 1846-86), zur Geschäftsführung. Später teilte sich G. in die Leitung der Bank mit: Wilhelm Mumm (von Schwarzenstein; Teilhaber 1857-86); Moritz Eduard (von) G., seinem Halbbruder (Teilhaber 1868-1923); Peter Carl (von) G., seinem Sohn (Teilhaber 1886-1911); Max (von) G., seinem Neffen (Teilhaber 1899-1963). Während Adolf und Eduard (von) G. das familieneigene Bankhaus fortführten, erwarb der mittlere der drei Brüder, Georg (von) G., 1876 Schloss Oberlauringen mit den dazugehörenden Gütern in Unterfranken und zog sich dorthin zurück; den Schlosspark von Oberlauringen ließ er von dem Ffter Landschaftsgärtner Heinrich Siesmayer anlegen. Georg (von) G., der 1860 Anna Bertha von Heyder (1842-1881) geheiratet hatte und 1883 in den bayerischen Freiherrnstand erhoben wurde, begründete somit die bayerische Linie der Familie von G., die in Kalifornien fortlebt.
Als renommierter Bankier und Netzwerker im Ffter Wirtschaftsleben saß Adolf (von) G. im Aufsichtsrat verschiedener Gesellschaften, u. a. der Ffter Bank (als Präsident), der Ffter Rückversicherungs-Gesellschaft (als Vorsitzender), der Ffter Lebensversicherungs-Gesellschaft (als Vorsitzender), der Ffter Hypothekenbank, des Deutschen Phönix und der Gesellschaft Falkenstein für die dortige Lungenheilanstalt. Von 1862 bis 1869 Mitglied der Handelskammer. Nach der preußischen Besetzung der Stadt Ffm. 1866 gehörte G. zu dem vierköpfigen Gremium der Handelskammer, das sich mit der Kontributionsfrage befasste: In einer „vertraulichen Besprechung“ am 26.7.1866 drohte der preußische Stadtkommandant von Roeder den vorgeladenen Vertretern der Handelskammer für den Fall, dass die Stadt in der Kontributionsangelegenheit kein Entgegenkommen zeige, mit weitreichenden „Zwangsregeln“ (in den drei Stufen: Einstellung des Post-, Telegrafen- und Eisenbahnverkehrs, Schließung aller Wirtschaften und öffentlichen Lokale, militärische Absperrung der Stadt gegen jeden Ein- und Ausgang von Menschen und Waren), was letztlich zum Erliegen des gesamten „Handels- und Gewerbe-Verkehrs“ geführt hätte, worüber die vier Herren unter der Leitung von Senior Gustav de Neufville die übrigen Kammermitglieder in einer umgehend einberufenen Sitzung informierten.
Neben seinem Beruf engagierte sich G. ehrenamtlich auf wissenschaftlichem und gemeinnützigem Gebiet, u. a. als Vorsteher der Niederländischen Gemeinde Augsburger Confession (1857), Mitbegründer des Rheinischen Renn-Vereins (1863), aus dem später der Renn-Klub Ffm. hervorging (1896), Förderer des Neubaus für die Ffter Oper (1869), Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1887-1910), Ewiges Mitglied und außerordentliches Ehrenmitglied der SNG (1907) sowie Mitglied im Ffter Verein für Geographie und Statistik (seit 1871), im Physikalischen Verein und in der Casino-Gesellschaft. An die Dr. Senckenbergische Stiftung übergab G. bei seinem Rücktritt als Administrator im Oktober 1910 den Betrag von 100.000 Mark als „Adolf-von-G.-Stiftung“ zur Förderung der wissenschaftlichen Aufgaben des Senckenbergischen Medizinischen Instituts; den Platz in der Stiftungsadministration übernahm damals sein Neffe Max von G. Als „Erhalter des Werks“ ist Adolf von G. auf der Ehrentafel im Senckenbergmuseum genannt.
Laut zeitgenössischen Presseberichten soll Kaiser Wilhelm I. „ein besonderer Gönner“ von G. gewesen sein. Später, „aus Anlass der Jahrhundertwende“ am 1.1.1900, wurden die Brüder Andreas Adolf und Moritz Eduard G. in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.
Begraben auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann B 92-93).

Lexika: Erche, Bettina: Der Ffter Hauptfriedhof. Hg. v. Ffter Denkmalforum, den Freunden Fft.s [u.] der Müller-Klein-Rogge-Stiftung. Supplementband zur Denkmaltopographie Stadt Ffm. Hg. v. Denkmalamt der Stadt Ffm. in Zusammenarb. m. d. Landesamt für Denkmalpflege in Hessen. Ffm. [Copyright 1999]. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm., Bd. 11; / Teil der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).Denkmaltop. Hauptfriedhof, S. 173. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 206.
Literatur:
                        
Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 76. | Bary, August de: Geschichte der Dr. Senckenbergischen Stiftung 1763-1938. Ffm. 1938.de Bary: Dr. Senckenbergische Stiftung 1938, S. 237, 288. | Geschichte der Handelskammer zu Ffm. 1707-1908. Beiträge zur Ffter Handelsgeschichte. Hg. v. der Handelskammer zu Ffm. Ffm. 1908.Gesch. d. Handelskammer 1908, S. 325f., 1070. | Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 11f., 14f. | Plumpe, Werner/Rebentisch, Dieter (Hg.): „Dem Flor der hiesigen Handlung“. 200 Jahre Industrie- und Handelskammer Ffm. Ffm. 2008.Plumpe/Rebentisch: IHK 2008, S. 101f. | Wörner, Birgit: Ffter Bankiers, Kaufleute und Industrielle. Werte, Lebensstil und Lebenspraxis 1870 bis 1930. Wiesbaden/Ffm. [2011]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bürgerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 9).Wörner: Ffter Bankiers, Kaufleute u. Industrielle 2011, S. 25f.
Quellen: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch, Sign. STA 11/6, Band 35 (1855), S. 377, Eintrag vom 30.5.1877. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/2.026.

Grunelius, Andreas

Andreas Grunelius

Joachim Andreas Grunelius
Porträt von Jakob Becker.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 5629).
Grunelius, Joachim Andreas. Bankier. * 7.8.1776 Ffm., † 7.12.1852 Ffm.
Sohn des Kaufmanns Peter G. (1739-1810) und dessen Ehefrau Anna Catharina, geb. Sauer (1748-1806). Der Vater führte die Firma „Gebr. Peter & Johann Balthasar Grunelius vorm. Liepold“, eine Handlung und Fabrik von Wollzeugen, die dessen Onkel Peter G. (1702-1760) und Vater Johann Balthasar G. (1708-1759) durch Heirat 1727 bzw. 1730 erworben hatten, nach deren Tod fort. Die Firma, die zunächst (1770) um eine Seifensiederei erweitert worden war und zuletzt auch mit Wachstüchern, Teppichen, Pferdedecken und sonstigen Woll- und Leinenwaren en gros handelte, erlosch mit dem Tod von Peter G., dem Vater von Joachim Andreas G., im Jahr 1810.
Der Sitz der väterlichen Firma war bis 1788 im Haus Dracheneck am Alten Markt 33, dann im Haus zum Vorderhorn in der Saalgasse 21. Dort, in der Ffter Altstadt, wuchs Joachim Andreas G. mit vier älteren Schwestern und einem jüngeren Bruder auf. Zwei Schwestern und der Bruder Salomon G. (1780-1823) blieben ledig. Die älteste Schwester, Margarethe Elisabeth, gen. Betty, G. (1768-1802), ausgebildete Malerin, Zeichnerin und Kupferstecherin, war seit 1792 verheiratet mit dem Anatomen Samuel Thomas (von) Soemmerring.
Nach seiner Heirat mit Anna Elisabeth Bethmann-Hollweg am 14.10.1800 trat G. per Gesellschaftervertrag vom 1.7.1801 als Teilhaber in das Bankhaus Gebrüder Bethmann ein, dem er unter der Geschäftsführung von Simon Moritz (von) Bethmann bis zum 31.12.1823 angehörte. Zum 1.1.1824 machte G. sich selbstständig und gründete das Bankhaus Grunelius & Co. in Ffm., das seinen Sitz in der Großen Gallusgasse 16 hatte und bereits 1826 in Zusammenarbeit mit der Amsterdamer Bank Hope & Co. eine erste russische Staatsanleihe auf den Markt brachte. G., „einer der profiliertesten Bankiers seiner Zeit“, engagierte sich „initiativ, beratend oder interessiert“ in den wichtigsten wirtschaftspolitischen Fragen für seine Heimatstadt und gab damit „der wirtschaftlichen Entwicklung Fft.s bedeutende Impulse“ (Wolfgang Klötzer).
Mitglied der Ständigen Bürgerrepräsentation (1808-26), der Gesetzgebenden Versammlung (1817-29) und der von der Gesetzgebenden Versammlung berufenen Sonderkommission zur Reorganisation der Handelskammer (1817). G. wollte, in Erinnerung an die Hungersnot 1816, Ffm. als zentralen Wetterauer Kornmarkt etablieren (1817) und regte zusammen mit fünf anderen Ffter Bankiers die Gründung einer Notenbank an (1824), beides Initiativen, die damals erfolglos blieben. In dem Bestreben, Ffm. frühzeitig zum Eisenbahnknotenpunkt zu machen, zählte er als Mitglied des Eisenbahn-Komitees 1836 zu den Unterzeichnern einer entsprechenden Petition an den Senat.
Mitglied der Ffter Casino-Gesellschaft (1805-47).
Gemeinsam mit seiner Frau Anna Elisabeth G. setzte sich G. besonders für die Verbesserung der vorschulischen Erziehung ein. Er gehörte zu der von Ffter Bürgern 1832 gegründeten Verwaltungskommission, die mehrere Kinderschulen aus Stiftungsgeldern, bereitgestellt u. a. von den Familien G. und Mumm (von Schwarzenstein), einrichtete und unterhielt; erst 1940 wurden die Einrichtungen an die Stadt und das Stiftungskapital an die Stiftung für das Ffter Schullandheim Wegscheide übertragen.
G., der als Guldenmillionär 1852 starb, hinterließ der bereits zu seinen Lebzeiten von ihm geförderten Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft testamentarisch ein Legat von 1.000 Gulden zur Erweiterung der Museumsbauten und zum Ankauf von Sammlungsstücken, weshalb er 1853 posthum zum Ewigen Mitglied der SNG ernannt wurde. Sein Name ist auf der Tafel der Stifter im Senckenbergmuseum verzeichnet.
Porträtiert von Jakob Becker.
Beigesetzt in der Familiengrabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann B 49-50).
Aus der Ehe von Joachim Andreas und Anna Elisabeth G. stammten fünf Kinder. Der älteste Sohn, Johann Philipp Adolf (1801-1821), starb als Student der Theologie in Berlin. Die beiden Söhne Moritz Eduard G. (1803-1846) und Peter Carl G. (1807-1867) führten das Bankgeschäft, bereits seit 1829 als Teilhaber, weiter. Moritz Eduard G., der sich nach dem Vorbild des Vaters zudem als Mitglied in der Gesetzgebenden Versammlung (1835-46) und der Handelskammer (1834-41) engagierte, machte sich um die Errichtung der Ffter Börse am Paulsplatz (1840) verdient; auf ihn, der auch eine Eisenhütte in Niederbronn/Unterelsass betrieb, geht die elsässische Linie der Familie G. zurück. Sein jüngerer Bruder Peter Carl G., verheiratet in zweiter Ehe seit 1834 mit der Bankierstochter Catharina Elisabeth G., geb. von Saint-George, gehörte 1853/54 zu den Gründern der Ffter Bank und wurde 1854 zum ersten Präsidenten von deren Verwaltungsrat gewählt; als Aktionär der Zoologischen Gesellschaft trug er zur Einrichtung des Ffter Zoos (1858) bei. Außerdem hatten Joachim Andreas und Anna Elisabeth G. zwei Töchter, Margarethe Emilie (1804-1870), verheiratet seit 1824 mit dem Pfarrer Alexander Stein, und Susanna Bertha (1808-1877), verheiratet seit 1830 mit dem Kaufmann Jacob Emil Bernus (1805-1851).

Lexika: Lengemann, Jochen: MdL Hessen 1808-1996. Biographischer Index. Hg. im Auftrag d. Hessischen Landtags. Mitarbeit: Andrea Mitteldorf und Roland Schmidt. Marburg 1996. [Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 48,7; Politische und Parlamentarische Geschichte des Landes Hessen (vormals Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen) 14].Lengemann: MdL, S. 156. | Müller, Bruno: Stiftungen für Ffm. Ffm. 1958.Müller: Stiftungen 1958, S. 63. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Franz Lerner in: NDB 7 (1966), S. 224f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 206. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 94.
Literatur:
                        
Achterberg, Erich: Der Bankplatz Ffm. Eine Chronik. Ffm. 1955.Achterberg: Bankplatz Ffm. 1955, S. 22, 37, 48, 55, 81f., 102, 109, 135-137. | Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 76. | Bethmann, Johann Philipp Frh. von (Hg.): Bankiers sind auch Menschen. 225 Jahre Bankhaus Gebrüder Bethmann. Texte von Heinrich Heym, Wolfgang Klötzer und Wilhelm Treue. Ffm. [1973].Wolfgang Klötzer in: Bethmann (Hg.): Bankiers sind auch Menschen 1973, S. 160-163. | Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. IV.2, S. 452f. | Geschichte der Handelskammer zu Ffm. 1707-1908. Beiträge zur Ffter Handelsgeschichte. Hg. v. der Handelskammer zu Ffm. Ffm. 1908.Gesch. d. Handelskammer 1908, S. 164, 267, 338, 654, 1115; zu Moritz Eduard G.: S. 647, 1064; zu Peter Carl G.: S. 325, 662, 667f. | Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 6-12. | Bilder zur Ffter Geschichte. Unter Benutzung der Sammlungen und Vorarbeiten des Städtischen Historischen Museums, des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek hg. v. Waldemar Kramer. Bearb. v. Franz Lerner. Ffm. 1950.Kramer/Lerner: Bilder zur Ffter Geschichte 1950, Nr. 353 (m. Abb. auf S. 134 und Komm. auf S. 276).
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.235.
Internet: Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. http://www.lagis-hessen.de/pnd/136149073Hess. Biografie, 28.7.2017. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Andreas_GruneliusWikipedia, 28.7.2017.

Grunelius, Anna

Anna Elisabeth Grunelius mit ihrem Sohn

Anna Elisabeth Grunelius, geb. Bethmann-Hollweg, mit ihrem Sohn Peter Carl
Fotografie eines Gemäldes von unbekannter Hand.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 5621).
Grunelius, Anna Elisabeth, geb. Bethmann-Hollweg. Stifterin. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 16.6.1781 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 26.9.1850 Ffm.
Tochter des Bankiers Johann Jacob Bethmann-Hollweg und dessen Ehefrau Susanna Elisabeth, geb. Bethmann. Verheiratet (seit 1800) mit dem Bankier Joachim Andreas G., der bald nach der Heirat (1801) als Teilhaber in das Bankhaus Gebr. Bethmann eintrat und sich später (1824) mit einem eigenen Bankgeschäft unter der Firma Grunelius & Co. selbstständig machte.
Bereits Susanna Elisabeth Bethmann-Hollweg, die Mutter von Anna Elisabeth G., engagierte sich für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse in den Ffter Landgemeinden, insbesondere in Oberrad, wo die Familie Bethmann-Hollweg im Alten Schwanen ihren Sommersitz hatte. Auf diesem Anwesen hatte Susanna Elisabeth Bethmann-Hollweg 1828 die erste Kleinkinderschule in Oberrad eingerichtet. Als die Gründerin 1831 starb, übernahm an deren Stelle Anna G. als ältere Tochter die Förderung dieser Schule und sicherte deren Fortbestand, nun in einem eigenen Gebäude im Hansenweg 19, finanziell ab. Von 1838 bis 1844 arbeitete G. mit der Zuständigkeit für das „Dörferfach“ im Vorstand des Ffter Frauenvereins mit. 1845 gründete sie eine Stiftung zur Aufnahme von Waisenkindern aus den Landgemeinden in das Ffter Waisenhaus (G.’sche Stiftung).
Beigesetzt in der Familiengrabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann B 49-50).
Von den fünf Kindern des Ehepaars Andreas und Anna G. führten die beiden Söhne Moritz Eduard G. (1803-1846) und Peter Carl G. (1807-1867) das Bankhaus Grunelius & Co. weiter. Peter Carl G. war in zweiter Ehe 1834 in Oberrad getraut worden mit Catharina Elisabeth Saint-George, seiner Cousine, die das soziale Engagement ihrer Groß- und ihrer Schwiegermutter für die Kleinkinderschule fortsetzte.

Lexika: Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 71, 73. | Müller, Bruno: Stiftungen für Ffm. Ffm. 1958.Müller: Stiftungen 1958, S. 60, 63. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 206. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 94.
Literatur:
                        
Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 9f. | Lauf, Friedrich: Oberrad. Kleine Chronik eines Dorfes und Stadtbezirkes. Hg. mit freundlicher Unterstützung der Ffter Sparkasse von 1822 (Polytechnische Gesellschaft). Ffm. 1978.Lauf: Oberrad 1978, S. 187-189. | Schmidt-Scharff, Wolfgang: Geschichte des Ffter Frauenverein [sic!] 1813-1913. [Umschlagtitel: Ffter Frauenverein. Zur Erinnerung an seine hundertjährige Wirksamkeit (1813-1913).] Ffm. 1913.Schmidt-Scharff: Ffter Frauenverein 1913, S. 87.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/22.244 (Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule).

Grunelius, Eduard (von)

Eduard und Olga von Grunelius

Eduard von Grunelius und seine Frau Olga, geb. von Bethmann, anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit am 22.9.1918
Fotografie.

© unbekannt. Der/die Fotograf/-in ist auf der Vorlage nicht genannt.
Olga (von) Grunelius (Porträt von Franz Xaver Winterhalter, 1872)

Olga (von) Grunelius, geb. von Bethmann, die Ehefrau von Eduard (von) Grunelius
Porträtgemälde von Franz Xaver Winterhalter (1872; Städel Museum, Frankfurt am Main, Inventarnummer 2171, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V.).
© entfällt. Public Domain (PDM 1.0 Deed).

Grunelius, Moritz Eduard Hermann (seit 1900: von). Bankier. * 16.7.1843 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 1.2.1923 Ffm.
Fünftes Kind und zweiter Sohn des Bankiers Peter Carl G. (1807-1867) und dessen zweiter Ehefrau Catharina Elisabeth, geb. von Saint-George. Enkel von Joachim Andreas G. und dessen Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Bethmann-Hollweg. Halbbruder von Andreas Adolf (von) G. Verheiratet (seit 1868) mit Auguste Marie Olga (von) G., geb. Freiin von Bethmann (1849-1925). Aus der Ehe stammten drei Kinder: Carl Alexander (von) G. (1869-1938), späterer Landrat des Kreises Hersfeld (1906-21), dann Teilhaber des Bankhauses Grunelius & Co. (1921-38); Friedrich Adolf Max (von) G., späterer Teilhaber des Bankhauses Grunelius & Co. (1899-1963); Friederike Louise Anna (von) G. (1875-1933). Großvater u. a. von Ernst Max von G.
Seit 1.7.1868 Teilhaber der Privatbank Grunelius & Co. in Ffm. Zusammen mit seinem älteren Halbbruder Andreas Adolf (von) G. leitete Moritz Eduard (von) G. künftig das überwiegend familieneigene Bankhaus; weitere Teilhaber waren bzw. wurden: Johann Georg von Heyder (Teilhaber 1846-86); Wilhelm Mumm (von Schwarzenstein; Teilhaber 1857-86); Eduard (von) G.’ Neffe Peter Carl (von) G. (Teilhaber 1886-1911); sein jüngerer Sohn Max (von) G. (Teilhaber 1899-1963); seine Schwiegertochter Emma von G., geb. Mumm von Schwarzenstein (Teilhaberin 1921-40); sein älterer Sohn Alexander von G. (Teilhaber 1921-38). Insgesamt stand G. fast 55 Jahre lang an der Spitze des traditionsreichen Ffter Bankunternehmens.
Als Bankier dürfte G. durch die Mitgliedschaft in Aufsichtsräten anderer Banken und Unternehmen im Wirtschaftsleben vernetzt gewesen sein, wofür sich jedoch bisher kaum Belege finden ließen. So war er offenbar Anteilseigner der Metallurgischen Gesellschaft AG (1897) sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Vereinsbank und aufgrunddessen Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank (1920/21).
Seit 1869 Mitglied, 1919 Ehrenmitglied und Auszeichnung mit der Senckenberg-Medaille der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Seit 1871 Mitglied des Ffter Vereins für Geographie und Statistik. 1899 Mitbegründer des Städelschen Museums-Vereins. Das Porträt seiner Frau Olga (von) G., das G. 1872 von Franz Xaver Winterhalter malen ließ, befindet sich im Besitz des Städelschen Museums-Vereins.
Die Brüder Andreas Adolf und Moritz Eduard G. wurden „aus Anlass der Jahrhundertwende“ am 1.1.1900 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.
Schon vor der freistädtischen Zeit besaß die Familie G. ein Gartengrundstück am Main, wo sich Joachim Andreas G., der Großvater von G., ein klassizistisches Gartenhaus hatte errichten lassen (abgebrochen 1869). Dort, am Untermainkai 18, ließ sich G. ein repräsentatives Stadthaus bauen („Villa G.“, Architekt: Heinrich Burnitz, 1877; kriegszerstört, Ruine abgebrochen für das Parkhaus am Theater 1961). Spätestens ab 1935 vermieteten die Erben von Eduard und Olga von G. die Villa an das China-Institut (Seminar für Chinakunde und Chinaforschung) der Universität, dessen Bestände teilweise auf den Sammlungen von G. beruhten.
Als Sommersitz übernahmen Eduard (von) G. und seine Frau Olga aus dem Nachlass der Mutter 1892 deren Anwesen mit der „Villa St. Georgen“ an der Offenbacher Landstraße 224 vor Oberrad. Das Ehepaar ließ bald die Villa umbauen, aufstocken und um einen Wintergarten erweitern (Architekt: Franz von Hoven, 1895-97; kriegszerstört) sowie eine neue Einfahrt mit einem repräsentativen schmiedeeisernen Tor anlegen (Architekt: Franz von Hoven, 1896; erhalten) und arrondierte das Anwesen um einen Streifen Land bis zur heutigen Balduinstraße (1903). Seit der Jahrhundertwende überließen Eduard und Olga von G. den Sommersitz St. Georgen teilweise ihrem Sohn Max von G. und dessen Familie zur Nutzung. Nach dem Tod von Eduard von G. (1923) und seiner Witwe (1925) entschlossen sich die Erben, auch aufgrund erheblicher Vermögensverluste in der Inflationszeit, das Anwesen zu verkaufen. Es wurde im Dezember 1925 von der Niederdeutschen Jesuitenprovinz durch deren eigens gegründete „Aachener Immobilien-Aktien-Gesellschaft“ erworben, um dort die Philosophisch-Theologische Lehranstalt Sankt Georgen einzurichten (eingeweiht 1926).
Beigesetzt in einer der Familiengrabstätten auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann B 95-97).

Lexika: Erche, Bettina: Der Ffter Hauptfriedhof. Hg. v. Ffter Denkmalforum, den Freunden Fft.s [u.] der Müller-Klein-Rogge-Stiftung. Supplementband zur Denkmaltopographie Stadt Ffm. Hg. v. Denkmalamt der Stadt Ffm. in Zusammenarb. m. d. Landesamt für Denkmalpflege in Hessen. Ffm. [Copyright 1999]. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm., Bd. 11; / Teil der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).Denkmaltop. Hauptfriedhof, S. 173.
Literatur:
                        
Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 76. | Hock, Sabine/Vogt, Barbara: Ein kleines Stück vom Paradies. Der Park von Sankt Georgen. Hg.: Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen e. V. Ffm. 2013.Hock/Vogt: Park von Sankt Georgen 2013, S. 4f., 9. | Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 12, 14, 28 Anm. 11.

Grunelius, Elisabeth

Catharina Elisabeth Grunelius

Catharina Elisabeth Grunelius, geb. von Saint-George
Fotografie.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 5634).
Grunelius, Catharina Elisabeth, geb. von Saint-George. Stifterin. * 2.11.1810 Ffm., † 23.4.1892 Ffm.
Tochter des Bankiers Georg von Saint-George und dessen erster Ehefrau Margarethe (auch: Margaretha) Louise, geb. Bethmann-Hollweg (1793-1831). Verheiratet (seit 1834) mit ihrem Cousin Peter Carl G. (1807-1867), dem dritten Sohn von Joachim Andreas G. und dessen Ehefrau Anna Elisabeth, geb. Bethmann-Hollweg. Peter Carl G., seit 1829 Teilhaber im väterlichen Bankhaus Grunelius & Co., war einer der Begründer der Ffter Bank als der offiziellen Notenbank der Stadt Ffm. (1854) und erster Präsident von deren Verwaltungsrat; auch gehörte er zu den Aktionären der Zoologischen Gesellschaft, deren Kapital die Einrichtung des Zoos in Ffm. ermöglichte (1858).
In der Tradition ihrer Familie engagierte sich G. besonders für die Verbesserung der vorschulischen Kinderbetreuung und Erziehung. Für die Oberräder Kleinkinderschule, die ihre Großmutter Susanna Elisabeth Bethmann-Hollweg gegründet und ihre Tante und Schwiegermutter Anna Elisabeth G. finanziell abgesichert hatten, stifteten sie und ihre älteste Tochter Anna Louise, verh. Metzler (1839-1888), einen im Oktober 1878 eingeweihten Neubau in der Bleiweißstraße 15/Ecke G.straße und trugen großzügig zum Unterhalt der Schule über die bestehende Stiftung bei. Die Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule soll bis zu dem schweren Luftangriff auf Oberrad im Oktober 1943 existiert haben. Die Stiftung für die Schule ging jedoch bereits 1941 in der (einst von Elisabeth G.’ Schwester Anna Louise Koch, geb. von Saint-George, testamentarisch errichteten) St. Georgen-Stiftung auf, und das Schulhaus musste 1942 an die NS-Volkswohlfahrt verkauft werden. Der Betrieb der Kleinkinderschule soll damals zunächst noch in Räumen der evangelischen Erlösergemeinde in Oberrad fortgeführt worden sein. In der frühen Nachkriegszeit wurde das Grundstück des bei dem Luftangriff 1943 zerstörten Schulgebäudes an die St. Georgen-Stiftung zurückerstattet, eignete sich infolge der Verkleinerung durch eine veränderte Straßenflucht jedoch nicht für einen Schulneubau und wurde daher veräußert.
Aus dem Erbe ihres Vaters Georg von Saint-George hatte Elisabeth G. 1863 dessen Landgut vor Oberrad bekommen, das sich seitdem (bis 1925) im Besitz der Familie (von) G. befand. Nach dem Tod ihres Mannes 1867 gestaltete G. den Landsitz, dem sie später den Namen „St. Georgen“ gab, nach ihren Vorstellungen um: Sie ließ u. a. ein zweites Wohnhaus errichten, das „Lindenhaus“ (von Johann Christian Gramm, 1868), die bestehende Villa ausbauen (1869) und insbesondere den Park erweitern (von Andreas Weber, um 1870). Nach dem Tod von Elisabeth G. 1892 übernahmen ihr jüngster Sohn Eduard G. und seine Frau Auguste Marie Olga, geb. Freiin von Bethmann (1849-1925), den Sommersitz, den sie um 1896/97 erneut aus- und umbauten. Auf dem Anwesen mit dem weitgehend erhaltenen Park in der Offenbacher Landstraße 224 ist heute (seit 1926) die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen beheimatet. Von den historischen Bauten des großbürgerlichen Sommersitzes ist nach den Kriegszerstörungen 1943/44 lediglich ein Gartenpavillon (von Richard Dielmann, 1875) geblieben, der einst als krönender Abschluss der Parkumgestaltung von Elisabeth G. errichtet wurde.
Ehrengrabstätte des Ehepaars Peter Carl und Catharina Elisabeth G. auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann E an der Mauer 400a).
Bei ihrer Heirat 1834 hatte Peter G. einen Sohn aus erster Ehe, Andreas Adolf (von) G. (1831-1912), mitgebracht. Aus der Verbindung von Peter und Elisabeth G. stammten dann fünf gemeinsame Kinder: Carl Georg (1836-1913), Anna Louise (später verh. Metzler, 1839-1888), Emilie Margarethe (später verh. Freifrau von Beaulieu-Marconnay, 1841-1929), Auguste Elisabeth (später verh. Freifrau von Fritsch, 1842-1910) und Moritz Eduard Hermann (1843-1923). Während Georg G. seit 1876 als Herr auf dem von ihm erworbenen Schloss Oberlauringen/Unterfranken lebte und bereits 1883 in den bayerischen Freiherrnstand erhoben wurde, führten die Halbbrüder Adolf und Eduard G. als Teilhaber seit 1854 bzw. 1868 das Bankhaus Grunelius & Co. weiter und wurden von Kaiser Wilhelm II. am 1.1.1900 geadelt. Beide Töchter von Peter und Elisabeth G. setzten das gemeinnützige Wirken in der Tradition der Familie fort: Wie bereits erwähnt, unterstützte Louise, verh. Metzler, die Mutter schon früh in ihrem Engagement für Neubau und Unterhalt der Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule in Oberrad, und Emilie, verh. Freifrau von Beaulieu-Marconnay, schenkte dem Städel 1913 das Tafelbild einer „Märtyrerin mit zwei Engelsknaben“ (um 1523/24) des italienischen Meisters Parmigianino.

Lexika: Erche, Bettina: Der Ffter Hauptfriedhof. Hg. v. Ffter Denkmalforum, den Freunden Fft.s [u.] der Müller-Klein-Rogge-Stiftung. Supplementband zur Denkmaltopographie Stadt Ffm. Hg. v. Denkmalamt der Stadt Ffm. in Zusammenarb. m. d. Landesamt für Denkmalpflege in Hessen. Ffm. [Copyright 1999]. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm., Bd. 11; / Teil der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).Denkmaltop. Hauptfriedhof, S. 123. | Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 71, 73. | Müller, Bruno: Stiftungen für Ffm. Ffm. 1958.Müller: Stiftungen 1958, S. 60, 63. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 206.
Literatur:
                        
Unsere Schule. Festschrift zur Einweihung der neuen Gruneliusschule in Oberrad (...). Ffm. 1959.FS Gruneliusschule 1959, S. 33, 41-45. | Hock, Sabine/Vogt, Barbara: Ein kleines Stück vom Paradies. Der Park von Sankt Georgen. Hg.: Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen e. V. Ffm. 2013.Hock/Vogt: Park von Sankt Georgen 2013, bes. S. 4. | Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 10-12. | Lauf, Friedrich: Oberrad. Kleine Chronik eines Dorfes und Stadtbezirkes. Hg. mit freundlicher Unterstützung der Ffter Sparkasse von 1822 (Polytechnische Gesellschaft). Ffm. 1978.Lauf: Oberrad 1978, S. 187-190.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/22.244 (Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule).

Grunelius, Ernst Max von

Ernst Max von Grunelius

Ernst Max von Grunelius
Fotografie von „Foto-Hofmann“ (spätestens 1965).

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 5627).
Grunelius, Ernst Eduard Hermann Max von. Dr. rer. pol. Bankier. Stifter. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 25.3.1901 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 8.12.1987 Ffm.
Ältester Sohn des Bankiers Friedrich Adolf Max (von) G. und dessen Ehefrau Mathilde Bertha Emma, geb. Mumm von Schwarzenstein (1881-1940). Enkel des Bankiers Moritz Eduard Hermann (von) G. und dessen Ehefrau Auguste Marie Olga, geb. Freiin von Bethmann (1849-1925). Urenkel von Peter Carl G. (1807-1867) und dessen zweiter Ehefrau Catharina Elisabeth, geb. von Saint-George.
Besuch des Goethe-Gymnasiums bis zum Abitur 1920. Danach kurzzeitige Beschäftigung im familieneigenen Bankhaus Grunelius & Co. Seit dem Wintersemester 1920 Studium der Staatswissenschaften in Freiburg (1920-21), München (1921-22) und erneut in Freiburg (1922-25). Dort 1925 Promotion mit einer Arbeit über „Die Wiederbelebung des Ffter Privatbankgeschäfts“. Wahrscheinlich seit 1928 Tätigkeit im Bankhaus Grunelius & Co., das G. offenbar in und nach den Krisen der Zwanzigerjahre im Bankgeschäft neu zu etablieren und positionieren versuchte. Am 1.5.1933 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.274.899); außerdem Mitglied der DAF und der NSV. Seit 1939 Teilhaber des Bankhauses Grunelius & Co. Während des Krieges Unabkömmlichstellung auf Veranlassung der Reichsbank und des Reichswirtschaftsministeriums „aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit und seiner weitreichenden geschäftlichen Beziehungen“. Bei Kriegsende am 16.4.1945 Entlassung aus seiner Stellung durch die amerikanische Militärregierung. Im Entnazifizierungsverfahren durch Entscheidung der Spruchkammer in Ffm. am 30.7.1947 in die Gruppe 4 (Mitläufer) eingestuft und zu einer Sühnezahlung in Höhe von 2.000 Mark zugunsten des Wiedergutmachungsfonds verpflichtet. Wiederaufnahme der Tätigkeit im Bankhaus Grunelius & Co. Seit 1963 dessen alleiniger persönlich haftender Gesellschafter.
Nachdem das Stammhaus der Bank in der Großen Gallusstraße 16 bei den Luftangriffen auf Ffm. 1944 zerstört worden war, hatte Grunelius & Co. seinen Sitz am Untermainkai 26, in einem ursprünglichen Wohnhaus der Familie, das G.’ jungverheirateten Eltern Max und Emma von G. im Jahr 1900 von G.’ Großvater Hermann Mumm von Schwarzenstein (1842-1904) überlassen worden war. Dort, in seinem Geburtshaus, wohnte Ernst Max von G. bis zuletzt, versorgt von seiner Schwester Marguerite (1905-1995), die – ebenso wie er – unverheiratet blieb. In der Ffter Stadtgesellschaft galt G. als Original, von dem gerne Anekdoten erzählt wurden, etwa dass er eine Einladung zum Essen ausschlug, um sich – wie er selbst freundlich entgegnet haben soll – lieber daheim von seiner Schwester ein Butterbrot machen zu lassen, oder dass er bis ins hohe Alter in dem Bett schlief, in dem schon Napoleon im Hause von G.’ Ururgroßvater Simon Moritz von Bethmann am Friedberger Tor 1813 übernachtet hatte.
Eine umfassende biographische Untersuchung zu Ernst Max von G., auch im Zusammenhang mit der Geschichte des Bankhauses Grunelius & Co. im 20. Jahrhundert und insbesondere in der NS-Zeit, fehlt jedoch bisher. In dem erwähnten Spruchkammerverfahren direkt nach dem Krieg (1947) wurde G., trotz seines relativ frühen Eintritts in die NSDAP, als „Mitläufer“ eingestuft, weil er aufgrund von Zeugenaussagen glaubhaft machen konnte, „nur nominelles Mitglied“ der Partei gewesen zu sein. Für ihn sprachen u. a. sein Engagement im Freien Deutschen Hochstift (seit 1934) und insbesondere sein Einsatz für den Erhalt der traditionell von seiner Familie geförderten Bethmann-Hollweg-Kleinkinderschule in Oberrad, die er als Vorsitzender von deren Stiftung bzw. der St. Georgen-Stiftung bis 1942/43 wohl weitgehend dem Zugriff der NS-Volkswohlfahrt entzog. Vor der Spruchkammer führte G.’ Rechtsanwalt zudem zur Entlastung seines Mandanten an, „dass das Bankhaus Grunelius & Co. nicht eine einzige Arisierung durchgeführt und es auch absichtlich vermieden hat, sich durch Uebernahme jüdischer Bankfirmen oder deren Kunden an jüdischem Vermögen zu bereichern, obwohl verschiedene diesbezügliche Angebot gemacht worden waren“. Aus einer zeitgenössischen Quelle aus dem Jahr 1939 geht dagegen hervor, dass sich das Bankhaus zumindest in einem Fall aktiv um eine Beteiligung an der „Arisierung“ eines jüdischen Bankhauses bemüht hatte, aber nicht zum Zuge gekommen war, weswegen sich der Seniorchef Max von G., der Vater von Ernst Max von G., bei der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe (als zuständiger Unterabteilung des Reichswirtschaftsministeriums) beschwerte. Zudem saß Ernst Max von G., wahrscheinlich aufgrund der geschäftlichen Verbindungen des Bankhauses Grunelius & Co. zu den Gesellschaften EAG und RWE, im Aufsichtsrat der „Revisionsgesellschaft für Betriebsunternehmungen GmbH“, die offenbar auch zur Bewertung von Unternehmen in „Arisierungsverfahren“ eingesetzt wurde, wobei G.’ denkbarer Anteil daran noch zu untersuchen wäre. Insgesamt wird es erst nach grundlegender Auswertung einschlägiger Quellen möglich sein, G.’ Haltung zum und Rolle im Nationalsozialismus aus historiographischer Sicht gültig einzuordnen.
Mitglied der Ffter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft (1939-85) und der Gesellschaft des Hauses Frauenstein. Mitglied im Beirat der Ffter Versicherungs-AG (seit 1953), im Aufsichtsrat der Ffter Hypothekenbank (seit 1954) und im Aufsichtsrat, zeitweise als Vorsitzender, der Deutschen Olivetti GmbH (1958-86).
Beigesetzt in der Familiengruft auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gruftenhalle, Gruft 3).
Seit Bestehen der Bank 1824 war G. deren zehnter und letzter Inhaber aus der Gründerfamilie. Bis 1978/82 trugen nur zwei Gesellschafter des Hauses, Johann Georg von Heyder (Teilhaber 1846-86) und Wilhelm Mumm (von Schwarzenstein; Teilhaber 1857-86), nicht den Namen G. Mangels eines Nachfolgers aus der Familie nahm G. spätestens 1982 Edmund Knapp als Gesellschafter und dessen Stiefvater Walther Leisler Kiep als stillen Teilhaber auf. Nach dem Tod von Ernst Max von G. 1987 wurde die Trennung von dessen Privat- und dem Bankvermögen vollzogen. Das Bankhaus Grunelius & Co. wurde zum 1.12.1989 in eine KG umgewandelt, deren Kommanditeinlage mehrheitlich von der Deutschen Bank gezeichnet wurde. Unter der Firma „Grunelius KG Privatbankiers“ (seit Februar 1990) sollte die neue Konzerntochter als Vermögensverwaltungsbank für große Privatanleger (mit den drei persönlich haftenden Gesellschaftern Edmund Knapp, 1978/82-97, Gerd Schmitz-Morkramer, 1990-95, und Jürgen Kleppa, 1990-97) revitalisiert und etabliert werden. Mit der vollständigen Übernahme von Grunelius KG Privatbankiers durch die Deutsche Bank zum Jahresbeginn 1997 wurde der althergebrachte Name aufgegeben.
Aus dem Privatvermögen von G. wurde 1989 eine Stiftung gegründet, mit dem ausdrücklichen Ziel, das traditionsreiche bürgerschaftliche Engagement und mäzenatische Wirken der Familie von G. in eine gemeinnützige rechtliche Form zu überführen und Wissenschaft, Kultur, Sport und soziale Zwecke in Ffm. im Sinne des Stifters zu fördern. Die Ernst Max von G.-Stiftung, die auch den Sitz des Bankhauses am Untermainkai 26 übernahm, unterstützt seitdem vielfältige Projekte und Aktivitäten in Ffm., gehörte 1989 zu den Gründern der Ffter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen und erwarb 2002 den privaten Nachlass des Chemikers Otto Hahn (seit 2010 als Dauerleihgabe im ISG). Zusammen mit der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung ermöglichte sie durch großzügige finanzielle Unterstützung 2004/05 die Einrichtung des Grunelius-Möllgaard-Labors für molekulare Evolutionsforschung am Forschungsinstitut Senckenberg.
Ernst Max von G.-Saal, der mit Unterstützung der Ernst Max von G.-Stiftung neu entstandene und 2014 eröffnete Kammermusiksaal der Ffter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen. Ernst Max von G.-Saal im 2021 eröffneten Deutschen Romantik-Museum.

Lexika: Erche, Bettina: Der Ffter Hauptfriedhof. Hg. v. Ffter Denkmalforum, den Freunden Fft.s [u.] der Müller-Klein-Rogge-Stiftung. Supplementband zur Denkmaltopographie Stadt Ffm. Hg. v. Denkmalamt der Stadt Ffm. in Zusammenarb. m. d. Landesamt für Denkmalpflege in Hessen. Ffm. [Copyright 1999]. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm., Bd. 11; / Teil der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).Denkmaltop. Hauptfriedhof, S. 78. | Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 245, 250, 269.
Literatur:
                        
[Frost, Reinhard:] Wünsche werden Wirklichkeit. Die Deutsche Bank und ihr Privatkundengeschäft. Sonderausgabe für die Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e. V. München/Zürich 2009.Frost: Wünsche werden Wirklichkeit 2009, S. 103f. | Grunelius, Ernst Max von: Die Wiederbelebung des Ffter Privatbankgeschäfts. Diss. Freiburg 1925.Lebenslauf in: Grunelius: Wiederbelebung d. Ffter Privatbankgeschäfts 1925, S. 87. | Grunelius Privatbankiers. Was wir denken. Wie wir handeln. Ffm. 1990.Grunelius Privatbankiers 1990. | Hauck, Michael: Ffter Allerlei. Erlebtes und Erlerntes aus neun Jahrzehnten. Düsseldorf [Copyright 2017].Hauck: Ffter Allerlei 2017, S. 188f. | Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 19-21. | Köhler, Ingo: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung. München 2005. (Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 14).Zum Schreiben von Max von Grunelius an Carl Tewaag bei der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe, 19.6.1939: Köhler: „Arisierung“ d. Privatbanken im Dritten Reich 2005, S. 312. | Wörner, Birgit: Ffter Bankiers, Kaufleute und Industrielle. Werte, Lebensstil und Lebenspraxis 1870 bis 1930. Wiesbaden/Ffm. [2011]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bürgerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 9).Kinderbilder von Ernst Max von Grunelius (mit Geschwistern) in: Wörner: Ffter Bankiers, Kaufleute u. Industrielle 2011, S. 213f., 238, 259.
Quellen: Archiv des Historischen Instituts der Deutschen Bank (HADB), Ffm.Archiv d. Hist. Instituts d. Dt. Bank, Sammlungsgut zu übernommenen Banken, SG4/7 (Beteiligungen und Tochtergesellschaften). | Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, ehem. Berlin Document Center, NSDAP-Mitgliederkartei („Gaukartei“). | Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Spruchkammerakten, Best. 520/F (A-Z) Grunelius, Ernst Max von, R. 4638 K. 1375. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/7.489. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/16.333 ([Fa. Grunelius & Co., seit 1990:] Grunelius KG Privatbankiers).
Internet: Internetauftritt der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und Grunelius-Stiftung Vermögensverwaltungs GmbH & CO KG, Ffm. http://www.grunelius-stiftung.de/foerderungen.htmlErnst Max von Grunelius-Stiftung, 10.8.2017.

Grunelius, Max (von)

Max (von) Grunelius

Max (von) Grunelius
Fotografie.

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 5637).
Grunelius, Friedrich Adolf (eigentl.: Adolph) Max (seit 1900: von). Bankier. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 9.12.1870 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 11.1.1963 Ffm.
Zweiter Sohn des Bankiers Moritz Eduard Hermann (von) G. und dessen Ehefrau Auguste Marie Olga, geb. Freiin von Bethmann (1849-1925). Enkel von Peter Carl G. (1807-1867) und dessen zweiter Ehefrau Catharina Elisabeth, geb. von Saint-George. Zwei Geschwister: Carl Alexander (von) G. (1869-1938), späterer Landrat des Kreises Hersfeld (1906-21), und Friederike Louise Anna (von) G. (1875-1933). Verheiratet (seit 1900) mit Mathilde Bertha Emma von G., geb. Mumm von Schwarzenstein (1881-1940), einer Tochter des als „Champagner-Baron“ bekannten Kaufmanns Hermann Mumm (von Schwarzenstein; 1842-1904) und dessen Ehefrau Emma, geb. Passavant (1852-1922). Aus der Ehe von Max und Emma von G. stammten fünf Kinder: Ernst Eduard Hermann Max (1901-1987), Alexander Sigmund Carl Georg Rudolf, gen. Rudi (1903-1998), Olga Emma Agnes Elisabeth Bettina Marguerite (1905-1995), Renata (seit 1944 verh. von Bernus, 1916-2011) und Josephine Hermina Maximiliane Ehrengard Marielisa (seit 1958 verh. von Pufendorf, 1919-2006).
Von 1879 bis 1888 Besuch des Ffter Gymnasiums, abgegangen ohne Abitur. Solide Bankausbildung mit Volontariaten in London und Paris. Militärdienst in einem Berliner Gardekavallerieregiment. 1898/99 siebenmonatige Weltreise mit Stationen in Wien, Konstantinopel, Athen, Ägypten, Ceylon, Singapur, Siam, Kanton, Japan und den USA. Zum 1.1.1899 Eintritt als Teilhaber in das Privatbankhaus Grunelius & Co. in Ffm., an dem weiterhin sein Onkel Andreas Adolf von G. (1831-1912; Teilhaber seit 1854), sein Vater Eduard von G. (1843-1923; Teilhaber seit 1868) und sein Cousin Peter Carl von G. (1858-1911; Teilhaber seit 1886) beteiligt waren. Nach dem Tod von Carl und Adolf von G. und angesichts des Alters von Eduard von G. traten 1921 Emma von G., Ehefrau von Max von G., und Alexander von G., ältester Sohn von Eduard und Bruder von Max von G., als neue Teilhaber in das Bankgeschäft ein. In der Nachfolge von Alexander von G., der 1938 starb, nahm G. 1939 seinen ältesten Sohn Ernst Max von G. als Partner auf.
Spätestens seit den Zwanzigerjahren war Max von G. eine anerkannte Bankierspersönlichkeit und ein einflussreicher Netzwerker im Ffter Wirtschaftsleben; er gehörte mehreren Aufsichtsräten an, u. a. der Ffter Hypothekenbank (1912-54, als Vorsitzender 1935-46) und der „Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co.“ (EAG), war Mitglied im Beirat der Handelskammer (seit 1943 Gauwirtschaftskammer) und im Vorstand der Ffter Wertpapierbörse. Am 1.5.1933 trat G., der früher der Deutschen Volkspartei (DVP) angehört hatte, in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.274.900); zugleich erwarben seine Söhne Ernst Max und Rudolf von G. (der als Ingenieur tätig war) die Parteimitgliedschaft. Die Position von Max von G. zum und im Nationalsozialismus ist noch nicht abschließend erforscht; es liegt zwar neuerdings eine Untersuchung über den Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein und G. als dessen Vorsitzenden in der NS-Zeit vor (Bauer: Mitteldt. Kunstgewerbe-Verein in der Zeit d. NS 2016), aber insbesondere das Wirken G.’ als Bankier in der Leitung des Privatbankhauses Grunelius & Co., in den Aufsichtsräten anderer Banken und Unternehmen sowie in wichtigen Wirtschaftsgremien regionaler Reichweite zwischen 1933 und 1945 ist bisher kaum dokumentiert. Unter G.’ Führung war das Bankhaus Grunelius & Co. offenbar nicht grundsätzlich gegen eine Beteiligung an „Arisierungsgeschäften“ eingestellt. Belegt ist, dass sich Grunelius & Co. zumindest in einem Fall aktiv um die Übernahme einer Privatbank aus jüdischem Besitz bemühte und mit einem entsprechenden Angebot an die Inhaber der „arisierungsfälligen“ Bank herantrat, aber nicht zum Zuge kam. Daraufhin beschwerte sich Max von G. 1939 bei der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe (als zuständiger Unterabteilung des Reichswirtschaftsministeriums), dass seiner Bank „die Möglichkeit, ein jüdisches Geschäft zu übernehmen, nicht gegeben“ gewesen sei, „da die nichtarischen Inhaber mit uns vermutlich in Anbetracht unserer Zugehörigkeit zur NSDAP nicht verhandeln wollten“ (Schreiben von Max von G. an Carl [Wilhelm] Tewaag, 19.6.1939; zit. nach: Köhler: „Arisierung“ d. Privatbanken im Dritten Reich 2005, S. 312). Das Ffter Bankhaus Bass & Hertz, um das es hier ging, war am 2.8.1938 an B. Metzler seel. Sohn & Co. – und somit an die Ffter Konkurrenz von Grunelius & Co. – übertragen worden. Rückblickend, im Entnazifizierungverfahren vor der Ffter Spruchkammer im Frühjahr 1947, begründete Max von G. seinen Eintritt in die NSDAP damit, dass er geglaubt habe, als Parteimitglied das Bankhaus Grunelius & Co. wie auch den Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein eher vor einer Einflussnahme durch die Nazis schützen zu können. Obwohl Mitglied der Partei und weiterer NS-Organisationen (DAF, NSV, Reichsluftschutzbund und NS-Reichskriegerbund), wurde G. durch Entscheidung der Spruchkammer am 14.5.1947 in die Gruppe 4 (Mitläufer) eingestuft, da er sich „in keiner Weise aktiv für die Interessen der Partei eingesetzt, noch sich fördernd für den Nazismus betätigt“ habe. In der Nachkriegsgesellschaft genoss G. weiterhin den Ruf als „eine der (...) angesehensten Persönlichkeiten des privaten deutschen Bankgewerbes“, wie die FR anlässlich seines 80. Geburtstags am 9.12.1950 schrieb.
Seit seiner Rückkehr von der Weltreise 1899, auf der er sein Interesse für fernöstliche Kunst entdeckt hatte, engagierte sich G. auf kulturellem Gebiet in seiner Heimatstadt Ffm. Er trat in den Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Verein ein, dessen Vorstand er jahrzehntelang angehörte, seit 1907 als stellvertretender Vorsitzender, dann von 1928 bis 1957 als Vorsitzender und schließlich als Ehrenpräsident. Nach dem Ersten Weltkrieg leitete er die Verhandlungen mit dem Magistrat über die Verstadtlichung der vereinseigenen Institute, der Kunstgewerbeschule, des Kunstgewerbemuseums und der dazugehörigen Bibliothek, die per Vertrag vom 5.2.1921 rückwirkend zum 1.4.1920 aus dem Verbund der „Fft.ischen Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hilfswissenschaften“ (Polytechnische Gesellschaft) ausschieden, an die Stadt Ffm. übergingen und dadurch in ihrem Fortbestand gesichert wurden. Der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein, der sich daraufhin ebenfalls von der Polytechnischen Gesellschaft trennte (29.11.1921), fungierte seitdem hauptsächlich als Förderverein des Kunstgewerbemuseums und widmete sich der allgemeinen Pflege des Kunstgewerbes. In der NS-Zeit beteiligte sich der Kunstgewerbe-Verein, der unter G.’ Führung in jenen Jahren „zwischen Abgrenzung und Anpassung lavierte“ (Thomas Bauer), aktiv am kulturellen Leben in Ffm. Als Vertreter des Vereins gehörten G., Adolf Feulner und Georg Hartmann dem nach dem neuen Gemeindeverfassungsgesetz 1934 geschaffenen künstlerischen Beirat des Kulturamts an, der u. a. über die Ankaufs- und Ausstellungspolitik der Stadt mitentschied. Andererseits entzog sich der Verein bis zu einem gewissen Grad der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“, indem er etwa seine Satzung nicht auf das „Führerprinzip“ umstellte und auch nicht um einen „Arierparagraphen“ ergänzte, der allerdings nach dem Austritt der meisten jüdischen Mitglieder bis 1935 auch kaum mehr erforderlich gewesen wäre. Im Zweiten Weltkrieg endete die Vortragsreihe und damit offenbar die Tätigkeit des Kunstgewerbe-Vereins mit der Zerstörung des Veranstaltungsorts, des Gebäudes der früheren Kunstgewerbeschule (seit 1933: Städelschule, seit 1942 als Staatliche Kunsthochschule) in der Neuen Mainzer Straße 47 bei einem schweren Luftangriff am 25./26.11.1943; bei den Märzangriffen 1944 wurde das benachbarte Gebäude in der Neuen Mainzer Straße 49 mit dem Kunstgewerbemuseum (seit 1937: Museum für Kunsthandwerk) zerstört. Ein knappes Jahr nach Kriegsende, im März 1946, unternahm G. die Initiative zur „Wiederzulassung“ des Kunstgewerbe-Vereins, indem er den aus städtischen Diensten entlassenen Juristen Bruno Müller mit der Überarbeitung der Statuten beauftragte. Auf Einladung von G. traf sich zwei Jahre später (10.2.1948) der frühere Vorstand, um sich neu zu konstituieren (11.6.1948); eine neue Vereinssatzung wurde am 11.5.1951 durch die Mitgliederversammlung verabschiedet. Mit der Wiedereröffnung des Museums für Kunsthandwerk, zunächst im wiederaufgebauten Westflügel des Städel, erhielt der Kunstgewerbe-Verein im selben Monat (22.5.1951) seinen Sinn und Zweck zurück. Den Verein bedachten G. und dessen Familie mit großzügigen Schenkungen zugunsten des Museums, u. a. von Objekten aus chinesischem, Meißner und Höchster Porzellan; ein Schultertopf aus der chinesischen Ming-Zeit des 16. Jahrhunderts, der aus der Sammlung von G. stammt, gehört zu den wertvollsten Porzellanen des heutigen Museums Angewandte Kunst.
G. förderte weitere Stiftungen und Vereine, insbesondere zu wissenschaftlichen Zwecken, in Ffm. Er gehörte seit 1910 der Administration der Dr. Senckenbergischen Stiftung an und war seit 1903 Mitglied, seit 1919 Ewiges Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, verwaltete in seinem Bankhaus die Gelder der Stiftung und der Gesellschaft, half dem Bürgerhospital über die Inflationszeit hinweg und soll den ab 1933 amtierenden Vorsitzenden der Administration, den Arzt August de Bary, „als dessen Stellvertreter in dem Bemühen, die Stiftung und das freigemeinnützige Hospital einigermaßen unbeschadet durch die NS-Diktatur zu manövrieren“, unterstützt haben (Thomas Bauer). Außerdem war G. Vorstandsmitglied des Vereins für das Historische Museum, zeitweise als stellvertretender Vorsitzender, sowie Mitglied des Ffter Vereins für Geographie und Statistik (seit 1904) und der Ffter Bibliophilen-Gesellschaft, und er unterstützte das China-Institut (Seminar für Chinakunde und Chinaforschung) der Universität, dem er ab 1935 das Haus Untermainkai 18 (sein Elternhaus) als geeignete Räumlichkeit für dessen Bibliothek und Sammlungen vermietete.
Das gesellschaftliche Leben seiner Kreise in Ffm. gestaltete G. seit der Zeit um die Jahrhundertwende (schon vor seiner Heirat 1900) bis etwa zum Zweiten Weltkrieg (wahrscheinlich bis zum Tod seiner Ehefrau Emma 1940) lebhaft mit. So gehörte er zu dem von jüngeren Leuten 1895 gegründeten „Chokoladen-Club“, zeitweise als dessen Sekretär, und zu der ausschließlich auserwählten Herren („Rittern“) offenen „Bohnenrunde“ (seit 1913), zwei exklusiven Privatklubs, in denen sich die großbürgerliche Stadtgesellschaft traf. Auch arbeitete er im Festausschuss der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung (Ila) in Ffm. 1909 mit.
Seit seiner Heirat mit Emma Mumm von Schwarzenstein (1900) wohnte Max von G. im Haus Untermainkai 26, das zunächst die Schwiegereltern Hermann und Emma Mumm von Schwarzenstein zur Verfügung stellten und 1905 in das Eigentum von Max von G. überging. Als Sommersitz nutzten Max von G. und seine junge Familie die Villa St. Georgen vor Oberrad, die seinen Eltern Eduard und Olga von G. gehörte und sich bis zum Verkauf 1925 in Familienbesitz befand.
Beigesetzt in einer der Familiengrabstätten auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann B 95-97).
Als begeisterter Amateurfotograf nahm G. während seiner Weltreise 1898/99 zahlreiche Bilder mit zwei Plattenkameras (im Format 18 x 24 cm und 9 x 12 cm) auf. Diese Fotografien befinden sich im Besitz des früheren Museums für Kunsthandwerk [seit 2000/13: Museum (für) Angewandte Kunst] in Ffm., das schon mehrfach eine Auswahl in einer Ausstellung zeigte (Fotos aus Siam und Japan, 1960; „Eine Reise um die Welt im Jahre 1898“, 1989; 2006).
Marguerite von G. schenkte dem heutigen ISG vier Erinnerungsalben ihrer Mutter Emma von G., geb. Mumm von Schwarzenstein („Emma-Alben“): In diesen großformatigen „Scrapbooks“ hat Emma ihr Leben in den Familien Mumm von Schwarzenstein und von G. von 1894 bis 1914 mit zahlreichen eingeklebten Fotografien und Andenken bunt illustriert und eindrucksvoll dokumentiert.

Lexika: Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 173.
Literatur:
                        
Majer-Leonhard, Hans (Hg.): Altfrankfurter Firmen-Handbuch. Im Auftrag der Genealogischen Gesellschaft zu Ffm. hg. (...). Ffm. 1925, Nachtrag 1927.Altfrankfurter Firmen-Handbuch 1925, S. 76. | Bauer, Thomas: „Mit lebhaftem Bedauern und aufrichtigem Dank“. Der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein in der Zeit des Nationalsozialismus. Ffm. 2016.Bauer: Mitteldt. Kunstgewerbe-Verein in der Zeit d. NS 2016, bes. S. 14-20, 23, 25f., 32f., 35, 40, 50-53, 57, 59-61, 64f. | Bauer, Thomas: In guter Gesellschaft. Die Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft in Ffm. Hg. v. d. Polytechnischen Gesellschaft e. V. Ffm./Wiesbaden 2010.Bauer: Polytechn. Ges. 2010, S. 103f. | Bary, August de: Geschichte der Dr. Senckenbergischen Stiftung 1763-1938. Ffm. 1938.de Bary: Dr. Senckenbergische Stiftung 1938, S. 288. | Farnung, Sebastian: Kulturpolitik im Dritten Reich am Beispiel Ffter Museen. Ffm. 2016. (Studien zur Ffter Geschichte 63).Farnung: Kulturpolitik im Dritten Reich am Beispiel Ffter Museen 2016, S. 57, 126. | Klötzer, Wolfgang: Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die Ffter Familie Grunelius. Erweiterte Fassung des Vortrags vom 20. November 2007 im Museum für Angewandte Kunst vor dem Kunstgewerbeverein in Ffm. Ffm. 2007.Klötzer: Familie Grunelius 2007, S. 15-20, 24. | Köhler, Ingo: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung. München 2005. (Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 14).Köhler: „Arisierung“ d. Privatbanken im Dritten Reich 2005, S. 312. | Lepsius, Bernhard/Wachsmuth, Richard (Hg.): Denkschrift der Ersten Internationalen Luftschiffahrts-Ausstellung (Ila) zu Ffm. 1909. Offizieller Bericht. Bd. I: Wissenschaftliche Vorträge. Bd. II: Ergebnisse. Berlin 1910/11.Lepsius/Wachsmuth (Hg.): Denkschrift d. Ersten Internat. Luftschiffahrts-Ausstellung (Ila) zu Ffm. 2 (1911), S. 7. | Seng, Joachim: Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn. Das Freie Deutsche Hochstift – Ffter Goethe-Museum 1881-1960. Göttingen 2009.Seng: Freies Deutsches Hochstift 2009, S. 362, 453. | Wörner, Birgit: Ffter Bankiers, Kaufleute und Industrielle. Werte, Lebensstil und Lebenspraxis 1870 bis 1930. Wiesbaden/Ffm. [2011]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bürgerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 9).Wörner: Ffter Bankiers, Kaufleute u. Industrielle 2011, S. 124-130, 206f.
Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, ehem. Berlin Document Center, NSDAP-Mitgliederkartei („Gaukartei“). | Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Spruchkammerakten, Best. 520/F (A-Z) Grunelius, Max, R. 4638 K. 1375. | ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.ISG, Nullkartei. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/32.

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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Grunelius, Familie (von). In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2674
Die Autorenangabe bezieht sich auf den Artikel über die Familie. Die Angaben zu Autoren der hier ebenfalls dargestellten Personenartikel finden Sie, indem Sie auf die Namen der einzelnen Personen klicken.

Stand des Artikels: 30.12.2017
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 10.2017.