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Löwenthal, Leo

Löwenthal, Leo. Prof. Dr. rer. pol. Dr. phil. h. c. mult. Soziologe. * 3.11.1900 Ffm., † 21.1.1993 Berkeley (USA).
L. entstammte der jüdischen Mittelschicht in Ffm. Sein Vater Victor L. war Arzt.
Während seiner Schulzeit in Ffm. lernte L. Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer kennen. Nach dem Notabitur und einigen Monaten Militärdienst in der Nähe Fft.s 1918 begann er ein Studium in Ffm., später auch in Gießen und Heidelberg, nach eigenem Bekunden „ohne festes Ziel, eigentlich alles außer Medizin“. An der Ffter Universität gründete er bereits 1918 eine sozialistische Studentengruppe. Zu dieser Zeit begann auch seine Mitarbeit am Ffter Freien Jüdischen Lehrhaus (erste Veröffentlichung 1921). 1923 Promotion zum Dr. rer. pol. in Ffm. mit einer Arbeit über „Die Sozialphilosophie Franz von Baaders. Beispiel und Problem einer religiösen Philosophie”. Seit 1924 war L. Mitarbeiter bei der Ffter Beratungsstelle für ostjüdische Flüchtlinge, die sich aufgrund ihrer traditionell-religiösen Lebensweise nur schwer assimilierten. 1926 scheiterte sein Versuch, sich bei dem Ffter Philosophen Hans Cornelius zu habilitieren (Manuskript: „Die Philosophie des Helvétius“). Nach dem Staatsexamen arbeitete L. daraufhin von 1927 bis 1930 als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Philosophie an der Liebig-Oberrealschule in Ffm.-Bockenheim. Daneben war er von 1928 bis 1933 Dozent an der Ffter Volkshochschule. 1930 wurde L. voller Mitarbeiter am 1924 gegründeten Ffter Institut für Sozialforschung, dem wissenschaftlichen Zentrum der „Ffter Schule“ (ein Begriff, den L. nicht sonderlich schätzte). Von 1932 bis zu deren Einstellung war L. geschäftsführender Redakteur der von Max Horkheimer herausgegebenen „Zeitschrift für Sozialforschung“, des Sprachrohrs der am Institut für Sozialforschung begründeten „Kritischen Theorie“. Als fähiger Organisator wurde L. schon ab 1930 mit der Aufgabe betraut, die Emigration des Instituts personell und wirtschaftlich vorzubereiten. 1933 blieb er daher als letzter Mitarbeiter in Ffm., um die möglichst reibungslose Übersiedlung des Instituts zunächst nach Genf und später in die Vereinigten Staaten zu gewährleisten. 1934 folgte L. schließlich dem Institut ins amerikanische Exil. Im Gegensatz zu Adorno und Horkheimer kehrte L. nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nach Deutschland zurück. Seit 1955 war er Professor für Soziologie an der Universität Berkeley. In den Achtzigerjahren besuchte L. mehrmals Ffm., zuerst 1982, als die Stadt ihn mit der Goetheplakette auszeichnete, zuletzt am 1.10.1989, als ihm in der Paulskirche der Adorno-Preis verliehen wurde.
Die eigenständige Forscherpersönlichkeit L.s mit ihrem ausgeprägt literatur-soziologischen Ansatz wurde erst spät erkannt. Die Erforschung der Geschichte der Ffter Schule förderte jedoch immer deutlicher L.s starken geistigen, neue Forschungsansätze vertiefenden Einfluss auf die „Kritische Theorie“ zutage. Gegen eine allzu beliebige Rezeption und Vereinnahmung dieser Forschungsbewegung engagierte sich L. noch im hohen Alter, so auch in seiner kritisch-angriffslustigen Rede anlässlich der Entgegennahme des Adorno-Preises in Ffm.
Nachlass im Archivzentrum der UB Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 467f., verfasst von: Reinhard Frost.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Literatur:
                        
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 283. | Estelmann, Frank/Zegowitz, Bernd (Hg.): Literaturwissenschaften in Ffm. 1914-1945. Göttingen [Copyright 2017]. (Schriftenreihe des Ffter Universitätsarchivs 7).Jansen, Peter-Erwin: Die Doppelfunktion literarischer Werke: Ideologiekritik und Utopie. Zu den ersten literatursoziologischen Arbeiten Leo Löwenthals aus den 1920er Jahren. In: Estelmann/Zegowitz (Hg.): Literaturwissenschaften in Ffm. 2017, S. 99-109. | Heuer, Renate/Wolf, Siegbert (Hg.): Die Juden der Ffter Universität. Mit einem Vorw. v. Notker Hammerstein. Unter Mitarbeit von Holger Kiehnel u. Barbara Seib. Ffm./New York 1997. (Campus Judaica 6).Heuer/Wolf (Hg.): Juden d. Ffter Univ. 1997, S. 476-479. | Reijen, Willem van/Schmid Noerr, Gunzelin (Hg.): Grand Hotel Abgrund. Eine Photobiographie der kritischen Theorie. Hamburg 1988.Reijen/Schmid Noerr (Hg.): Grand Hotel Abgrund 1988, S. 88-91.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/11.044.
Internet: Virtuelle Ausstellung mit 20 Porträts von Ffter Literaturwissenschaftlern 1914-1945, ein Projekt im Rahmen von „USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen“ der Goethe-Universität, Ffm., 2014. https://use.uni-frankfurt.de/literaturwissenschaftler/loewenthal/Ffter Literaturwissenschaftler, 4.9.2015.

GND: 118574019 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Frost, Reinhard: Löwenthal, Leo. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3108

Stand des Artikels: 28.1.1993