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Mylius, Carl Friedrich

Bedeutendster Architekturfotograf Fft.s in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Carl Friedrich Mylius

Carl Friedrich Mylius
Fotografie von Gottfried Vömel (um 1906; Ausschnitt).

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 10376).
Mylius, Carl Friedrich. Fotograf. * 10.1.1827 Ffm., † 23.5.1916 Ffm.
Jüngster Sohn eines Uhrmachers, der 1802 von der Bergstraße nach Ffm. gezogen war und das Bürgerrecht erworben hatte. Beide Eltern starben früh.
Nach dem Besuch der Katharinenschule begann M. 1841 eine Lehre in der lithografischen Anstalt von Bernhard Dondorf. Dort lernte er wahrscheinlich die Technik der gerade erfundenen Fotografie kennen, mit der Dondorf damals experimentierte. Von Dezember 1842 bis Juli 1843 besuchte M. das Städelsche Kunstinstitut, wo er u. a. Elementarunterricht bei Jakob Becker erhielt. Nach Abschluss der Ausbildung als Lithograf begab sich M. 1846 auf Wanderschaft nach Karlsruhe, Nürnberg, Leipzig und Wien. 1850 hielt er sich wieder für kurze Zeit in Ffm. auf und erlernte das Fotografieren. Im Spätsommer 1850 ließ er sich in Nürnberg nieder und arbeitete vermutlich in der lithografischen Anstalt von Theodor Rothbart. 1852 heiratete er Sophie Magdalene Schultheiß (1828-1911) und gründete eine eigene „Photographische Anstalt“ in Nürnberg. Nach Aufenthalten in Antwerpen und Elberfeld wurde M. in Ffm. sesshaft und eröffnete im März 1854 sein „Photo-Atelier“ in der Biebergasse 3, das er in diesem Haus bis 1889 betrieb. Zunächst fertigte er Porträts an, spezialisierte sich aber sehr bald auf Ansichten der Stadt Ffm. und der näheren Umgebung. Seine Fotografien bot er in Buchhandlungen als Souvenir für Touristen an. Daneben übernahm er Auftragsarbeiten für private Kunden und auch für die Stadt Ffm. 1864 zeigte er etliche Fotografien in der Ausstellung „Kunst und Industrie in Fft.“. M. lebte zurückgezogen, war Mitglied des Ffter Bürgervereins von 1848, nicht aber z. B. des Ffter Vereins zur Pflege der Photographie. 1867 war er dem Freien Deutschen Hochstift beigetreten und wurde 1874 zu dessen Ehrenmitglied und Meister ernannt; dies ermöglichte ihm, seine Fotografien den Besuchern des Goethehauses zum Kauf anzubieten. Nach der Auflösung seines Ateliers 1889 beschäftigte sich M. als Ruheständler mit seinem Hobby, der Aquarellmalerei. Er starb 1916. Vor ihm waren bereits seine Frau und vier Kinder gestorben; nur die Tochter Johanne Sophie Elisabeth, gen. Jenny, M. (1853-1932) überlebte ihn. Sie ließ im Dezember 1916 seinen Nachlass versteigern.
M. zählt zu den herausragenden deutschen Architekturfotografen seiner Zeit. Die ersten Ffter Stadtansichten von ihm sind auf 1855 zu datieren. In der Folgezeit bekam M. zahlreiche Aufträge, z. B. von der Stadt Ffm. zur Illustration des Festbuchs zum Fürstentag 1863 mit zwei Ansichten vom Römer, von der Administration der Cronstetten-Stiftung zur detaillierten Dokumentation von deren Stiftsgebäude vor dem Abriss 1864, von der Familie Andreae-Winkler, die sich in ihrem Wohnsitz im Neuen Schloss in Höchst fotografieren ließ, oder von Bürgern, die sich vor ihren Villen und Gärten im Bild präsentierten. Das eigentliche Lebenswerk von M. war die Dokumentation des Ffter Stadtbilds und seiner Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. So hat er viele Gebäude vor dem Abriss fotografiert, Veränderungen in Straßenzügen festgehalten und bestimmte Motive im Abstand von mehreren Jahren erneut aufgenommen. Eines seiner Hauptwerke ist das Mainpanorama von 1860/61, das aus 32 aneinandergereihten Aufnahmen besteht, die das nördliche und das südliche Mainufer lückenlos darstellen. Einen Teil dieses Panoramas gab er auch als Kurzfassung in einer Mappe mit dem Titel „Untermainkai“ heraus. Ein weiteres Hauptwerk ist seine Mappe mit Bildern vom Dom vor dem Brand („Die Wahl- und Krönungs-Kirche der deutschen Kaiser St. Bartholomäi in Ffm.“, Text: Ernst Kelchner, 1866). Gelegentlich fotografierte er auch Zeitereignisse, wie z. B. den Aufenthalt von französischen Kriegsgefangenen im Lazarett auf der Pfingstweide 1870/71.
Seine Aufnahmen, die M. stets sorgfältig vorbereitete, zeigen seinen künstlerischen Blick. Sie sind durchweg stilvoll und wirken anschaulich, auch wenn wegen der damals noch langen Belichtungszeit meist keine Personen zu sehen sind. Zur Arbeitstechnik von M. gehörte, dass er oft mehrere Aufnahmen hintereinander gemacht hat; die einzelnen Varianten kann man u. a. daran erkennen, dass der Schatten weitergewandert ist oder Fenster in der Zwischenzeit geöffnet oder geschlossen wurden. M.’ Selbstverständnis als Künstler wird auch dadurch belegt, dass er seine Abzüge teils im Bild, teils auf dem Karton signierte.
Schon früh war M. für seine Stadtansichten weit über Ffm. hinaus bekannt. Bereits 1858 beauftragte ihn die Leipziger Illustrirte Zeitung, Arthur Schopenhauer zu porträtieren, und in den 1860er Jahren druckten die Leipziger Illustrirte und das in Stuttgart erscheinende Blatt „Über Land und Meer. Allgemeine Illustrirte Zeitung“ einige Holzschnitte nach seinen fotografischen Vorlagen ab. M. verkaufte seine Ansichten teils lose zum Einkleben in Reisealben, vor allem aber einzeln auf Karton aufgezogen mit Signatur, ferner in Mappen (z. B. mit dem Titel „Erinnerung an Ffm.“), in kleinen Alben, als Carte de Visite und auch als Souvenirblatt. Auswärtige Architekten erwarben von ihm Fotos von Ffter Gebäuden als Ideengeber, und Musterblätter aus seinem Atelier gingen als Ausbildungsmaterial an Kunstschulen in Deutschland, z. B. an die Städelschule, und bis nach Amerika und Australien. Einzelne touristische Ansichten wurden auch von den fotografischen Verlagen von Theodor Creifelds in Köln und E. Ziegler in Paris übernommen und mit deren eigenem Blindstempel auf dem Untersatzkarton vertrieben.
M. sammelte nebenbei alte Stiche mit Ffter Motiven, die er reproduzierte und im Kabinettformat für 75 Pfennig das Stück anbot, auch in einer Sammelmappe mit dem Titel „Ffm. in der guten alten Zeit“ (um 1880) veröffentlichte, die in der Lokalpresse große Aufmerksamkeit fand. Solche Stiche dienten ihm auch als Vorlagen für sein Hobby, die Aquarellmalerei; bekannt sind ferner ein paar Genre-Motive von ihm. Einige Bilder malte M. bereits während seiner Berufszeit, die meisten aber im Ruhestand. Die Aquarelle lassen zwar einen eigenen Stil erkennen, sind aber künstlerisch nicht so bedeutend wie seine Fotografien.
Aus Verbundenheit mit seiner Vaterstadt hat M. zahlreiche Aufnahmen dem Historischen Museum geschenkt, um das alte Stadtbild der Nachwelt zu überliefern. Viele seiner Fotos sind in dem von Carl Friedrich Fay herausgegebenen Mappenwerk „Bilder aus dem alten Ffm.“ (1896-1911) abgedruckt sowie im „Bilderatlas zur Geschichte der Stadt Ffm.“ (1916), in den Bildbänden „Das schöne Gesicht von Ffm.“ (1924/29) und „Die schöne Umgebung von Ffm.“ (1925) enthalten. In den 1920er Jahren gab der Verlag von Gottfried Vömel zahlreiche der von M. fotografierten Ansichten als Postkarten heraus und machte sie damit dem breiten Publikum zugänglich. Auf seine Fotografien wird bis heute in stadtgeschichtlichen Büchern und Bildbänden zurückgegriffen.
Es sind rd. 800 verschiedene Stadtansichten (einschließlich der Varianten einzelner Motive) von M. überliefert. Eine umfangreiche Sammlung besitzt das HMF. Weitere Originalabzüge befinden sich im ISG, im Städel Museum und in Privatsammlungen, belichtete Glasplatten (Negative) im ISG.
Zum 150. Geburtstag 1977 Ausstellung „Carl Friedrich Mylius photographiert Frankfurt“ im Forum Stadtsparkasse in Ffm. 2019 Kabinettpräsentation „Frühe Fotografien von Carl Friedrich Mylius“ im Städel Museum. Werke von M. waren außerdem vertreten in der Gedächtnis-Ausstellung Ffter Photographen (1922), in Ausstellungen im HMF (1977, 1982) und im Haus Giersch (2003), alle in Ffm., sowie in Köln (1979) und im Stadtmuseum München (2012/13).

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Eberhard Mayer-Wegelin.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 78f., verfasst von: Reinhard Frost.

Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 408. | Thieme, Ulrich/Becker, Felix: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. Leipzig 1907-50.Thieme/Becker 25 (1931), S. 306.
Literatur:
                        
Bartetzko, Dieter/Hoffmann, Detlef/Junker, Almut/Schmidt-Linsenhoff, Viktoria [Hg.]: Fft. in frühen Photographien 1850-1914. München 1977, Neuaufl. 1988.Bartetzko u. a. (Hg.): Fft. in frühen Photographien 1977, Neuaufl. 1988, S. 27-31, 66-71, 78f., 84-87, 92-95, 98-107, 112-115, 126f., 228f. | Frühe Photographie im Rhein-Main-Gebiet 1839-1885. Katalog zur Ausstellung im Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst. Redaktion: Manfred Großkinsky, Birgit Sander. Ffm. 2003.Kat. Frühe Photographie im Rhein-Main-Gebiet 2003, S. 280f. | Mayer-Wegelin, Eberhard (Hg.): Das alte Fft. Photographien von 1855-1890 von Carl Friedrich Mylius. München 2014.Mayer-Wegelin (Hg.): Photographien von Carl Friedrich Mylius 2014. | Mayer-Wegelin, Eberhard [Hg.]: Frühe Photographie in Ffm. 1839-1870. München 1982.Mayer-Wegelin: Frühe Photographie in Ffm. 1982, S. 37-39, 51-53; Nr. 39, 41, 52-61, 65-84, 90-99, 101, 105, 107-122. | Vogt, Günther: Carl Friedrich Mylius photographiert Fft. [Ffm.] 1977.Vogt: Mylius photographiert Fft. 1977.
Quellen: Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Häußler, Bernd: „Ein photographischer Bewahrer des Stadtbildes“. Vor 75 Jahren starb der Fotograf Carl Friedrich Mylius / Bilder des alten Fft. In: FAZ, Nr. 118, 24.5.1991, S. 60. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.053. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/28.142 (Carl Friedrich Mylius, Fotograf).
Internet: Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/174250452Hess. Biografie, 23.10.2020. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_MyliusWikipedia, 26.10.2020.

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Empfohlene Zitierweise: Mayer-Wegelin, Eberhard: Mylius, Carl Friedrich. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/594

Stand des Artikels: 2.11.2020
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 11.2020.