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Thümen, Achaz von

Achaz von Thümen

Achaz von Thümen
Fotografie.

© Universitätsarchiv Frankfurt am Main (UAF Best. 854 Nr. 2001).
Thümen, Achaz Albrecht von. Jurist. * 17.9.1911 Dessau, † 18.1.1998 Zürich.
Besuch des Gymnasiums in Gießen (1917-29) und Brandenburg/Havel (1929-31). 1931 Abitur. Von 1931 bis 1935 Studium der Rechtswissenschaften in Gießen, Rostock, Wien und Berlin. Von 1935 bis 1936 einjährig-freiwilliger Militärdienst. Von 1936 bis 1938 juristischer Vorbereitungsdienst, u. a. als Regierungsreferendar in Magdeburg. Im Oktober 1939 zweite juristische Staatsprüfung. Seit 1939 Regierungsassessor, später Regierungsrat beim Regierungspräsidium in Magdeburg. Von 1939 bis 1946 Kriegsdienst und -gefangenschaft. Zugleich (1942) Versetzung als Lebenszeitbeamter an das Landratsamt in Calw/Württemberg. Dort das Amt infolge des Kriegs nicht angetreten. Daher von 1946 bis 1950 Dienstenthebung. Tätigkeit als Privatsekretär. 1950 Wiedereinstellung in den Staatsdienst beim Württembergisch-Hohenzollernschen Finanzministerium, zuerst in Tübingen, dann beim Landratsamt Calw. Im Juli 1955 Abordnung an das Hessische Finanzministerium in Wiesbaden. Im Mai 1956 wurde T. als Regierungsrat hessischer Beamter. Drei Jahre lang (1958-61) wirkte er als Verwaltungsdirektor der Universität Marburg. Im Juli 1961 wurde T. vom Großen Rat der Universität Ffm. zum Kurator gewählt. Als solcher war er neben dem Rektor verantwortlich für Finanzen, Personal und allgemeine Verwaltung der Universität, deren Trägerschaft in dieser Zeit (1967) von der Stadt auf das Land überging. Das neue Hessische Hochschulgesetz 1970/71 änderte Amt und Bezeichnung vom Kurator zum Kanzler. Nicht recht zufrieden mit diesem Wechsel, blieb T. dennoch als Kanzler bis zu seiner Pensionierung Ende September 1976. Im Jahr zuvor hatte er versucht, zum Präsidenten der Universität gewählt zu werden; er unterlag jedoch dem Betriebswirt Prof. Hans-Jürgen Krupp (1975).
In der Amtszeit von T. als Kurator der Universität wurde der Campus Bockenheim noch erweitert und baulich verdichtet: Es entstanden weitere der typischen Universitätsbauten von Ferdinand Kramer (u. a. die Mensa, später: Alte Mensa oder Labsaal, 1962/63, und das Hörsaalgebäude II, 1964-66) sowie, nach Kramers Pensionierung als Universitätsbaudirektor 1964, das Juridicum (Architekt: Heinrich Nitschke nach ersten früheren Planungen von Ferdinand Kramer, 1967-70) und der AfE-Turm (Architekt: Land Hessen, 1970-72; gesprengt 2014). Auch den Beschluss, den Niederurseler Hang – den heutigen Riedberg – als Universitätsgelände auszubauen, bereitete T. mit vor. Anfänglich als zweite Ffter Universität gedacht, wurden damals nur einige beengte naturwissenschaftliche Institute dorthin ausgelagert.
T. liebte es nicht, in der Öffentlichkeit hervorzutreten. Er lebte zurückgezogen und ging neben seinen Pflichten als „preußischer Beamter“, als der er sich verstand, seinen sportlichen und privaten Neigungen nach. Geschichte und Astrologie gehörten dazu. Der passionierte Straßenbahnfahrer begeisterte sich für den Fußball und wirkte lange im Verwaltungsrat der Ffter Eintracht mit, zeitweise (1966-73) als dessen Vorsitzender. 1973 wurde er, der „stets zerknittert wirkende Edelmann“, wie die FAZ einmal schrieb, zum Präsidenten des Sportvereins gewählt. In seine bis 1981 währende Amtszeit fielen große Fußballerfolge der Eintracht, drei DFB-Pokalsiege (1974, 1975 und 1981) und der UEFA-Pokalgewinn (1980).
Mit der Entwicklung der Bundesrepublik nicht einverstanden, gab T. einige Jahre nach seiner Pensionierung (1976) sein Haus in Bad Homburg auf und siedelte in die Schweiz über.
Bereits 1931 in die NSDAP eingetreten, konnte T. nach dem Krieg recht klare Zeugnisse beibringen, die bestätigten, dass er sich spätestens Mitte der Dreißigerjahre vom Nationalsozialismus abgewandt habe, was seinen Parteibeitritt eher als „Jugendsünde“ erscheinen ließ. Dementsprechend wurde er von der Spruchkammer in Nordrhein-Westfalen entlastet. Vor seinem Wechsel in den hessischen Staatsdienst holte das Ministerium wegen T.s früher Parteimitgliedschaft entsprechende Erkundigungen, u. a. beim baden-württembergischen Verfassungsschutz, ein, die ihn als pflichtbewussten, politisch unauffälligen Beamten mit „einer klar-positiven Einstellung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ empfahlen.
Mitglied des Rotary Clubs Ffm.
1996 Ernennung zum Ehrenpräsidenten der Ffter Eintracht.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Notker Hammerstein.

Literatur:
                        
Hammerstein, Notker: Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Ffm. Band II: Nachkriegszeit und Bundesrepublik 1945-1972. Göttingen 2012.Hammerstein: JWGU II 2012, S. 431-437, 510f., 562, 656f., 670, 674.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.593.

GND: 1114760218 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hammerstein, Notker: Thümen, Achaz von. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7999

Stand des Artikels: 28.5.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2015.