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Neufville, Eduard de

Eduard de Neufville

Eduard de Neufville
Fotografie (aus Der Friede u. die Kirchen 1909, S. 25).

© Bendix Balke, Ffm.
Neufville, Jacob Friedrich Eduard (auch: Edouard) de. Bankier und Kaufmann. Ökumenischer Friedensaktivist. * 26.1.1857 Ffm., † 7.9.1942 Blonay (Schweiz).
Jüngstes von acht Kindern des Bankiers Johann Robert de N. (1810-1870) und dessen Ehefrau Maria Magdalene, geb. Rohmer (1818-1900). Bruder von Johann Gustav Adolf und Carl de N. Die ursprünglich adelige Familie gehörte seit zehn Generationen zu den führenden Kaufleuten und Bankiers Fft.s; der von ihm gelegentlich benutzte Titel „Baron“ kam de N. jedoch nicht zu.
Ursprünglich Bankier und Kaufmann, konnte de N. bereits früh vom Familienvermögen leben. Er engagierte sich ehrenamtlich als Präses-Diakon in der Ffter Französisch-reformierten Gemeinde und war durch deren Pfarrer Jean Louis Bonnet und Charles Correvon von einer ökumenisch offenen Erweckungsbewegung geprägt. Entgegen dem vorherrschenden Nationalismus und Militarismus widmete sich de N. der internationalen Friedensarbeit. Von 1903 bis in den Ersten Weltkrieg war er stellvertretender Vorsitzender des Ffter Friedensvereins, nahm seit 1902 an den Friedenskonferenzen der Deutschen Friedensgesellschaft und den jährlichen Weltfriedenskongressen teil und gehörte von 1907 bis 1922 zum Rat des Internationalen Friedensbüros, das 1910 den Friedensnobelpreis erhielt. Die Friedensbewegung unterstützte er in zahlreichen Organisationen, Reisen und Kongressen mit ausgeprägten diplomatischen Fähigkeiten, etwa als ihr Repräsentant bei der Zweiten Friedenskonferenz von 44 Regierungen in Den Haag 1907, sowie mehrfach mit erheblichen Finanzmitteln.
Gemeinsam mit dem englischen Unterhausabgeordneten Allan Baker organisierte de N. 1908 und 1909 deutsch-englische Friedensfahrten mit 131 bzw. 109 hochrangigen Vertretern von evangelischen Landeskirchen, Freikirchen und der römisch-katholischen Kirche sowie der theologischen Wissenschaft, die zu Meilensteinen der ökumenischen Bewegung wurden. Daraus entwickelte sich der Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen, einer der Vorläufer des Ökumenischen Rats der Kirchen.
Eduard de N. setzte sich so konsequent wie nur wenige im deutschen Protestantismus vor und im Ersten Weltkrieg für den Weltfrieden ein. Sein Engagement verband ihn mit seiner Frau, der dänisch-niederländischen Kaufmannstochter Sara Brandt (1859-1946), und seiner einzigen Tochter Cécile (1889-1969), die 1916 den Schweizer Edouard Couvreu de Deckersberg heiratete und an deren Wohnort Blonay in der Schweiz er 1922 von Ffm zog.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Bendix Balke.

Lexika: Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Pohl, Manfred: Neufville, de. Ffter Kaufmanns- und Bankiersfamilie. In: NDB 19 (1999), S. 119f.
Literatur:
                        
Bornemann, Wilhelm: Die Friedensfahrt deutscher Kirchenmänner nach England. Skizzen zum Andenken und Nachdenken. Gießen 1908.Bornemann: Friedensfahrt dt. Kirchenmänner nach England 1908. | Clements, Keith: Ecumenical Dynamic. Living in More Than One Place at Once. Genf 2013. Clements: Ecumenical Dynamic 2013, S. 57-76. | Dam, Harmjan: Der Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen 1914-1948. Eine ökumenische Friedensorganisation. Mit einem Vorwort v. Konrad Raiser. Ffm. 2001.Dam: Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen 2001, S. 18-40. | Der Friede und die Kirchen. / Peace and the churches. Zur Erinnerung an den Besuch in England, abgestattet von Vertretern der Deutschen Christlichen Kirchen vom 26. Mai bis 3. Juni 1908, einschließlich des Besuchs in Schottland vom 3. bis 7. Juni 1908. London [u. a.] 1909.Der Friede u. die Kirchen 1909. | Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. III, S. 265-269; IV.2, S. 640-642. | Donat, Helmut/Holl, Karl (Hg.): Die Friedensbewegung. Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Mit einem Vorwort v. Dieter Lattmann. Düsseldorf 1983. (ETB 10024; Hermes-Handlexikon).Donat/Holl (Hg.): Friedensbewegung 1983, S. 281. | Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung (KGV). Bisher 63 Jahrgänge. Darmstadt/Kassel 1949-2012.Balke, Bendix: Eduard de Neufville und Charles Correvon: Zwei Pioniere der ökumenischen Friedensarbeit aus der Französisch-reformierten Gemeinde Ffm. vor und im Ersten Weltkrieg. In: Jb. d. Hess. Kirchengeschichtl. Vereinigung 65/66 (2014/15), S. 249-292. | Ökumenische Rundschau. Eine Vierteljahreszeitschrift. Bisher 64 Jahrgänge. Leipzig 1952-2015.Voigt, Karl Heinz: Von der ökumenischen Friedensfahrt 1908 bis zur Bildung der ACK 1948. In: Ökumenische Rundschau 58 (2009), S. 235-250. | Quidde, Ludwig: Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914-1918. Aus dem Nachlaß Ludwig Quiddes hg. v. Karl Holl unter Mitwirkung v. Helmut Donat. Boppard am Rhein 1979. (Schriften des Bundesarchivs 23).Quidde: Der dt. Pazifismus wd. d. Weltkrieges 1979, S. 28 u. 42. | Scheer, Friedrich-Karl: Die Deutsche Friedensgesellschaft (1892-1933). Organisation, Ideologie, politische Ziele. Ein Beitrag zur Geschichte des Pazifismus in Deutschland. Ffm. 1981.Scheer: Dt. Friedensgesellschaft 1981, S. 193f. | Siegmund-Schultze, Friedrich (Hg.): Friendly Relations between Great Britain and Germany. Souvenir volume of the visit to Germany of representatives of the British Christian Churchs, June 7th to 20th 1909. Ed. on behalf of the Kirchliches Komitée zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen zwischen Groß-Britannien und Deutschland. Berlin 1909.Siegmund-Schultze (Hg.): Friendly Relations between Great Britain and Germany 1909. | Voigt, Karl Heinz: Ökumene in Deutschland. Internationale Einflüsse und Netzwerkbildung. Anfänge 1848-1945. Göttingen 2014. (Kirche – Konfession – Religion 62).Voigt: Ökumene in Deutschland 2014, S. 26f., 32f., 91-97. | Wehberg, Hans: Die Führer der deutschen Friedensbewegung 1890-1923. Leipzig 1923.Wehberg: Führer d. dt. Friedensbewegung 1923, S. 44-46.

GND: 116954299 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Balke, Bendix: Neufville, Eduard de. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/8635

Stand des Artikels: 2.3.2015
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 03.2015.