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Tiedemann, Lotte

Lotte Tiedemann
Lotte Tiedemann
Fotografie (aus: Jb. Gebende Hände 1959, S. 5).
© unbekannt. Das Foto wurde in dem o. g. Jahrbuch 1959 ohne Angabe des Fotografen/der Fotografin publiziert.
Tiedemann, Lotte. Schriftstellerin. Sprecherin. * 5.4.1901 (Wuppertal-)Barmen, † 2.11.1971 Bad Homburg v. d. H.
Aus künstlerischer Familie. Tochter des Lehrers und späteren Studienrats Paul T.
Aufgewachsen in Wiesbaden (seit 1906). Dort von 1907 bis 1918 Schulbesuch, zuletzt am Privaten Lyzeum Schaus, abgeschlossen mit der Lyzeumsreife. Tätigkeit als freiwillige Helferin in der Kinderpflege in einer Krippe in Wiesbaden. Von 1920 bis 1921 Absolvieren eines kaufmännischen Kurses für Stenografie, Maschineschreiben und Buchführung bei einer Privathandelslehrerin in Wiesbaden. Von 1921 bis 1924 Ausbildung zur Sprecherin (Rezitatorin) bei der Schauspiellehrerin Gräfin Irma Villeneuve in Wiesbaden. Wohl bereits um 1920/21 Anfänge als Schriftstellerin mit ersten Veröffentlichungen in Wiesbadener Zeitungen (u. a. im Feuilleton des Wiesbadener Tagblatts), zunächst Gedichte, bald auch Kurzgeschichten und Novellen. Im Mai 1923 nach der Ausweisung des Vaters als preußischer Beamter während der französischen Besetzung des Rheinlands allein in Wiesbaden zurückgeblieben, verdiente T. ihren Lebensunterhalt mit einer Morgenstelle als Hausgehilfin, der Schriftstellerei und Privatstunden in Sprechtechnik. Nach der Rückkehr des Vaters im Februar 1924 begann sie, als Rezitatorin öffentlich aufzutreten, und hatte – nach eigenen Angaben in einem Lebenslauf – Vortragsabende in Volksbildungsvereinen und Veranstaltungen für die Gedok (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen) u. a. in Mannheim, Essen, Sobernheim, Kreuznach, Mainz, Worms und Frankenthal. Als Lehrerin für Sprechtechnik und Phonetik gab sie etwa Ausbildungskurse für die Lehrbeamtinnen des Telegraphenamts Wiesbaden (1928) und Unterricht am Wiesbadener Konservatorium, u. a. für die Gesangsschüler des Kammersängers Wilhelm Fahr (seit 1930).
Ein Auftritt von T. im Rundfunk ist bereits am 7.11.1929 beim Ffter SWR nachgewiesen: In der Sparte „Stunde der Jugend“ las die junge Schriftstellerin fünf Erzählungen und Gedichte für Kinder ab sieben Jahre. Seit 1934 war T. als freie Mitarbeiterin beim Reichssender Fft. tätig, insbesondere als Sprecherin und Autorin beim Frauenfunk. Um ihren Beruf in der NS-Zeit ausüben zu können, gehörte sie seit 1936 der Reichsschrifttumskammer an, und nach Ablegung der Mikrofonprüfung beim Reichssender Fft. (29.2.1936) erhielt sie den erforderlichen „Mikrofon-Ausweis“ der Reichsrundfunkkammer (1937); außerdem war sie Mitglied der NS-Frauenschaft (seit 1937) und der NSV. Aufgrund der kriegsbedingten „Betriebsbeschränkung“, die dem Reichssender Fft. infolge der Einführung eines weitgehenden Einheitsprogramms bei allen deutschen Sendern ab Juni 1940 nur noch wenig Platz für eigene Programmbeiträge ließ, verlor T. ihre Beschäftigung. Sie nahm daher ab 1.6.1940 eine Anstellung bei der Ffter Stadtverwaltung an, zunächst als „Kurz- und Maschinenschreiberin“ bei der städtischen Jugendmusikschule, ab Ende 1944 bei der Hauptstelle des Kulturamts, wo sie seit 1946 als Büroangestellte u. a. für die Verwaltung der Aktei und des Postbüros zuständig war. Zum 1.12.1953 wechselte T. zur städtischen Pressestelle bei der Stadtkanzlei. Dort betreute sie bis zu ihrer Pensionierung am 30.4.1961 das städtische Mitteilungsblatt. Neben und nach ihrer festen Berufstätigkeit arbeitete T. weiterhin schriftstellerisch. Sie war vor allem als Verfasserin von Unterhaltungsromanen und Jugenderzählungen recht erfolgreich. Einige ihrer Geschichten für Kinder fanden Aufnahme in die Reihen der „Kranzbücherei“ und der „Diesterwegs Lesehefte“, wodurch sie in den Sechziger- und Siebzigerjahren viel im Schulunterricht gelesen wurden.
Seit 1939 lebte T. mit der Malerin Lina von Schauroth zusammen, zuletzt (seit 1956) in der Rüsterstraße 24 im Westend. Nach dem Tod von Schauroth (1970), die im Alter von T. gepflegt worden war, zog die Schriftstellerin nach Bad Homburg, wo sie nur ein Jahr nach der älteren Freundin starb.
Mitglied des seit 1955 bestehenden Ffter Vereins „Gebende Hände” zur Förderung freischaffender Künstler, dessen Schriftstellergruppe sie zeitweise leitete; auch trat T. im Veranstaltungsprogramm dieses Künstlerclubs regelmäßig mit Lesungen aus eigenen Werken auf. Zudem setzte T. sich für den Tierschutz ein.
Buchveröffentlichungen: „Vom ewigen Du“ (Liebesroman, 1936), „Vielfalt der Liebe“ (Roman, 1938; mit Umschlagtitel von Lina von Schauroth), „Heim ohne Mutter“ (Erzählung, 1946, 5. Aufl. 1959), „Gedichte“ (hg. v. Karl Fried Sonntag, 1947/48), „Der große Knirps“ (Erzählung für Schulkinder, 1949), „Meine Damen, Sie sind entlassen“ („Roman um Mädchen, Schule und Liebe“, 1954, 3. Aufl. 1958), „Das Haus Kempner“ (Roman, 1955), „Sebastian, der unerwünschte Schwiegersohn“ (Roman für junge Mädchen, 1956, 2. Aufl. 1958), „Kinder“ (sechs Erzählungen, 1956, 6. Aufl. 1973), „Wechselspiel des Lebens“ (Gedichte, 1959), „Peter findet ein Äffchen (1965, 5. Aufl. 1972), „Seltsamer Überfall. Eine Hundegeschichte“ (1967, 4. Aufl. 1973), „Goliath. Eine Jungengeschichte“ (1968), „Acht Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen und Erzählen“ (1969), „Narisanka und andere Geschichten von Tieren und Kindern“ (1970) und „Beten aus der Tiefe“ (Gedichte, hg. v. Waltraud Herbstrith, 1975). Zu den frühen Werken von T. zählen die verbindenden Texte („Dichtungen“) zu Chören aus den Opern „Idomeneus“ von Mozart (1925) und „Alkestis“ von Gluck (1927), die ihr Vater Paul T. zur Aufführung durch Schulchor mit Begleitung durch Klavier oder Schulorchester bearbeitet hatte. Auch später versuchte sich T. gelegentlich mit Bühnenwerken, u. a. mit einem „Mysterienspiel vom Gottsucher“, das als Veranstaltung der Paulsgemeinde in Zusammenarbeit mit der Gedok in der Ffter Nikolaikirche am Vorabend zum Totensonntag 1951 aufgeführt wurde.
Die Schriftstellerin ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Architektin Lotte Tiedemann (1910-?), die wohl bereits seit 1937 und insbesondere seit 1946 mit dem Architekten Walter Kratz (1899-1957) zusammenarbeitete und ab Ende der 1940er bis Mitte der 1960er Jahre zahlreiche Schriften und Studien zur Wohnungsplanung und -gestaltung veröffentlichte.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 480, verfasst von: Reinhard Frost.

Lexika: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begr. v. Wilhelm Kosch. Fortgef. v. Bruno Berger u. Carl Ludwig Lang. 3., völlig neu bearb. Aufl. Bisher 38 Bde. (bis Zyx) und 6 Ergänzungsbde. (bis Ryslavy). Bern/München 1968-2019 bzw. 1994-99.Ingrid Bigler-Marschall in: Kosch: Lit. 22 (2002), Sp. 647f. (teilweise unter Verwechslung mit der gleichnamigen Architektin Lotte Tiedemann). | Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Hg. v. Joseph Kürschner u. a. Berlin/Leipzig 1905-1973.Kürschner: Lit. 1952, S. 496; 1958, S. 732.
Literatur:
                        
Jahrbuch (...). „Gebende Hände e. V.“. Gemeinnütziger Verein zur Förderung freischaffender Künstler (später: Ffter Künstlerclub). Offenbach/Main 1959-76.Jb. Gebende Hände 1959, S. 5-9; 1960, o. S.
Quellen: Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.ius: Eine Stunde der Besinnung. [Zur Aufführung des „Mysterienspiels vom Gottsucher“ von Lotte Tiedemann in der Ffter Nikolaikirche.] In: FAZ, 26.11.1951, S. 7. | ISG, Personalakten der Stadtverwaltung (Best. A.11.02), ab ca. 1900.ISG, PA 100.176 u. 135.576. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/7.603.

GND: 143409611 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Tiedemann, Lotte. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1498

Stand des Artikels: 3.9.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2021.