Vater des Chemikers
Friedrich W.Studium der Agronomie, Tiermedizin und Philologie an der Universität Marburg. Seit 1798 Stallmeister am Hof des Erbprinzen von Hessen-Kassel, des späteren Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen, in Hanau. Nach einem handfesten Eklat mit Wilhelm verließ W. 1800 mit seiner Frau fluchtartig Hanau. Während die Ehefrau Anna Catharina W., geb. Schröder (1773-?), bei ihrem Schwager, dem Pfarrer von Eschersheim, Zuflucht suchte und dort bald darauf ihr erstes Kind,
Friedrich, zur Welt brachte, fand W. eine neue Anstellung als Stallmeister beim Herzog von Sachsen-Meiningen. 1806 nahm W. seinen Abschied von Meiningen und ließ sich auf einem in Rödelheim erworbenen Hofgut als Privatmann nieder. Der nach modernen Methoden der Landwirtschaft und Tierhaltung geführte Hof entwickelte sich zu einem Mustergut. Großherzog Carl Theodor von Dalberg erkannte die Talente W.s und berief ihn 1812 zum Stallmeister. W. verlegte seinen Wohnsitz nach Ffm., behielt aber das Hofgut in Rödelheim.
Der Wirkungskreis W.s konzentrierte sich auf die Stadt Ffm. Der Beitritt zur 1816 gegründeten „Fft.ischen Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und der sie veredelnden Wissenschaften”, der späteren „Polytechnischen Gesellschaft”, gab den Bemühungen W.s entscheidende Impulse. Die Ziele der Gesellschaft (Förderung innovativer Ideen auf technischem, ökonomischem und naturwissenschaftlichem Gebiet zum allgemeinen Nutzen) stimmten mit seinen Bestrebungen überein. 1821 wählten die Mitglieder der „Polytechnischen Gesellschaft” W. zum Präsidenten der Vereinigung. In die nahezu drei Jahrzehnte dauernde Amtszeit W.s (1821-29 und 1831-50) datiert der Aufstieg der Gesellschaft zu einer der zentralen gemeinnützigen Institutionen der Stadt Ffm. Von 1821 bis 1825 leitete W. ehrenamtlich die am 3.11.1817 zur Hebung der Handwerkerausbildung geschaffene Sonntagsschule. Als erste Tochterinstitution der „Polytechnischen Gesellschaft” steht die Sonntagsschule am Beginn des Ffter Berufsschulwesens. Die herausragendste Initiative der „Polytechnischen Gesellschaft” in der W.-Ära war die Konstituierung der Ffter Sparkasse von 1822 (mit der Stadtsparkasse Ffm. zur Ffter Sparkasse fusioniert 1989). Die Sparkasse gab Kleinsparern die Möglichkeit, ihr Geld sicher und gewinnbringend anzulegen. Mit drei Einrichtungen betätigte sich die „Polytechnische Gesellschaft” im Bereich der Sozialfürsorge: Im strengen Winter 1829/30 versorgte eine „Suppenanstalt” im Katharinenkloster die Notleidenden; der 1832 von der Gesellschaft ins Leben gerufene „Verein zum Wohle der dienenden Klasse” unterhielt u. a. ein Heim für arbeitslose Dienstmädchen; die 1837 errichtete „Blindenanstalt” bot Sehbehinderten Unterricht im Lesen und Schreiben der Blindenschrift und leistete einen Beitrag zur Integration dieser bis dahin vernachlässigten Randgruppe.
In seiner Amtszeit als Präsident der „Polytechnischen Gesellschaft” stand W. bei der Gründung von insgesamt acht Tochterinstitutionen Pate. Die Gesellschaft dankte ihrem Vorsitzenden das Engagement anlässlich seines 25. Amtsjubiläums am 25.1.1846 mit der Bildung der „W.-Stiftung”. Die W.-Stiftung vergab zunächst Stipendien an Schüler der Sonntags- und Gewerbeschule und unterstützte später auch die von der „Polytechnischen Gesellschaft” 1870 gegründete und von der Stadt Ffm. 1876 übernommene W.schule.
Ölporträt (von Otto L. Viemeier, um 1938, nach einer Vorlage von Gotthelf Leberecht Glaeser, 1820) im Besitz der Polytechnischen Gesellschaft.
Grabstätte auf dem Rödelheimer Friedhof.
W.straße im Westend. W.schule, ein Gymnasium, früher im Westend, seit 1957 am Dornbusch. Die W.-Stiftung der Polytechnischen Gesellschaft fördert heute ausschließlich die W.schule und insbesondere deren MINT-Schwerpunkt (also den Unterricht in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 568-570,
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