Woelcke, Karl. Dr. phil. Archäologe. * 13.11.1885 Ffm., † 10.10.1962 Bad Homburg v. d. H.
Bruder des Malers Heinz W. (1888-1963).
Besuch des Lessing-Gymnasiums. Studium der Archäologie in Lausanne, Leipzig, Berlin und Bonn. Seit 1911 wieder in Ffm. Volontariat und wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Historischen Museum. Noch vor dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich W. außerhalb seines Diensts an Ausgrabungen in Heddernheim, Bad Vilbel und Praunheim. Die Erforschung des römischen Nida blieb fortan eines seiner Hauptziele. Am HMF betreute W. später als Direktorialassistent (seit 1918) und Kustos (seit 1928) die archäologischen Bestände. Im Haus zur Goldenen Waage des Historischen Museums richtete er außer dem schon bestehenden römischen Saal einen vorgeschichtlichen Saal ein. 1929 wurde W. staatlicher Vertrauensmann für die Pflege der kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer in Ffm. Durch seine vielen Ausgrabungen in den vorgeschichtlichen Siedlungen des Niddatals und an den Hügelgräbern im Stadtwald konnte W. die archäologische Sammlung des HMF wesentlich erweitern. Besonders ergiebig waren die Ausgrabungen in Nida zwischen 1927 und 1929 anlässlich der Erbauung der Siedlung Römerstadt. Hierdurch ergaben sich wichtige neue Erkenntnisse über das Aussehen der römischen Stadt. 1937 wurde W.s Plan verwirklicht, die inzwischen umfangreiche archäologische Sammlung in ein selbstständiges „Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte” im Dominikanerkloster zu überführen. W. wurde dessen erster Direktor. Kriegsbedingt wurde das Museum 1942 geschlossen. Dank W. konnten Bestände und Kataloge des Museums dennoch, auch über die Zerstörung des Dominikanerklosters bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg hinweg, gerettet werden. 1949 trat W. in den Ruhestand, noch bevor das Museum für Vor- und Frühgeschichte wieder aufgebaut bzw. an seinem neuen Ort, im Holzhausenschlösschen, eingerichtet werden konnte (1954). In wissenschaftlichen Arbeiten widmete sich W. auch weiterhin der Erforschung der römischen Siedlung Nida und der vorgeschichtlichen Funde aus dem Ffter Stadtkreis.
Das Museum für Vor- und Frühgeschichte (seit 2002: Archäologisches Museum) hat seinen Sitz seit 1989 im Karmeliterkloster mit einem Ausstellungsraum in dessen ehemaliger Kirche und einem Verwaltungstrakt in einem modernen Anbau (von Josef Paul Kleihues, 1984-88).
Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 571,
verfasst von: Birgit Weyel.
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Lexika:
Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 160.
Literatur:
Becker, Udo: Senckenbergs historische Dioramen. Mit einem Beitrag von Annette Scheersoi. Hg.: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Stuttgart [Copyright 2020]. (Senckenberg-Buch 85).Becker: Senckenbergs historische Dioramen 2020, S. 90. |
Farnung, Sebastian: Kulturpolitik im Dritten Reich am Beispiel Ffter Museen. Ffm. 2016. (Studien zur Ffter Geschichte 63).Farnung: Kulturpolitik im Dritten Reich am Beispiel Ffter Museen 2016, S. 180-183, 217-223 u. ö. |
Münz, Stephan: Karl Woelcke (1885-1962) und das Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte. Ffm. 2001.Münz: Karl Woelcke u. das Museum für heimische Vor- u. Frühgeschichte 2001.
Quellen:
Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Riebsamen, Hans: 75 Jahre Archäologisches Museum. Reiche Schätze aus Fft.s Erde. In: FAZ, Internetausgabe (www.faz.net), Rhein-Main, 22.6.2012. |
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.178.
GND: 13964282X (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Weyel, Birgit: Woelcke, Karl. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1763
Stand des Artikels: 28.6.1995