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Hess, Friedrich

Ffter Stadtbaumeister von 1816 bis 1843.

Hess, Johann Friedrich Christian. Architekt. * 6.3.1785 Kirchheim/Weinstraße, † 21.8.1845 Ffm.
Sohn von Johann Georg Christian H.
Von 1802 bis 1804 Studium an der Ecole Polytechnique in Paris bei J. N. L. Durand. 1804, 1806 und 1814 Studienreisen durch Italien. Seit 1815 Bauadjunkt, seit 26.1.1816 Stadtbaumeister in den Diensten der Stadt Ffm. 1843 frühzeitige Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen.
H. hat das Baugeschehen in Ffm. über 27 Jahre lang wesentlich beeinflusst. Unter seiner Leitung – gestützt auf das von seinem Vater Georg H. konzipierte und 1809 durch Dalberg erlassene Ffter Baustatut und die Lehren seines Architekturprofessors Durand – entwickelte sich Ffm. zu einer bedeutenden Stätte klassizistischen Bauens in Deutschland. Das Baustatut legte nicht nur den Verlauf der Straßen sowie die Baufluchtlinien der neuen Wohngebiete fest, die nach dem Schleifen der alten Befestigungsanlagen ab 1804 außerhalb der Stadt entstanden waren, sondern nahm auch auf die Gestaltung der Häuser selbst starken Einfluss. Es durften, je nach Straßenbreite, nur noch zwei-, höchstens aber dreistöckige Häuser errichtet werden. Überhänge und Erker waren verboten, desgleichen Zwerchhäuser und Mansarddächer. Nichts sollte die Symmetrie stören: Das Gerade, das klassisch Einfache galt als erstrebenswert, alles Romantische, Düstere, Enge wurde verurteilt. Einfachheit, Ökonomie, Parität der Patrizier sollten das Stadt- und Häuserbild des seit 1815 wieder freien Fft. bestimmen.
Mit H. berief man einen Architekten zum Stadtbaumeister, der diese Forderungen in allen Teilen seiner Bautätigkeit erfüllte. Im Gegensatz zu anderen Städten in Deutschland, die wegen der Verluste in den Napoleonischen Kriegen und der Depression der Wirtschaft keine öffentlichen und privaten Bauten errichten konnten, war Ffm. in einer glücklicheren Lage. Zwar hatten die hohen Kontributionen, die der Stadt während der französischen Besetzungen auferlegt worden waren, auch Ffm. an die Grenze der Zahlungsfähigkeit gebracht, doch ließ die Wiederherstellung des Stadtstaats nach dem Wiener Kongress die von alters her bedeutende Handels- und Messestadt auch an eine Wiederherstellung des Waren- und Geldhandels glauben. In diese neuerliche Emanzipationsphase fiel der Amtsantritt von H., der somit gleich zu Beginn seiner Amtstätigkeit mit dem Bau einer Stadtbibliothek sowie der Vollendung der seit 1789 im Bau befindlichen Paulskirche beauftragt wurde.
In den Entwürfen zur Fassade der Stadtbibliothek sowie zum Innenraum der Paulskirche lassen sich deutliche Bezüge zur französischen Revolutionsarchitektur herstellen, wie H. sie bei Durand kennengelernt hatte. Im Lauf seines Schaffens wandte er sich eher dem von Durand propagierten Klassizismus zu, der neben der französischen Revolutionsarchitektur und der klassischen Antike vor allem Impulse der italienischen Renaissancearchitektur aufgenommen hatte. An den von den französischen Revolutionsarchitekten aufgestellten und von Durand vermittelten Maximen wie Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit der Gebäude hielt H. weiterhin fest. Nur für die Auswahl der Architekturdetails lässt sich im Lauf der Zeit eine intensivere Auseinandersetzung mit der italienischen Renaissancearchitektur beobachten. Als Beispiele für die einfacher ausgebildeten Häuser können die drei Volksschulen Allerheiligen-, Dreikönigs- und Katharinenschule, das Senckenbergische Naturhistorische Museum und das Stadtgericht gelten. Einfache und klare Gliederungen bestimmten hier die Organisation der Baumassen. Die mit flachen Walm- oder Satteldächern abgeschlossenen Putzbauten wurden horizontal in drei Zonen unterteilt: in ein Sockelgeschoss, den Wandaufbau und das Kranzgesims. Alles Überflüssige hatte H. weggelassen und damit eine Auflockerung der Baumassen sichtlich vermieden. Die Villa Berna-Brentano sowie das Haus Untermainkai 15, die zeitlich in die vorher beschriebene Gruppe mit einfachsten Mitteln erbauter Häuser gehören, wurden von H. für wohlhabende Ffter Familien aufgeführt, so dass er hier die Möglichkeit hatte, die Fassaden reicher auszugestalten. In beiden Fällen bediente er sich des Formenschatzes der italienischen Renaissancearchitektur. Während diese Kunstgattung H. bei den letztgenannten Gebäuden nur als Detaillieferant gedient hatte, wurden die Villa Passavant und das Städelsche Kunstinstitut schon ganz im Stil der italienischen Renaissance konzipiert und erbaut. Proportion und Formenwahl der Villa Passavant zeigen, vor allem wegen der Rundbogenfenster und der auf toskanischen Säulen ruhenden Loggia, eine starke Verwandtschaft zum italienischen Landhaus.
Die an der italienischen Renaissance orientierte Architektur führte H. bis ans Ende seines Schaffens konsequent fort. Dies zeigen vor allem die von ihm errichteten öffentlichen Bauten, die für die Ffter Bürgerschaft Ausdruck ihres freien Handels und Stadtbürgertums waren, wie die Stadtmünze, deren Fassadenaufbau ohne den Palazzo Pitti in Florenz nicht denkbar gewesen wäre, oder sein letzter großer Bauauftrag, das Zollgebäude am Main. In seiner klaren Geschosstrennung, der Gliederung durch Pilaster sowie der Fenster- und Türausbildung ist der Fassadenaufbau von Gebäuden des 15. und 16. Jahrhunderts in Mailand und Bologna abhängig. Es ist kein Zufall, dass sich H. bei den Bauten der Stadtmünze und des Zollgebäudes, die die freie und reiche Bürgerschaft der Stadt Ffm. repräsentieren sollten, stilistisch an der Palazzobauweise der Renaissance orientierte, da die Bauten doch auch in Mailand oder Bologna Ausdrucksform einer vorwiegend durch Handel reich gewordenen Bürgerschaft waren.
Gründungsmitglied verschiedener Ffter Institutionen, u. a. des „Museums“ (1808) und der Polytechnischen Gesellschaft (1816). Ehrenmitglied, u. a. der SNG (seit 1820).
Herausragende Bauwerke und Bautätigkeiten in Ffm.: Affentorhäuser (1810-11), Stadtbibliothek (1816-25), Turm- und Innenraumgestaltung der Paulskirche (1816-33), Villa Berna-Brentano (vor 1818), Dreikönigs-, Allerheiligen- und Katharinenschule (1819-23), Zeughausläden (1819-22), Senckenbergisches Naturhistorisches Museum (1820), Stadtgericht (1828-32), Städelsches Kunstinstitut (1829-33), Villa Passavant (1829), Pfarrhaus auf dem Paulsplatz (1835-37), Stadtmünze (1837-40), Zollgebäude (1839-41), Zollhof (1842-44). Bemüht um den Erhalt mittelalterlicher Bausubstanz, u. a. Domturm (1825-27), Krankenhalle des Heiliggeisthospitals (1826-40), Dreikönigskirche (1832-34), Nikolaikirche (1841-43).

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 323f., verfasst von: Evelyn Brockhoff.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Dessoff, Albert: Kunst und Künstler in Ffm. im 19. Jahrhundert. 2. Bd.: Biographisches Lexikon der Ffter Künstler im 19. Jahrhundert. Ffm. 1909.Dessoff, S. 58.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Brockhoff, Evelyn: Johann Friedrich Christian Hess – der Architekt des klassizistischen Fft. In: AFGK 72 (2010): Das „neue“ Fft., S. 35-45. | Hils[-Brockhoff], Evelyn: Johann Friedrich Christian Hess. Stadtbaumeister des Klassizismus in Ffm. von 1816-1845. Ffm. 1988. (Studien zur Ffter Geschichte 24).Hils: Johann Friedrich Christian Hess 1988.

GND: 118852612 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Brockhoff, Evelyn: Hess, Friedrich. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2573

Stand des Artikels: 30.9.1994