Heller, Eva. Dr. phil. Sozialwissenschaftlerin. Schriftstellerin. * 8.4.1948 Esslingen/Neckar, † 31.1.2008 Ffm.
Tochter des promovierten Rechtsanwalts Ernst H. (1893-?) und dessen Ehefrau Maria, geb. Schmidt (* 1926), Modistin. Verheiratet (seit 1990) mit dem Soziologen Dieter Prokop (* 1941), der von 1988 bis zur Emeritierung 2005 als Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Medien am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Ffm. lehrte.
H. wuchs in Ludwigsburg auf und legte das Abitur in Stuttgart-Zuffenhausen ab. Anschließend studierte sie in Berlin, zunächst Grafik und Werbung an der Hochschule der Künste (Abschluss als staatlich geprüfte Werbewirtin, 1973), dann Soziologie, Psychologie, Betriebswirtschaftlehre und Publizistik an der Freien Universität (Diplom als Soziologin, 1978). Im Herbst 1978 übersiedelte H. nach Ffm. und war bis 1981 als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Battelle-Institut, Abt. Sozialwissenschaften, angestellt. Nach der Schließung der sozialwissenschaftlichen Abteilung des Battelle-Instituts 1981 war H. freiberuflich als Cartoonistin tätig und machte sich damit einen Namen. Sie zeichnete mit „Eva H.“ signierte Cartoons, die u. a. in großen Publikumszeitschriften wie „Stern“ und „Brigitte“ erschienen; darüber hinaus veröffentlichte sie zwei Cartoon-Bücher aus „dem typischen Frauenleben“ (zit. nach: Der Spiegel, Nr. 8/2008, S. 166). 1982 promovierte H. am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Ffter Universität mit einer Dissertation über das Thema „Wie Werbung wirkt. Theorien und Tatsachen“ (1982; Taschenbuchausgabe 1984, 28. Tsd. 1996) zum Dr. phil. 1985/86 hatte sie eine Vertretungsprofessur für Werbepsychologie und Farbpsychologie an der Technischen Hochschule Darmstadt inne. Im Sommersemester 1990 war sie Gastprofessorin für Kommunikationspsychologie an der Hochschule der Künste in Berlin.
Schlagartig bekannt wurde H. 1987 mit ihrem ersten Roman „Beim nächsten Mann wird alles anders“, der monatelang auf deutschen Bestsellerlisten stand, u. a. für ein Jahr auf Platz 1 der „Gong-Bestsellerliste“, und der bereits 1988 verfilmt wurde (Regie: Xaver Schwarzenberger; Kinostart: 12.1.1989). Der Roman überschritt bald die Millionenauflage (1.000. Tsd. 1989, 1.700. Tsd. 1994) und wurde weltweit in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Die Autorin erzählte darin „eine Emanzipationsgeschichte als pointensprühende Unterhaltungsliteratur; den Tonfall ihrer Figuren lauschte sie sich in Frankfurter Kneipen ab.“ (Der Spiegel, Nr. 8/2008, S. 166.) Als „multitalentierte, scharfsinnige Analytikerin des Zeitgeists“ (ebd.) spielte sie mit Klischees und Typen aus den Lebenswelten der 1980er Jahre, die sie mit Witz und nicht ohne Boshaftigkeit karikierte und ironisierte, weshalb das Buch „von orthodoxen Feministinnen argwöhnisch beäugt“ (ebd.) wurde. Dennoch oder gerade deswegen galt H. seither als „Begründerin einer neuen Frauenliteratur“. Auch der zweite Roman von H., „Der Mann der’s wert ist“ (1993), war ein Bestseller mit hohen Auflagen.
In ihrem ursprünglichen Beruf schrieb H. wissenschaftliche Bücher über die Wirkung von Werbung und von Farben. Sie war Expertin für Farbwirkungen, hielt darüber Vorträge und erstellte Gutachten zur Farbgestaltung für Firmen. Auch ihre Bücher über Farben entwickelten sich zu Bestsellern und wurden in viele Sprachen übersetzt. Als Autorin und Illustratorin von Kinderbüchern veröffentlichte sie u. a. das Sachbuch „Die wahre Geschichte von allen Farben“ (1994), das 1995 für den Deutschen Jugendbuchpreis nominiert wurde. Mit dem ebenfalls von ihr selbst illustrierten Buch „Wie man allseits beliebt wird, glücklich und schlank oder Vom Sinn des Lesens“ (2001) wollte sie Kinder zum Lesen anregen.
H. lebte im Ffter Nordend. Nachdem sie im Januar 2005 einen schweren Schlaganfall erlitten hatte, starb sie am 31.1.2008 im Alter von 59 Jahren.
Cartoon-Bücher: „Küß mich, ich bin eine verzauberte Geschirrspülmaschine“ (1984, Taschenbuchausgabe 1991), „Vielleicht sind wir eben zu verschieden“ (1987, Taschenbuchausgabe 1992), „Willst du meine Teilzeit-Lebensgefährtin werden?“ (1991). Weitere Sachbücher: „Wie Farben wirken. Farbpsychologie, Farbsymbolik, kreative Farbgestaltung“ (1989), „Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Farbpsychologie, Farbsymbolik, Lieblingsfarben, Farbgestaltung“ (2000). Weitere Romane: „Erst die Rache, dann das Vergnügen“ (1997), „Welchen soll ich nehmen?“ (2003). Weitere Kinderbücher (falls nicht anders vermerkt, jeweils mit eigenen Illustrationen von H.): „Die wahre Geschichte von allen Farben. Für Kinder, die gern malen“ (1994, Fassung als Kindermusical 2007), „Das unerwartete Geschenk vom Weihnachtsmann und von Frau Glück und Herrn Liebe“ (mit Illustrationen von Michael Sowa, 1996), „Ich bin Künstler, ich kann alles malen. Die kreative Malschule für Kinder und sogar für Eltern“ (2004), „Melittas wunderbare Verwandlung. Für Kinder, die gern lesen“ (Neuausgabe von „Wie man allseits beliebt wird, glücklich und schlank oder Vom Sinn des Lesens“ als Taschenbuch, 2005).
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann J 150).
Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von
Roman Fischer.
Literatur:
Prokop, Dieter: Der Witz der Eva Heller. Mit Aufsätzen, Vorträgen, Cartoons und Bildern der Schriftstellerin. Marburg 2010.Prokop: Der Witz der Eva Heller 2010.
Quellen:
Der Spiegel. Hamburg 1947-heute.Nachruf in: Der Spiegel 8/2008, S. 166. |
Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Balke, Florian: Männer und Spülmaschinen. Zum Tod der Schriftstellerin Eva Heller. In: FAZ, Nr. 36, 12.2.2008, S. 46. |
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/13.617.
Internet:
Eva Heller, Leben und Werk, Hg.: Dieter Prokop, Ffm. http://www.eva-heller.deEva Heller, 9.12.2025. |
Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_HellerWikipedia, 9.12.2025.
GND: 110285921 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2025 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den
Autoren
Empfohlene Zitierweise:
Fischer, Roman: Heller, Eva. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3520
Stand des Artikels: 9.12.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2025.