Schulzeit und ab 1919 Banklehre in Bonn. Von 1921 bis 1929 Tätigkeit bei mehreren Banken im In- und Ausland. Seit 1929 Mitarbeiter, seit 1935 Teilhaber des Berliner Bankhauses Delbrück Schickler & Co. Anfang 1938 Eintritt in den Vorstand der damals in Berlin ansässigen Deutschen Bank. Dort im Wesentlichen verantwortlich für das Auslandsgeschäft, im Inland zuständig für den Filialbezirk Ffm. Aufgrund seiner Führungsposition im Bankwesen während des Zweiten Weltkriegs war A., obgleich kein Mitglied der NSDAP, nach Kriegsende zunächst von größerer unternehmerischer Tätigkeit ausgeschlossen. Doch schon 1948 war er an der Errichtung der Bank deutscher Länder (ab 1957 Deutsche Bundesbank) beteiligt, und im November 1948 begann er als stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender bei der neugegründeten Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die die Gelder aus dem Marshallplan verwaltete. Von 1949 bis 1952 war er vom Verwaltungsrat in den Vorstand der KfW delegiert; deren Verwaltungsrat gehörte er bis zu seinem Tod an, zeitweise als Vorsitzender (1959-73) und zuletzt als Ehrenvorsitzender (1973-94).
In den Anfangsjahren der Bundesrepublik wurde A. bald zu einem der wichtigsten Berater von Bundeskanzler Adenauer in internationalen Schulden- und Währungsfragen. 1952/53 leitete A. die deutsche Delegation bei der Londoner Schuldenkonferenz (zur Regelung der deutschen Auslandsschulden), auf der es ihm gelang, den durch 65 Gläubigerstaaten eingeforderten Gesamtbetrag um etwa die Hälfte zu reduzieren (Londoner Schuldenabkommen, unterzeichnet am 27.2.1953). Zugleich war A. wesentlich am Wiedergutmachungsabkommen mit Israel beteiligt (10.9.1952). Einblick in seine Verhandlungsstrategien dieser Jahre gibt sein 1991 erschienenes Buch „Entscheidungen. 1949 bis 1953“.
Gleichzeitig bemühte sich A. zu Beginn der Fünfzigerjahre um die Wiedervereinigung der nach dem Zweiten Weltkrieg in Regionalinstitute zerschlagenen deutschen Großbanken (Commerzbank, Deutsche Bank und Dresdner Bank). 1952 übernahm er eine Führungsrolle in der Süddeutschen Bank AG, die als eine von drei Nachfolgebanken mit Sitz in Ffm. und München aus der ruhenden Deutschen Bank (Altbank) ausgegründet wurde. 1957 entstand aus den drei Nachfolgebanken die Deutsche Bank AG mit juristischem Sitz in Ffm. A. wurde der erste Vorstandssprecher der wieder zusammengeführten Deutschen Bank; diese Funktion hatte er bis 1967 inne. In dieser Zeit festigte er die Kontakte der Deutschen Bank zur Industrie und positionierte sie als zentralen Baustein der „Deutschland AG“. Gleichzeitig knüpfte er alte Beziehungen im Auslandsgeschäft neu. Von 1967 bis 1976 war A. Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank und danach bis zu seinem Tod ihr Ehrenvorsitzender. Wirtschaftsdelegierter bei zahlreichen Auslandsreisen im Auftrag der Weltbank.
A., der bereits 1942 so viele Aufsichtsratsmandate (u. a. bei den in Ffm. ansässigen Unternehmen IG Farben und Philipp Holzmann) innehatte, dass er dafür eine Sondergenehmigung des Reichswirtschaftsministeriums benötigte, war nach dem Krieg als Vorstandssprecher der führenden deutschen Geschäftsbank eine der prägenden Persönlichkeiten des wirtschaftlichen Wiederaufbaus in der Bundesrepublik. Seine zentrale Rolle, verbunden mit seiner weltweiten Reputation, machte ihn zu einer singulären Erscheinung im deutschen Wirtschaftsleben. Die damit einhergehende ungeheure Machtkonzentration führte andererseits 1965 zu einer gesetzlichen Beschränkung der Aufsichtsratsmandate, die eine Person wahrnehmen darf, der nach ihm benannten „Lex A.“.
Mit steigendem Alter wandte sich A. verstärkt der Unterstützung kultureller Einrichtungen zu. 1966 in die Administration des Städelschen Kunstinstituts gewählt, amtierte er seit 1970 als deren Vorsitzender. Bis zu seinem Tod nahm er eine Schlüsselrolle in diesem traditionsreichsten Ffter Kunst- und Museumsbetrieb ein. Er unterstützte das Liebieghaus beim Ankauf zahlreicher Werke und war 1972 einer der Initiatoren der Spendenaktion zum Rückkauf des
Beckmann-Gemäldes der Ffter Synagoge für das Städel. Auch führte A. seit 1980 den Vorsitz im Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts.
Die Stadt Ffm., die ihre Spitzenposition als deutsche Bankenmetropole auch A. zu verdanken hat und auf kulturellem Gebiet in vielfacher Weise von seinem Mäzenatentum profitierte, zeichnete ihn, nachdem er bereits 1966 die Ehrenplakette der Stadt erhalten hatte, zu seinem 80. Geburtstag 1981 mit dem selten vergebenen Ehrenbürgerrecht aus. Seine Bedeutung als Wirtschaftsführer in der NS-Zeit, die 1989 eine Verleihung der Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Bonn verhinderte, war bei der Auszeichnung in Ffm. noch nicht hinterfragt. Eingehende Studien zu diesem Thema entstanden erst nach seinem Tod. Weitere Auszeichnungen u. a.: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1988), Hessischer Verdienstorden (1990), Großkreuz des Ritterordens vom Heiligen Grab (1963) sowie Ehrendoktorwürde der Universitäten Göttingen, Mannheim, Sofia und Tokio.
In der frühen Nachkriegszeit logierte A. zunächst im damaligen Geschäftsgebäude der KfW in der Gutleutstraße und bezog später eine Wohnung im Westend. Von 1953 bis zu seinem Tod bewohnte A. eine großzügige Villa in Kronberg, die der ehemalige IG Farben-Vorstand Fritz ter Meer 1936 auf einem von ihm erworbenen Teil des Parkgeländes der Villa
Guaita nach einem Entwurf der Architekten Paul Bonatz und Kurt Dübbers errichten ließ und die heute unter Denkmalschutz steht.
Der 1959-60 errichtete große Veranstaltungssaal im früheren Gebäudekomplex der Deutschen Bank in der Junghofstraße war von 1994 bis zum Abriss 2018 nach A. benannt. Der weiße Turmaufsatz des 1968-71 erbauten Verwaltungshochhauses der Deutschen Bank in der Großen Gallusstraße wurde im Volksmund „A.-Haube“ genannt (Haube entfernt 1986, Gebäude abgerissen 2018).
Bronzebüste (von Gustav Seitz, 1965) im Historischen Institut der Deutschen Bank am Roßmarkt.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 9f.,
).