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Nell-Breuning, Oswald von

Ehrenbürger der Stadt Ffm.

Nell-Breuning (SJ), Oswald Johann Peter Franz Maria von. Prof. Dr. theol. Dr. h. c. mult. Jesuitenpater. Sozial- und Gesellschaftswissenschaftler. Moraltheologe. * 8.3.1890 Trier, † 21.8.1991 Ffm.
Schulzeit in Trier (Abitur 1908). Studienjahre in Kiel, München, Straßburg, Berlin (Naturwissenschaften, Mathematik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften). Seit 1910 Theologiestudium. 1911 Eintritt in die „Societas Jesu“ im niederländischen ’s Heerenberg; der Jesuitenorden war damals (1872-1917) in Deutschland verboten. Kurze Teilnahme am Ersten Weltkrieg (Lazarettdienst). Tätigkeit als Internatserzieher im österreichischen Feldkirch. Fortsetzung des Theologiestudiums in Innsbruck. 1921 Priesterweihe. 1928 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über „Grundzüge der Börsenmoral“ an der Universität Münster.
Im gleichen Jahr erhielt N.-B. einen Ruf an die neu gegründete Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen in Ffm.-Oberrad. N.-B. lehrte (Ethik, später auch Moraltheologie, Kirchenrecht und Gesellschaftswissenschaften) und lebte bis zu seinem Tod im Alter von 101 Jahren in St. Georgen. Der „Nestor der katholischen Soziallehre“, als der N.-B. häufig bezeichnet wurde, genoss als unbestechlicher und somit unbequemer Kirchenmann und Wissenschaftler hohes Ansehen in den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen. Kirche, Wirtschaft, Gewerkschaften, die katholische Arbeitnehmerschaft schätzten seinen kritischen Rat.
Von großer Bedeutung war N.-B.s Sozialschreiben „Quadragesimo anno“, das er auf Veranlassung des Vatikans 1931 verfasste. Er forderte hier nachdrücklich, eine Mitgliedschaft katholischer Arbeiter in überkonfessionellen Verbänden zuzulassen, ein Anliegen, das Papst Pius XI. schließlich billigte.
In der NS-Zeit trug N.-B. die Verantwortung für die Finanzen der Niederdeutschen Jesuitenprovinz. 1944 wurde er aufgrund angeblicher Devisenvergehen angeklagt und, da ihm keine Verfehlungen nachgewiesen werden konnten, wegen „Mißtrauens gegen den nationalsozialistischen Staat“ zu einer Haftstrafe verurteilt, die er jedoch nicht mehr antreten musste.
Seit 1948 hatte N.-B., neben seiner bis 1984 ausgeübten Professur in St. Georgen, einen Lehrauftrag für Wirtschafts- und Sozialethik an der Ffter Universität inne, ab 1956 als Honorarprofessor für Philosophie der Wirtschaft. Ab 1949 lehrte er an der Ffter Akademie der Arbeit. Im gleichen Jahr begründete N.-B. den Bund Katholischer Unternehmer (BKU) mit. Von 1948 bis 1965 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats am Bundeswirtschaftsministerium. Von 1953 bis 1955 Berater des Zentralverbands der deutschen Konsumgenossenschaften. Anfang der Siebzigerjahre war er an der Übertragung der Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils auf die Verhältnisse in Deutschland beteiligt (Arbeitsschwerpunkt „Kirche und Arbeiterschaft“). In all den Jahren galt N.-B. als Vordenker und kritischer Analytiker der bundesrepublikanischen Gesellschaft, der stets die Idee der sozialen Partnerschaft, einer gerechten und sozialen Wirtschaftsordnung vertrat. Seine Berater- und Vermittlerrolle zwischen Wirtschaft und Arbeitnehmerschaft nahm er noch im hohen Alter wahr. Über seine vielfachen Einbindungen in Politik und Wissenschaft vergaß N.-B. gleichwohl nie seine seelsorgerischen Pflichten als Jesuitenpater, die er vornehmlich im Offenbacher Theresien-Kinderheim ausübte.
Nach 1945 verstärkte N.-B. seine publizistische und wissenschaftliche Tätigkeit. Die Zahl seiner Veröffentlichungen betrug bei seinem Tod 1.800 Titel.
Zwischen 1947 und 1950 gab N.-B. das fünfbändige „Wörterbuch der Politik“ heraus. Ab 1956 brachte er sein dreibändiges Werk „Wirtschaft und Gesellschaft heute“ heraus. Daneben war er Mitherausgeber der SPD-Zeitschrift „Neue Gesellschaft“.
Zahlreiche Ehrungen, u. a. Ehrendoktorwürde der Universitäten Ffm., Innsbruck, Münster und Tokio, Georgsplakette des Bistums Limburg, Goetheplakette der Stadt Ffm. (1977), Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen (1979), Goldene Bonifatiusmedaille der Deutschen Bischofskonferenz (1980), Ehrenbürgerschaft von Trier (1981) und Ffm. (1983).
Grabstätte auf dem Ffter Südfriedhof (Gewann an der Mauer/27).
N.-B.-Straße in Sachsenhausen. Oswald von N.-B.-Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Oberrad.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 89-91, verfasst von: Reinhard Frost.
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Lexika: Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 113. | Hessische Landesregierung: Im Dienste der Demokratie. Die Trägerinnen und Träger der Wilhelm-Leuschner-Medaille. Hg. v. d. Hessischen Staatskanzlei. Wiesbaden 2004.Trägerinnen u. Träger d. Wilhelm-Leuschner-Medaille 2004, S. 116f.
Literatur:
                        
Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch 150 Jahre (1834-1984). Ffm. 1984. (Die Hessen-Bibliothek im Insel Verlag).Beier: Arbeiterbewegung 1984, S. 509. | Böhme, Günther (Hg.): Die Ffter Gelehrtenrepublik. Neue Folge. Idstein 2002.Friedhelm Hengsbach in: Böhme (Hg.): Gelehrtenrepublik NF 2002, S. 239-254. | Gesichter der Zeitgeschichte. Deutsche Lebensläufe im 20. Jahrhundert. Hg. v. Theresia Bauer, Elisabeth Kraus, Christiane Kuller und Winfried Süß. München 2009.Kuller, Christiane: Oswald von Nell-Breuning. Ein Jesuit im Visier der NS-Devisenfahnder. In: Gesichter d. Zeitgeschichte 2009, S. 23-39. | Hoffmann, Hilmar: Die großen Ffter. Ehrenwürdige Bürger und Ehrenbürger [von Karl dem Großen bis Friedrich von Metzler]. 4., durchges. Aufl. Ffm. 2012.Hoffmann: Die großen Ffter 2012, S. 174-176. | Porträts Ffter Senioren. Senioren Zeitschrift 1976-1999. Hg.: Dezernat Soziales und Jugend der Stadt Ffm. Autoren: Erika Albers, Hans R. Darnstädt, Lore Kämper, Verita Mohr, Lothar Vetter. Ffm. 1999.Porträts Ffter Senioren 1999, S. 44-46.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.663.

GND: 118586920 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Frost, Reinhard: Nell-Breuning, Oswald von. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/615

Stand des Artikels: 6.1.1994