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Simon, Liesel

Liesel Simon

Liesel Simon
Fotografie (in Privatbesitz).

© Familie Simon, Quito (Ecuador).
Simon, Karoline (auch: Caroline, Carolina), gen. Liesel (auch: Liesl), geb. Goldschmidt. Puppenspielerin, Schauspielerin und Autorin. * 21.8.1887 Neumarkt/Oberpfalz, † 23.5.1958 Quito (Ecuador).
Tochter des Herd- und Fahrradfabrikanten Joseph Goldschmidt und dessen Ehefrau Julie, geb. Feuchtwanger. Verheiratet (seit 1910) mit dem Kaufmann Paul Jacob S. (* 1885), zu dem sie in dessen Geburtsstadt Ffm. zog. Zwei Söhne, Hans (später: Juan; 1911-1989) und Fritz (1913-1976).
Ende 1917/Anfang 1918 begann S. zunächst im privaten Kreis mit Kasperlvorstellungen für Kinder, wofür sie Puppen und Dekorationen selbst bastelte. Bald ging sie mit ihren Auftritten an die Öffentlichkeit. Die zunächst „Erstes Münchner Kasperltheater“, später „Liesel Simon’s Kasperl-Theater“ genannte Puppenbühne lag im ersten Stock von S.s Wohnhaus im Oeder Weg 155. Die ersten Aufführungen waren von der Münchner Kasperlspiel-Tradition des Franz Graf von Pocci geprägt, bis die Puppenspielerin ihr Programm mit selbstverfassten Stücken gestaltete. S. ließ drei zerlegbare, transportable Puppenbühnen verschiedener Größe mit elektrischer Beleuchtung bauen. Damit tourte sie, erstmals im Sommer 1921, sowohl durch das Rhein-Main-Gebiet als auch in entferntere Regionen bis ins benachbarte Ausland. Dem Südwestdeutschen Rundfunk (SWDR) in Ffm., für den ihr Mann Paul S. als selbstständiger Anzeigenakquisiteur tätig war, war S. eine Mitarbeiterin der ersten Stunde; sie trat ab März 1926 im Sendesaal des SWDR in der Kinderstunde auf, und der „Rundfunkkasperl“ hatte ab 1927 einen festen Sendeplatz an jedem ersten Sonntag im Monat. 1928/29 wurden nachweislich 16 Kasperlstücke S.s von der Deutschen Grammophon auf Schellackplatten aufgezeichnet, von denen acht im Deutschen Musikarchiv in Leipzig in digitalisierter Form archiviert sind. In der NS-Zeit durfte S. nur noch im Rahmen des Jüdischen Kulturbunds auftreten, für den sie mehrfach im Rhein-Main-Gebiet und in Berlin spielte. Die letzten aufgeführten Stücke trugen die Titel „Kasperl wandert aus“ und „Kasperl und die Wunderlampe“ (1937). S. gelang im Sommer 1941, in buchstäblich letzter Minute, die Auswanderung aus NS-Deutschland, zunächst nach New York. Ihren bereits im August 1937 nach Frankreich geflüchteten, von dort 1942 nach Auschwitz deportierten Mann sah sie nie wieder, während die beiden Söhne Deutschland schon Mitte der 1930er Jahre verlassen hatten. Seit 1944 lebte S. in Ecuador in der Familie ihres Sohnes Hans (jetzt: Juan). 1955 ließ sie sich wiedereinbürgern, kehrte jedoch nicht nach Deutschland zurück.
Mitglied, von 1931 bis 1933 Vorstandsmitglied im „Deutschen Bund für Puppenspiele“.
Neben vielen Kasperlstücken verfasste S. auch Weihnachtsmärchen und Bearbeitungen Grimm’scher Märchen für die Bühne.
Seit 23.6.2019 Stolpersteine für Liesel, ihren Mann Paul sowie ihre Söhne Hans und Fritz S. im Marbachweg 333, wo um 1934 die Familie wohnte und auch das Kasperl-Theater beheimatet war.
Im Juli 2015 übergab Marcia Simon Alvarez, eine Enkelin von S., 13 Handpuppen S.s in Originalausstattung dem Historischen Museum Fft. Seit September 2018 ist Liesel S. ein biographisches Kabinett in der Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“ des HMF gewidmet.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Hanna Eckhardt.

Lexika: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Merker u. Wolfgang Stammler. 4 Bde. Berlin 1925-31. Zweite Aufl.: Begr. v. Paul Merker u. Wolfgang Stammler. Hg. v. Werner Kohlschmidt, Wolfgang Mohr u. Klaus Kanzog. 5 Bde. Berlin/New York 1958-88, unveränderter Neudr. 2001 u. 2011. Dritte Aufl. u. d. T.: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hg. v. Klaus Weimar, Harald Fricke u. Jan-Dirk Müller. 3 Bde. Berlin/New York 1997-2003.Stadler, Edmund: Puppentheater. In: Reallex. d. dt. Literaturgesch., 2. Aufl., Bd. 3 (1977), S. 289-315, hier S. 310.
Literatur:
                        
Aura. Jahresgabe [des Historischen Museums Fft.; mit wechselndem Untertitel.] Bisher 17 Ausgaben. Ffm. 2005/06-2021/22.Aura 2015/16, S. 48, 62. | Aura. Jahresgabe [des Historischen Museums Fft.; mit wechselndem Untertitel.] Bisher 17 Ausgaben. Ffm. 2005/06-2021/22.Aura 2019/20, S. 35. | Boehncke, Heiner/Crone, Michael/Sarkowicz, Hans (Hg.): FunkBilder. Fotos und Texte zur Geschichte des Rundfunks in Hessen. Ffm. 1990.Boehncke/Crone/Sarkowicz (Hg.): FunkBilder 1990, S. 206 u. 208. | Börchers, Sabine: 101 Frauenorte in Fft. [Ffm.] 2016.Börchers: 101 Frauenorte 2016, S. 98f. (unter Nutzung des Artikels aus dem FP als Quelle). | Brand, Matthias/Technau, Silke: Kasper und die Nazis I. Puppenspiel in staatlicher Zwangsjacke. In: Naumann, Uwe (Hg.): Sammlung 5. Jahrbuch für antifaschistische Literatur und Kunst. Ffm. 1982. S. 82-91.Brand/Technau: Kasper und die Nazis 1982. | Der Puppenspieler. Blätter für das gesamte Puppenspielwesen. [Mitteilungsblatt des Deutschen Bundes für Puppenspiele.] Bochum 1930/31-33, 1948/49-1950/51 u. 1959/60-1964.Der Puppenspieler 1 (1930/31), H. 11/12, S. 172-180. | Eckhardt, Hanna: Seid ihr alle da? Die Puppenspielerin Liesel Simon (1887-1958). Ffm. [2018]. (HMF, Fft. Einst? / Biographisches Kabinett).Eckhardt: Seid ihr alle da? 2018. | Funk. Die Wochenschrift des Funkwesens. 21 Jahrgänge. Berlin 1924-44.Simon, Liesel: Kasperlspiel im Rundfunk. In: Funk, Beilage „Frauen- und Jugendfunk“, Nr. 34, 22.8.1930, S. 135. | Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933-1941. Hg. v. d. Akademie der Künste. Ausstellungskonzept: Eike Geisel. Publikation: Marita Gleiss. Berlin 1992.Gronius, Jörg W.: Klarheit, Leichtigkeit und Melodie. In: Geschlossene Vorstellung 1992, S. 77, 82. | Kübler, Hans-Dieter: Medien für Kinder. Von der Literatur zum Internet-Portal. Ein Überblick. Wiesbaden 2002.Kübler: Medien für Kinder 2002. | Purschke, Hans Richard: Puppenspiel und verwandte Künste in der Freien Reichs-Stadt Ffm. Hg. anläßlich des 5-jährigen Bestehens des Puppenzentrums Fft. Ffm. 1980.Purschke: Puppenspiel in Ffm. 1980, S. 178f. | Reimann, Hans: Das Buch von Fft., Mainz, Wiesbaden. München 1930. (Was nicht im Baedeker steht 9).Reimann: Was nicht im Baedeker steht 1930, S. 159. | Soppe, August: Rundfunk in Ffm. 1923-1926. Zur Organisations-, Programm- und Rezeptionsgeschichte eines neuen Mediums. Mit einem Nachwort hg. v. Jörg Jochen Berns. München u. a. 1993. (Rundfunkstudien 5).Soppe: Rundfunk in Ffm. 1993, S. 343. | Wegner, Manfred (Hg.): Die Spiele der Puppe. Beiträge zur Kunst- und Sozialgeschichte des Figurentheaters im 19. und 20. Jahrhundert. Köln 1989.Wegner (Hg.): Die Spiele der Puppe 1989.
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Internet: Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig/Ffm.
Hinweis: Für den Artikel wurde die Trefferliste ausgewertet, die sich bei Eingabe der Suchbegriffe „Simon Liesel Kasperl“ in das Feld „Suchtext“ ergeben hat.
DNB, 2.2.2015.
| Stolpersteine in Ffm., Internetdokumentation der Initiative Stolpersteine in Ffm. e. V., Ffm. https://www.stolpersteine-frankfurt.de/media/pages/dokumentation/4b862e67ad-1614861467/doku2019_web.pdf
Hinweis: Initiative Stolpersteine Ffm., 17. Dokumentation 2019, S. 21-23.
Stolpersteine in Ffm., 30.3.2022.


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Empfohlene Zitierweise: Eckhardt, Hanna: Simon, Liesel. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/6434

Stand des Artikels: 31.1.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 02.2015.