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Milendunck, Jakob

Milendunck, Jakob. Karmeliterpater, Chronist und Geschichtsschreiber. * 1612 Köln, † 20.3.1682 Boppard.
Als Archivar und Historiker der niederdeutschen Ordensprovinz des Karmeliterordens verfasste M. eine umfangreiche Chronik seiner Provinz, deren Fft.-Teil bis 1657 reicht.
M. war „filius nativus“ (etwa: Zögling) des Kölner Konvents und wurde am 23.7.1626 im Alter von 14 ½ Jahren im Kölner Karmel eingekleidet. Am 27.2.1628 legte er Profess ab. Im selben Jahr wurde er zum Studium der Philosophie an das Generalstudium des Ordens nach Mainz entsandt. Danach studierte er Theologie im Generalstudium des Ordens in Köln. 1637 war er Novizenmeister und 1638 Subprior im Kölner Karmel. 1639 schloss er das Studium der Theologie mit dem Baccalaureat ab. Seitdem bekleidete er Leitungsfunktionen in den Klöstern seiner Provinz: Prior des Aachener Karmeliterklosters (1639-43), des Ffter Karmeliterklosters (1643-46), in Köln (1646-49) und des Mainzer Karmeliterklosters (1649-53), zeitweise auch Erster Definitor (Mitarbeiter des Provinzials) der Provinz (1650), dann Prior in Aachen (1653-59) und in Trier (1659-61), Assistent des Provinzials und Definitor (und damit Übernahme von Leitungsaufgaben auf Provinzebene, 1661-69), anschließend wieder Prior in Speyer (1669-72), in Boppard (1672), erneut in Speyer (1678-81) und in Boppard (1681-82). 1669 übertrug ihm das Provinzkapitel die Aufgabe des Provinzchronisten.
M. war Anhänger der Tourainer Reform, die eine strengere Observanz der Ordensregel zum Ziel hatte, welche er als Prior in seinem Mainzer Konvent 1653 einführte.
Während seiner Ffter Zeit als Prior verklagte ihn die Patriziergesellschaft Alten-Limpurg 1645 wegen Beschädigung von Sepulturen im Kreuzgang des Karmeliterklosters, nachdem er Wappen und Grabsteine von Patriziern zerstören und Metall einschmelzen hatte lassen.
M. verfasste eine ausführliche Ordenschronik, bestehend aus fünf dicken Folianten mit insgesamt 3.135 Blättern, die im ISG überliefert sind (Karmeliterkloster: Bücher 43-47). Die Bände enthalten u. a. ein „Chronicon universale“ der niederdeutschen Ordensprovinz des Karmeliterordens, das von 1200 bis 1672 reicht. Das Opus ist für die Geschichtsforschung von großem Wert, da es eine Fülle von Quellenmaterial bereitstellt, das im Original meistenteils verschollen ist. Im Auftrag des Provinzkapitels sollte M. als Chronist „alle verfügbaren Nachrichten sammeln und zusammenstellen, um sowohl der Identitätssicherung [des Ordens; Anm. d. Verf.] als auch religiösen und missionarischen Zielen zu dienen“ (Edeltraud Klueting). Sein Programm und seine Methode gehen aus dem ausführlichen Titel des „Chronicon universale“ hervor: „Chronicon universale sive Relatio historica de ortu et progressu Ordinis Fratrum B. Mariae Virginis de Monte Carmelo in Germania ab initio saeculi Christiani tertii supra decimam, ex antiquioribus provinciae tabulis, libris, litteris, documentis aliisque instrumentis et chartis authenticis, in archiviis tum provinciae, tum aliorum particularium conventuum contentis et repertis, rudi minerva, excerpta, et ordine chronologico digesta“ (Vollständige Chronik respective Geschichtlicher Bericht vom Ursprung und der Entwicklung des Ordens der Brüder der heiligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel in Deutschland seit dem 13. Jahrhundert nach Christus, aus den älteren Urkunden, Büchern, Briefen, Dokumenten und anderen Werken und authentischen Papieren der Provinz, in den Archiven sowohl der Provinz als auch der anderen Einzelkonvente enthalten und ausfindig gemacht, in kunstloser Weise exzerpiert und in chronologischer Ordnung dargestellt). M. sammelte also systematisch alle Urkunden und sonstigen Quellen sowohl aus dem Archiv der Provinz als auch aus den einzelnen Klöstern für seine Quellenedition zur Geschichte der niederdeutschen Provinz. Es handelt sich um eine „nüchterne und von Apologie freie (...) Geschichtsschreibung, die das Vergangene vor dem Vergessen zu bewahren“ versucht (Edeltraud Klueting). M. steht mit seinem Werk in einer Reihe mit den Bollandisten und den Maurinern, mit denen die kritische historische Forschung beginnt; er war Zeitgenosse von Johannes Bolland (1596-1665), Daniel Papebroch (1628-1714) und Jean Mabillon (1632-1707). Aus der Sicht der modernen Geschichtswissenschaft wäre einzuwenden, dass Analyse, Interpretation oder Auswertung des Stoffes bei M. nicht stattfinden; es gibt auch keine Darstellung größerer Zusammenhänge. M. ist ausschließlich „analista“, der Urkunden, Briefe, Listen und Akten, die er für wichtig und überlieferungswürdig hält, genauestens abschreibt und damit der Vergessenheit entreißt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Roman Fischer.

Lexika: Die Baudenkmäler in Ffm. Bearb. v. Carl Wolff, Rudolf Jung und Julius Hülsen. Hg. v. Architekten- und Ingenieur-Verein. 3 Bde. Ffm. 1896/1898/1914.Baudenkmäler 1 (1896), S. 94.
Literatur:
                        
Donner von Richter, Otto: Jerg Ratgeb – Maler von Schwaebisch-Gmuend. Seine Wandmalereien im Karmelitenkloster zu Ffm. und sein Altar-Werk in der Stiftskirche zu Herrenberg. 2 Teile (Textheft und Tafelteil). Ffm. 1892.Donner-von Richter: Jerg Ratgeb 1892, Textheft, S. 112. | Klueting, Edeltraud/Panzer, Stephan/Scholten, Andreas H. (Hg.): Monasticon Carmelitanum. Die Klöster des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Münster 2012. (Monastica Carmelitana 2).Klueting u. a. (Hg.): Monasticon Carmelitanum 2012. | Klueting, Edeltraud/Panzer, Stephan/Scholten, Andreas H. (Hg.): Monasticon Carmelitanum. Die Klöster des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Münster 2012. (Monastica Carmelitana 2).Fischer, Roman: Fft. In: Klueting u. a. (Hg.): Monasticon Carmelitanum 2012, S. 242-288. | Specht, Heidemarie/Andraschek-Holzer, Ralph (Hg.): Bettelorden in Mitteleuropa. Geschichte, Kunst, Spiritualität. Referate der gleichnamigen Tagung vom 19. bis 22. März 2007 in St. Pölten. St. Pölten 2008. (Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 15; St.-Pöltner Diözesanblatt, Geschichtliche Beilagen 32).Klueting, Edeltraud: Zur Geschichtsschreibung des Karmeliterordens. In: Specht/Andraschek-Holzer (Hg.): Bettelorden in Mitteleuropa 2008, S. 87-105, bes. S. 94-96.
Quellen: ISG, Karmeliterkloster: Bücher (Best. H.13.17), 15.-18. Jh.; dazu Rep. 199 (revidiert 1987).Chronik von Jakob Milendunck: ISG, Karmeliterkloster: Bücher 43-47.

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Empfohlene Zitierweise: Fischer, Roman: Milendunck, Jakob. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7380

Stand des Artikels: 3.3.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 03.2021.