Poelke, Bruno. Maschinenbauer. Flieger. * 25.7.1883 Osterode/Ostpreußen, † 9.8.1975 Ffm.
Nach Lehre und Besuch der Maschinenbauschule in Allenstein kam P. über Berlin und Düsseldorf 1902 nach Ffm., wo er bis zu seinem Lebensende wohnte. Seine gesicherte Stellung in einer Maschinenfabrik gab er 1906 auf, richtete eine eigene Werkstatt in der Kronprinzenstraße (heute: Münchener Straße) ein und begann mit der Konstruktion von Flugapparaten. Gleichzeitig fertigte er Flugzeugersatzteile, die er in alle Welt lieferte, u. a. an die Brüder Wright, denen 1903 der erste Motorflug der Welt geglückt war. Auf dem Rebstockgelände unternahm P. mit seinen selbst konstruierten Gleitern ab Oktober 1908 auch eigene Flüge. Er und
August Euler waren auf der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung (Ila) in Ffm. 1909 die einzigen deutschen Teilnehmer an den Gleitflugwettbewerben. In Ffm. erhielt P. den Spitznamen „Adler vom Kuhwald“.
1911 entwickelte P. sein erstes Motorflugzeug. Er bot sein Modell der Heeresverwaltung an, die aber aufgrund der zu hohen Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern eine Serienfertigung ablehnte. Im Ersten Weltkrieg wurde P. als Feldflieger an der Westfront eingesetzt und 1917 abgeschossen. Als nach 1919 die private Motorfliegerei in Deutschland durch den Versailler Vertrag verboten wurde, schloss sich P. den Segelfliegern in der Rhön an (seit 1925 „Rhön-Rossitten-Gesellschaft“). Sein 1920 auf der Wasserkuppe vorgestelltes Modell stieß zunächst auf Sicherheitsbedenken, da es nur eine Landekufe hatte. Doch schon ein Jahr später setzte sich dieses einkufige Konstruktionsprinzip durch und ist bis heute in der Segelfliegerei maßgeblich geblieben. 1922 gehörte P. zu den Gründern des Ffter Aeroclubs und organisierte in den Folgejahren mehrere Flugtage auf dem Rebstockgelände, in Gelnhausen, Fulda und Eisenach. Inflation und Weltwirtschaftskrise zwangen P. zur Arbeit als Vertreter; später war er Abteilungsleiter in einer Darmstädter Fabrik. Seine letzten Lebensjahrzehnte verbrachte der Pionier der Ffter Fliegerei zurückgezogen in Bockenheim.
Bruno-P.-Straße (seit 1985) am Rebstock.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 143,
verfasst von: Reinhard Frost.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.673.
GND: 1025756797 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Frost, Reinhard: Poelke, Bruno. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/775
Stand des Artikels: 23.11.1994