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Schiff, Moritz

Schiff, Moritz. Prof. Dr. med. Mediziner. Biologe. * 28.1.1823 Ffm., † 6.10.1896 Genf.
Sch. entstammte einer seit 1505 in Ffm. ansässigen Rabbinerfamilie. Sein Großvater Josef Moses Sch. (1751-1815) besaß in der Fahrgasse ein Bandwarengeschäft, das seit 1816 von Sch.s Vater Josef Herz Sch. (1784-1852) weitergeführt wurde.
Bruder des Chemikers Prof. Dr. phil. Hugo Josef Sch. (1834-1915), der in Bern (1857-63), Florenz (1863-76 und seit 1879) und Turin (1876-79) wirkte und wichtige Untersuchungen auf dem Gebiet der organischen Chemie (Herstellung der Sch.’schen Basen aus Aldehyd und Aminen) leistete, der aber auch als Freund von Marx und Engels an der Gründung der Internationalen teilnahm.
Sch., der gegen seinen Willen die familiäre Kaufmannstradition weiterführen sollte, entzog sich dem Wunsch seines Vaters; die Episode hat Friedrich Stoltze in seiner Humoreske „Die Kapp” (1861) eindrucksvoll festgehalten. Stattdessen strebte Sch. schon früh ein naturwissenschaftliches Studium an und besuchte zu diesem Zweck die naturkundlichen Vorträge am Senckenbergischen Institut. Seit 1840 Studium der Medizin bei Tiedemann in Heidelberg, dann bei Johannes Müller und Lichtenberg in Berlin. 1844 Promotion in Göttingen. Sein starkes Interesse an der Neurophysiologie zeigte sich bei seinem Promotionsthema „De vi motoria baseos encephali inquisitiones experimentales” und führte ihn frühzeitig ins Ausland. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris kehrte Sch. 1846 nach Ffm. zurück, um eine Arztpraxis zu eröffnen. Neben seiner Tätigkeit als Arzt widmete sich Sch. vor allem seinen neurophysiologischen Studien, die er 1855 durch die Veröffentlichung seiner „Untersuchungen zur Physiologie des Nervensystems mit Berücksichtigung der Pathologie” zu einem vorläufigen Abschluss brachte. Daneben engagierte sich Sch. auch politisch. So setzte er sich in den Jahren zwischen 1848 und 1850 als Redner für die Demokratisierung des Deutschen Bundes ein, wovon er sich die Gleichberechtigung der Juden in Deutschland erhoffte, und er nahm auf der Seite der Revolutionäre als Feldchirurg am Badischen Aufstand 1849 teil. Für die 1855 in Göttingen angestrebte Habilitation erwiesen sich diese politischen Aktivitäten und Sch.s jüdische Herkunft als hinderlich. Daraufhin nahm Sch., der bereits 1852 zum Protestantismus übergetreten war, 1856 am Institut von Gabriel Gustav Valentin in Bern eine außerordentliche Professur für Anatomie an. 1862 folgte er einem Ruf an das „Istituto di Studi Superiori” in Florenz. Unstimmigkeiten über die Notwendigkeit von Untersuchungen am lebenden Tier sowie das Angebot, die Leitung des physiologischen Instituts an der neu gegründeten medizinischen Fakultät in Genf zu übernehmen, veranlassten Sch. 1876 zur endgültigen Rückkehr in die Schweiz. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Methoden blieb Sch. vor allem in Deutschland umstritten, wobei ihm insbesondere eher traditionell orientierte Forscher wie Hermann von Helmholtz und Rudolf Wagner, sein Doktorvater, kritisch gegenüberstanden. Im europäischen Ausland dagegen erhielt Sch. Unterstützung und Zuspruch für seine experimentalphysiologischen Studien.
In seiner Ffter Zeit wirkte Sch. auch als Kurator der ornithologischen Sammlung der SNG. Die Ergebnisse aus der Katalogisierung dieser Bestände („Conspectus systematis ornithologia”) wurden 1850 durch Charles L. Bonaparte in Leiden veröffentlicht. Außerdem hielt Sch. zahlreiche Vorträge vor der SNG und dem Physikalischen Verein.
Mehr als 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen, die u. a. als „Gesammelte Beiträge zur Physiologie” in vier Bänden (1894-97) erschienen sind, sowie Lehrbücher, u. a. „Lehrbuch der Physiologie des Menschen” (1858/59).
Zahlreiche Ehrungen, zuletzt aus Anlass seines Promotionsjubiläums 1894 in Göttingen.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 278f., verfasst von: Christopher Henkel.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Ffm. Ffm. 1936. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Ffm. XI).Kallmorgen, S. 399.
Literatur:
                        
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 470f. | SNG (Hg.): 175 Jahre Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. Jubiläumsband. 2 Bde. Ffm. 1992. (Senckenberg-Buch 68).FS 175 Jahre SNG 1992, Bd. 1, S. 286-289.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/6.843.

GND: 117232262 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Henkel, Christopher: Schiff, Moritz. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1051

Stand des Artikels: 20.3.1995