Von 1940 bis 1945 rettete Sch., obwohl NSDAP-Mitglied, unter dem Einsatz seines Lebens und seines Vermögens etwa 1.200 Juden vor dem Vernichtungslager. Nach dem Scheitern des 1949 begonnenen Projekts einer Nutria-Farm in Argentinien kehrte Sch. 1957 nach Deutschland zurück und lebte seitdem als technischer Kaufmann in Ffm., zunächst in einem möblierten Zimmer in der Arndtstraße 46, dann in einer Ein-Zimmer-Wohnung in dem Haus Am Hauptbahnhof 4. Seine geschäftlichen Unternehmungen, u. a. der Betrieb einer Betonfabrik bei Hanau und einer Pantoffelfabrik in der Oberpfalz, blieben erfolglos. In einem 1964 abgeschlossenen Lastenausgleichsverfahren wurde Sch. für seine Vermögensverluste, insbesondere seine Fabrik in Zablocie bei Krakau bzw. später in Brünnlitz in Mähren, mit rund 160.000 Mark entschädigt. Außerdem verkaufte er die Filmrechte an seiner Lebensgeschichte für 50.000 Dollar an die amerikanische Gesellschaft Metro Goldwyn Mayer (1962); das Filmprojekt (mit Richard Burton, Romy Schneider und Gregory Peck, um 1965) wurde ebenso wie ein früheres (unter der Regie von Fritz Lang, um 1955) nicht verwirklicht. Da Sch. mit seinen geschäftlichen Unternehmungen hohe Verluste gemacht hatte und er, ein großzügiger Lebemann, offenbar nicht mit seinem Geld haushalten konnte, lebte er nach 1945 jedoch hauptsächlich von der Unterstützung der von ihm geretteten Juden (die sich selbst „Schindlerjuden” nennen) sowie später auch von einem auf Initiative des Bankiers
Walter Hesselbach finanzierten „Ehrensold”. Von der sonstigen Öffentlichkeit in Deutschland zunächst wenig beachtet, wurde Sch.s Geschichte erstmals von Kurt R. Großmann in dessen Buch „Die unbesungenen Helden” (1957/61) publiziert. Auf die Fürsprache von „Schindlerjuden” hin sollte Sch. 1962 in Israel der Titel eines „Gerechten unter den Völkern” verliehen werden; trotz einiger negativer Zeugenaussagen entschied sich das einberufene Komitee für die Auszeichnung, die aber letztlich an einer Rücktrittsdrohung des Richters Moshe Landau, der im Vorjahr den Eichmann-Prozess geleitet hatte, scheiterte. Stattdessen wurde Sch. eingeladen, einen der ersten Erinnerungsbäume an der „Allee der Gerechten” in der Gedenkstätte Yad Vashem zu pflanzen. Seit diesem ersten Israelbesuch 1962 reiste Sch. regelmäßig dorthin, zu insgesamt 17 – oft längeren – Aufenthalten, bei denen er den familiären Kontakt mit „seinen Juden” (wie er sie selbst nannte) pflegte und die öffentliche Anerkennung genoss. Die übrige Zeit des Jahres lebte Sch. weiterhin recht zurückgezogen in Ffm., wenn er auch mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1966), dem Martin-Buber-Preis der Internationalen Friedensstiftung (1967) und dem päpstlichen Silvesterorden (1968) geehrt worden war sowie eine Ehrenrente des Hessischen Ministerpräsidenten (seit 1966) und des Bundespräsidenten (seit 1968) erhielt. In Ffm. belebte seit 1967 vor allem der damalige Stadtjugendpfarrer Dieter Trautwein das öffentliche Gespräch mit und über Sch., indem er u. a. Sch. selbst am Tag der Evangelischen Jugend 1967 im Dominikanerkloster über sein Leben berichten ließ, ein Hörspiel über Sch. (von Maria Lahusen, 1967) in Ffm. aufführte und ein Lied für Sch. (vertont von Gerhard Kloft, 1967) schrieb. Während einer Reise zum Besuch von Freunden 1974 starb Sch. in einem Hildesheimer Krankenhaus. Nach der Trauerfeier auf dem Ffter Hauptfriedhof und dem Requiem im Ffter Dom wurde er, seinem Wunsch entsprechend, auf dem katholischen Friedhof in Jerusalem beigesetzt.
Seit 1976 zahlte die Stadt Ffm. an Sch.s lange weiterhin in Argentinien lebende und seit 1994 den israelischen Titel einer „Gerechten unter den Völkern” tragende Witwe Emilie, geb. Pelzl (1907-2001), eine Ehrenrente in Anerkennung ihres Anteils an der Errettung der Juden. Das Andenken an Oskar Sch. wurde in Ffm. vor allem von der Ackermann-Gemeinde, einer katholischen Organisation von Sudetendeutschen, in Verbindung mit „Schindlerjuden” gepflegt, u. a. in einer Gedenkfeier zu Sch.s 10. Todestag (1984) und in der Herausgabe einer Broschüre (1985).
Weltbekannt wurde Sch.s Geschichte aber erst durch den mit sieben „Oscars” ausgezeichneten amerikanischen Spielfilm „Sch.s Liste” von Steven Spielberg (1993/94; nach einem Tatsachenroman von Thomas Keneally, engl. 1982, dt. 1983), dessen deutsche Erstaufführung in Anwesenheit des Regisseurs am 1.3.1994 in Ffm. stattfand.
Gedenktafel (von Günter Maniewski, 1996) an Sch.s letztem Wohnhaus Am Hauptbahnhof 4.
Am 28.4.1994 wurde von der Initiative für eine Gedenkstätte im Bunker (der ehemaligen Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft) an der Friedberger Anlage ein Apfelbaum für Sch. in der „Allee der Erkenntnis” vor dem Bunker gepflanzt.
Oskar-Sch.-Straße in der Siedlung Am Bügel. Am 20.3.1994 wurde die „Oskar-Sch.-Jugendloge” als Jugendorganisation der Loge B’nai B’rith in Ffm. gegründet. Seit 1999 Oskar und Emilie Sch.-Lernzentrum im Museum Judengasse.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 283f.,
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Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.