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Sethe, Paul

Gründungsherausgeber der FAZ.

Sethe, Paul. Dr. phil. Publizist. * 12.12.1901 Bochum, † 21.6.1967 Hamburg.
Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik. 1932 Promotion in Bonn. Von 1934 bis 1943 Redakteur der FZ. 1945 Wiederaufnahme der publizistischen Tätigkeit mit Beiträgen für die Badische Zeitung. Hinter einer kräftigen und anschaulichen Sprache ließ S. seine innere Beteiligung und seine hohe Vorstellung von der Aufgabe des Journalisten und Publizisten erkennen. 1949 gehörte S. zu den Gründern der FAZ. Er firmierte als Mitherausgeber und leitete die außenpolitische Redaktion. In seinen Leitartikeln trat er, der als konservativer Liberaler galt, des Öfteren gegen einen schematischen Antikommunismus, gegen eine einseitige Bindung der Bundesrepublik an den Westen und für eine Verständigungspolitik mit der Sowjetunion ein. Dies brachte ihn in Konflikt mit den übrigen FAZ-Herausgebern, die einen eher regierungskonformen Kurs vertraten. S. schied im September 1955 aus dem Herausgebergremium aus, angeblich auf eigenen Wunsch, um Leiter der Wiener Redaktion des Blatts zu werden. Der Vorgang erregte größeres Aufsehen und verstärkte die zeitgenössische Diskussion über die Pressefreiheit. Oppositionelle Kräfte sprachen im Fall S. von einer verdeckten Einflussnahme des Bundeskanzleramts auf die FAZ, zumal auch andernorts verantwortliche Journalisten, die Vorbehalte gegenüber der Regierungspolitik geäußert hatten, aus den Redaktionen gedrängt worden waren. Demgegenüber betonte die FAZ wiederholt ihre Stellung als unabhängige Zeitung. Als S. im November 1955 die FAZ ganz verließ, räumten die Herausgeber ein, dass seinem Ausscheiden Meinungsverschiedenheiten über die politische Gesamtlinie des Blatts zugrunde lagen. S., der anschließend als Ressortleiter für Politik zur „Welt”, dann 1963 zur „Zeit” ging und daneben für den „Stern” und die Mainzer Allgemeine schrieb, machte in Journalistenkreisen erneut von sich reden, als er 1965 in einem Leserbrief die Pressefreiheit die „Freiheit von 200 reichen Leuten” nannte.
Auch ist S. bekanntgeworden als Autor zahlreicher historischer Sachbücher, u. a. „Russische Geschichte” (1941) und „Die großen Tage. Von Mirabeau zu Bonaparte” (1953, Taschenbuchausgabe 1965).

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 383f., verfasst von: Tobias Picard.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Literatur:
                        
Sethe, Paul: Die großen Tage. Von Mirabeau zu Bonaparte. München 1965. (dtv 313).Sethe: Die großen Tage 1965, Klappentext.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.265.

GND: 119038382 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Picard, Tobias: Sethe, Paul. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1235

Stand des Artikels: 8.9.1995