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Sprenger, Jakob

Gauleiter von Hessen-Nassau von 1933 bis 1945.

Sprenger, Jakob. Postbeamter. Politiker. * 24.7.1884 Oberhausen bei (Bad) Bergzabern/Rheinpfalz, † 19.5.1945 Kössen/Tirol.
S. kam aus bäuerlichen Verhältnissen.
Von 1895 bis 1901 Besuch des Progymnasiums in Bergzabern. Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger. 1902 Eintritt in den Verwaltungsdienst der Reichspost. Tätigkeit in verschiedenen Orten, seit 1912 als Oberpostamtsdirektor in Ffm. Von 1914 bis 1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, seit 1916 im Leutnantsrang. Nach Kriegsende Tätigkeit als Postbeamter in Ffm.-Bockenheim. Schon vor 1923 Anhänger der NSDAP-Vorläuferorganisationen, ohne sich zu exponieren. Während des NSDAP-Verbots 1923/24 Leiter der Ersatzorganisation „Deutsche Partei” in Ffm., die S. nach der Wiederzulassung der NSDAP dort eingliederte. Sein Eintritt in die NSDAP wurde am 14.8.1925 unter der Mitgliedsnummer 17.009 registriert. 1925 NSDAP-Stadtverordneter, Ortsgruppenleiter von Ffm. und Bezirksleiter von Hessen-Nassau-Süd. 1927 Gauleiter von Hessen-Nassau-Süd, später (Umbenennung 1928) Hessen-Nassau. 1929 ehrenamtlicher Ffter Stadtrat, NSDAP-Fraktionsvorsitzender im Kommunal- und Provinziallandtag sowie stellvertretendes Mitglied im Preußischen Staatsrat. 1930 NSDAP-Reichstagsabgeordneter für Hessen-Nassau. Als Reichskommissar der NSDAP für Südwestdeutschland vollzog S. im Januar 1933 den Zusammenschluss der Parteigaue Hessen-Nassau und Hessen-Darmstadt. Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung” war S. von Mai 1933 bis Kriegsende 1945 Gauleiter von Hessen-Nassau mit Sitz der Gauleitung in Ffm. und Reichsstatthalter für Hessen mit Sitz der Landesregierung in Darmstadt. Gleichzeitig übernahm er die Führung des Deutschen Beamtenbunds, der in Reichsbund der Deutschen Beamten umbenannt wurde und alle bisherigen Beamtenverbände in sich vereinigte. Gründer und Herausgeber der Nationalsozialistischen Beamtenzeitung. Bei Kriegsbeginn Ernennung zum Reichsverteidigungskommissar für den Wehrkreis XII. 1944 Oberpräsident der Provinz Nassau. Bei Kriegsende floh S. am 25.3.1945 aus Ffm. Er setzte sich zuerst nach Thüringen ab und von dort über Berchtesgaden nach Kössen, wo er sich gemeinsam mit seiner Frau kurz vor dem Eintreffen amerikanischer Truppen das Leben nahm.
Unter den deutschen Gauleitern galt S. bei der NS-Führung als absolut verlässlich. Nach anfänglichen Machtkämpfen konnte er ab Mai 1933 seine Spitzenstellung im Gau Hessen-Nassau ausbauen und bis Kriegsende behaupten. Durch spektakuläre Auftritte, etwa die Spatenausgabe vor der Ffter Börse für den Arbeitseinsatz beim Reichsautobahnbau (September 1933), versuchte S., der straff organisierten Führung „seines” Gaus volkstümliche Züge zu verleihen. Gegenüber den Anfechtungen seiner Widersacher im nationalsozialistischen Machtapparat, darunter der Oberpräsident von Kassel Prinz Philipp von Hessen, setzte sich der versierte Verwaltungsfachmann S. in der Regel durch. Hartnäckige Auseinandersetzungen führte S. mit dem Ffter Oberbürgermeister Friedrich Krebs um Stellung und Ausbau der „Gauhauptstadt” Ffm. Durch stetigen Druck gelang es S., die formalrechtlichen Einwände des Juristen Krebs gegen das Eindringen der NSDAP in städtische Kompetenzen nach und nach zurückzudrängen. Das Zerwürfnis zwischen den beiden wichtigsten nationalsozialistischen Funktionsträgern in Ffm. gipfelte bei Kriegsende in S.s Anordnung, Krebs zu verhaften und bei etwaigem Widerstand zu erschießen. Obwohl S. innerhalb der Partei nicht zu den ideologischen Fanatikern gehörte – so agierte er beispielsweise in der Kirchenfrage eher zurückhaltend –, war er als unbeirrbarer Nationalsozialist, der seine intellektuellen Grenzen realistisch einzuschätzen wusste, ein grundsätzlich loyaler „Landesfürst” im totalitären Führerstaat.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 411f., verfasst von: Reinhard Frost.
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Lexika: Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. Wiesbaden 1985, 2., überarb. Aufl. 1992. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau XXXIX).NB 1992, S. 772, Nr. 4223.
Literatur:
                        
Fleckner, Uwe/Hollein, Max (Hg.): Museum im Widerspruch. Das Städel und der Nationalsozialismus. Berlin 2011. (Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ 6).Kurzbiographie in: Fleckner/Hollein (Hg.): Museum im Widerspruch 2011, S. 357f. | Ffm. Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. Hg. v. d. Ffter Historischen Kommission. Sigmaringen 1991. (Veröffentlichungen der Ffter Historischen Kommission XVII).Gesch. d. Stadt Ffm. 1991, S. 499-502. | Woweries, F. H.: Reichsstatthalter Gauleiter Jakob Sprenger. Lebensbild eines Gefolgsmannes Adolf Hitlers. Berlin [1934].Woweries: Jakob Sprenger 1934. | Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG). Bisher 69 Jahrgänge. Berlin 1953-2021.Zibell, Stephanie: Der Gauleiter Jakob Sprenger und sein Streben nach staatlicher Macht im Gau Hessen-Nassau. In: ZfG 5 (2001), S. 389-408. | Zibell, Stephanie: Jakob Sprenger (1884-1945). NS-Gauleiter und Reichsstatthalter in Hessen. Darmstadt/Marburg 1999. (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 121).Zibell: Jakob Sprenger 1999.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/305.

GND: 121083470 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Frost, Reinhard: Sprenger, Jakob. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1290

Stand des Artikels: 29.8.1995