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Wunderlich, Friedrich

Bischof der Methodistenkirche in Deutschland von 1953 bis 1968.

Friedrich und Maria Wunderlich
Friedrich Wunderlich und seine Frau Maria, geb. Straube
Fotografie.
Bildquelle: Zentralarchiv der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Reutlingen.
© unbekannt. Der/die Fotograf/-in ist anhand der Bildvorlage nicht zu ermitteln.
Wunderlich, Friedrich Ludwig Albrecht. Dr. phil. D. D. Methodistischer Pastor. Dozent. * 23.1.1896 Plauen, † 9.7.1990 Ffm.
Sohn des methodistischen Predigers Engelbert W. (1859-1918) und dessen Ehefrau Lydia, geb. Lämmle. Schon der Großonkel Ehrhardt W. (1830-1895) und der Großvater Friedrich W. waren Methodisten geworden, die für ihren Glauben aktiv in Mitteldeutschland wirkten. Verheiratet (seit 1930) mit Maria W., geb. Straube (1910-1980). Vier Kinder.
Schulausbildung am Königstädtischen Gymnasium in Berlin und an einem Gymnasium in Zwickau; dort 1915 Abitur. Im Sommersemester 1915 Studium der Philologie in Leipzig. Von November 1915 bis Ende November 1918 Kriegsdienst. In einem Zwischensemester ab Februar 1919 und im Sommersemester 1919 Immatrikulation im Fach Elektroingenieur an der TH Dresden. Seit dem Wintersemester 1919/20 Fortsetzung des Studiums in Leipzig. Nach eigenen Angaben in seinem Lebenslauf zur Dissertation beschäftigte sich W. „mit Philosophie, Pädagogik, deutscher und lateinischer Philologie und historischer und systematischer Theologie“. Für seine Dissertation über die Bedeutung der Sonntagsschule für das kirchliche Leben in den USA erhielt er „einschlägiges Material“ von N. E. Richardson, Professor für „Administration in Religious Education“ an der Northwestern University in Evanston/Illinois, die methodistische Wurzeln hat; für eine Forschungsreise hatten W. die Finanzen gefehlt. Er wurde im Januar 1923 in Leipzig promoviert. Seit 1922 Jugendsekretär in der deutschen Bischöflichen Methodistenkirche. 1924 Ordination zum Pastor. W. übernahm im August 1927 die Redaktion der Jugendzeitschrift „Leitstern“, die sein Vorgänger Hugo Georgi nationalistisch geprägt hatte und die W. nun weitgehend entpolitisierte, um innerkirchliche Konflikte zu minimieren. W. tendierte in der Weimarer Zeit zum Christlich-sozialen Volksdienst, war damals national gesinnt, antikommunistisch, leicht pazifistisch und antirassistisch. Eine Äußerung gegen „Massensuggestion“ im „Leitstern“ wird sich gegen die NSDAP gerichtet haben.
Seit 1931 Pastor einer Gemeinde in Hamburg. 1939 Beginn als Dozent für das Fach Neues Testament am Predigerseminar der Bischöflichen Methodistenkirche in Ffm. Kriegsdienst als Leutnant der Reserve, stationiert in Verdun, in Briey, in Bar-le-Duc und wieder in Verdun. Während des Zweiten Weltkriegs war W. offenbar weiterhin in Ffm. gemeldet und ist als Haushaltungsvorstand im Ffter Adressbuch aufgeführt, vermutlich weil seine Familie weiterhin in Ffm. wohnte; möglicherweise hielt er sich zwischenzeitlich auch wieder am Predigerseminar, seinem Wohnsitz, auf. Eine Untersuchung von W.s Haltung zum Nationalsozialismus und in der NS-Zeit anhand einschlägiger Quellen steht noch aus. W. wird wohl im „Dritten Reich“ wie die meisten führenden Methodisten in Deutschland aufgrund ihrer kirchlichen Sozialisation die nationalsozialistische Ideologie abgelehnt haben; im beruflichen Alltag haben sie sich an den NS-Staat angepasst, um konfliktarm wirken zu können. Politische Sympathien oder Antipathien werden individuell verschieden gewesen sein und können sich mit der Zeit gewandelt haben. Angaben zur Hilfe für Verfolgte, wie nach 1945 behauptet, gilt es, mit erheblicher Skepsis zu begegnen. Die eigene Schuld wurde nach 1945 weitgehend verdrängt.
Bei Kriegsende kam W. nach Ffm., wo er 1948 Direktor des Predigerseminars wurde. Es folgte 1953 die Wahl zum Bischof der Methodistenkirche in Deutschland mit Sitz in Ffm. (als Nachfolger von J. W. Ernst Sommer); er wohnte privat auch in Ffm. W. war in der Ökumene aktiv: Seit 1959 unterzeichnete er die Aufrufe zu „Brot für die Welt“ mit und warb in Reden für das Spendenwerk. 1968 ging W. als Bischof der Methodistenkirche in Deutschland in den Ruhestand. 1970 interimistisch Bischof in den skandinavischen Ländern. 1971/72 Leiter des Büros des Weltrats Methodistischer Kirchen in Genf.
Schriften (in Auswahl): „Die Bedeutung der Sonntagsschule für das kirchliche Leben in den Vereinigten Staaten. Ein Beitrag zur Geschichte des Religionsunterrichts“ (Dissertation, 1923) und „Methodists Linking Two Continents” (1960, dt. „Brückenbauer Gottes”, 1963).
W. wurden drei Ehrendoktorwürden von amerikanischen Hochschulen, die dem Methodismus nahestehen, verliehen: von der DePauw-University in Greencastle/Indiana (1952), dem Birmingham-Southern College in Birmingham/Alabama (1956) und dem Baldwin Wallace College in Berea/Ohio (1963). 1968 Wichern-Plakette des Diakonischen Werks der EKD.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Gunter Stemmler.

Lexika: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Begr. u. hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz (1906-1979). Fortgeführt von Traugott Bautz (1945-2020) u. Uta Timpe-Bautz. Bisher 44 Bde. Herzberg 1975-2022.Karl Heinz Voigt in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlex. 14 (1998), Sp. 177-189. | Deutsche Biographische Enzyklopädie. Hg. von Walther Killy und Rudolf Vierhaus. 13 Bde. München/Leipzig 1995-2003. 2., überarb. u. erw. Aufl. 12 Bde. Berlin 2005-08.DBE 10 (1999), S. 597.
Literatur:
                        
EmK-Geschichte. Quellen, Studien, Mitteilungen. Hg.: Studiengemeinschaft für Geschichte der Evangelisch-methodistischen Kirche in Verbindung mit dem Zentralarchiv der EmK in Reutlingen sowie der Theologischen Hochschule Reutlingen, Staatlich anerkannte Fachhochschule der Evangelisch-methodistischen Kirche. Bisher Jg. 22-43. Reutlingen u. a. 2001-22.Nausner, Helmut: Bischof F. H. Otto Melle und seine ungeklärte Beziehung zum nationalsozialistischen Staat. In: EmK-Geschichte 34 (2014), S. 76-93. | Heinz, Daniel (Hg.): Freikirchen und Juden im „Dritten Reich“. Instrumentalisierte Heilsgeschichte, antisemitische Vorurteile und verdrängte Schuld. Göttingen 2011. (Kirche – Konfession – Religion 54).Weyer, Michel: Kein Ruhmesblatt methodistischer Geschichte. Die „Judenfrage“ im deutschen Methodismus. In: Heinz (Hg.): Freikirchen u. Juden im „Dritten Reich“ 2011, S. 103-126. | Steckel, Karl/Sommer, C. Ernst (Hg.): Geschichte der Evangelisch-methodistischen Kirche. Weg, Wesen und Auftrag des Methodismus unter besonderer Berücksichtigung der deutschsprachigen Länder Europas. Stuttgart 1982.Steckel/Sommer (Hg.): Geschichte d. Evangelisch-methodistischen Kirche 1982, S. 111f., 114, 214-216, 236. | Stemmler, Gunter: Eine Kirche in Bewegung. Die Bischöfliche Methodistenkirche im Deutschen Reich während der Weimarer Republik. Stuttgart 1987. (Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-methodistischen Kirche 29).Stemmler: Eine Kirche in Bewegung 1987, S. 60f. | Wer ist’s? Titel auch: Degener’s Wer ist’s? Titel ab 1923: Wer ist wer? Wechselnde Untertitel: Zeitgenossenlexikon. / Unsere Zeitgenossen. / Das deutsche Who’s who. Leipzig, ab 1928 Berlin 1905-93.Wer ist wer? 1962, S. 1745. | Wunderlich, Friedrich: Die Bedeutung der Sonntagsschule für das kirchliche Leben in den Vereinigten Staaten. Ein Beitrag zur Geschichte des Religionsunterrichts. Phil. Diss. Leipzig 1923.Wunderlich: Die Bedeutung d. Sonntagsschule für das kirchliche Leben in den Vereinigten Staaten 1923, S. III und o. S. (Lebenslauf).
Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1940, T. I, S. 830; 1941, T. I, S. 817; 1942, T. I, S. 797; 1943, T. I, S. 812. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/5.037. | Frdl. Mitteilungen an d. Verf.Mitteilungen von Abbey Maynard, Research and Collections Specialist, McCormick Library of Special Collections & University Archives, Northwestern University, Evanston/Illinois (USA), 18.4.2023. | Frdl. Mitteilungen an d. Verf.Mitteilungen von Sandy Muhl, Universitätsarchiv Leipzig, 18.4.2023. | Universitätsarchiv der Technischen Universität Dresden.Universitätsarchiv d. TU Dresden, Studentenakte Nr. 12365. | Universitätsarchiv Leipzig.Universitätsarchiv Leipzig, Quaestur 105294 Friedrich Wunderlich. | Universitätsarchiv Leipzig.Universitätsarchiv Leipzig, Rep 01 16 07 C 080 Bd. 1 Friedrich Wunderlich.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_WunderlichWikipedia, 1.8.2023.

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Empfohlene Zitierweise: Stemmler, Gunter: Wunderlich, Friedrich. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/13453

Stand des Artikels: 3.8.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 08.2023.