Ältester Sohn des späteren Geheimen Sanitätsrats Dr. Johann
Julius Sch. (1856-1941), der sich 1886 als praktischer Arzt und Kinderarzt in Ffm. niedergelassen hatte, und dessen Ehefrau Agathe (auch: Agatha) Friederike, geb. Estenfeld (1868-1934). Vier Geschwister:
Hermann Eduard Julius Sch. (1895-1958), Arzt;
Catharina (auch: Katharina) Lucie Marianne Agathe, gen. Katha, Sch. (seit 1921 verh. Müller, 1897-1989);
Richard Lorenz Theodor Maria Sch.-Colombel (1900-1985), Dr. rer. pol., Bankkaufmann, Berufsschullehrer; Hildegard Sch. (später verh. Peters, 1902-1997). Verheiratet (seit 1921) mit der Malerin Mina Luise (auch: Luise Mina), gen.
Louise, Sch., geb. Schnell (1894-1991). Louise Sch. schuf einige kleinformatige Landschaftsmalereien, unterstützte aber überwiegend die Karriere ihres Mannes. Die Ehe blieb kinderlos.
Sch. wurde in der Wohnung der Eltern in der Hermannstraße 50 im Nordend geboren. Dort hatte der Vater auch seine Praxis. Später wohnte die Familie in der Fellnerstraße 6 (lt. Adr. 1893-98), dann im Sachsenlager 24 (lt. Adr. 1899-1901) und schließlich im eigenen Haus in der Sternstraße 26 im Nordend (ab Adr. 1902). Der Vater, der sich als Facharzt (Internist) auf Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten spezialisierte (ab Adr. 1906) und dann als Chefarzt am Marienkrankenhaus tätig war, hielt weiterhin Sprechstunden in der Wohnung ab.
Ab 1897 Besuch der Musterschule, abgeschlossen 1907 mit dem Einjährigen-Examen. Teilnahme an Abendkursen der Kunstgewerbeschule. Von 1908 bis 1911 Lehre im Atelier Linnemann in Ffm., das seit dem Tod des Gründers
Alexander Linnemann von dessen Söhnen
Rudolf und
Otto Linnemann weitergeführt wurde; auch der Ffter Glasmaler Bernhard Heise wird als Sch.s Lehrer genannt. Von 1911 bis 1913 Studium an der Münchener Kunstgewerbeschule bei Robert Engels (1866-1926) und bei Julius Diez (1870-1957), dessen Meisterschüler er war. Im Wintersemester 1913/14 Besuch der Kunstakademie in Düsseldorf. Danach bis Kriegsbeginn 1914 Fortsetzung des Studiums in München. Vom 26.10.1914 bis zum 30.11.1918 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg. Für das Wintersemester 1918 Rückkehr an die Kunstgewerbeschule in München. Im August 1919 Niederlassung als freischaffender Künstler in Ffm. Vom 1.9.1922 bis 25.10.1939 Anstellung als Grafiker bei der „Graphischen Kunstanstalt und Klischeefabrik F. Guhl & Co.“ in Ffm. Seit 1.4.1933 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.822.243). Kriegseinsatz im Zweiten Weltkrieg, zunächst ab November 1940 als Oberstleutnant und Kompagnie-Führer in Bourges im besetzten Frankreich. 1941 Beförderung zum Hauptmann und Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes II. Klasse mit Schwertern. Im Frühjahr 1944 Versetzung in den Osten. Stationierung in Mielec im besetzten Polen (ab 15.4.1944), dann in Rudolfstadt (Rudolfov) bei Budweis im heutigen Tschechien (vom 17.11.1944 bis 14.4.1945). Am 1.5.1945 Entlassung aus der Wehrmacht in Moosach bei Grafing in Oberbayern. Ab 12.5.1945 Heimweg zu Fuß nach Ffm., wo er am 23.5.1945 ankam. Am 23.7.1945 Wiederaufnahme der Berufstätigkeit in der Firma „Guhl & Co.“, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb.
Nach der Heirat mit Louise Schnell 1921 lebte Sch. im Elternhaus seiner Frau in der Vogtstraße 58 in der Nähe des Holzhausenparks (erstmals im Adr. 1923). Nach Kriegsende lag das Haus im Sperrgebiet, das die amerikanische Besatzungsmacht am 26.4.1945 um ihr Hauptquartier im IG-Hochhaus errichtete, und blieb bis zum 21.6.1948 beschlagnahmt. Das Ehepaar Sch. wurde von dem befreundeten Kaufmann Max Erhardt und dessen Ehefrau Julia, geb. Jekel, in deren Haus der Krögerstraße 8 aufgenommen. Erst in den 1950er Jahre konnten Walter Clemens und Louise Sch. wieder in ihr Haus in der Vogtstraße zurückkehren; dort wohnte damals zeitweise auch der Rundfunkmoderator Peter Frankenfeld (1913-1979).
Infolge des Krieges und der Beschlagnahmung des Hauses gingen Sch.s wichtigste Werke und sämtliche seiner Holzblöcke verloren. Die erhaltenen Stücke weisen Sch. jedoch als einen vielseitigen Künstler aus, dessen eigener Stil mit archaisierenden, grotesken und modernen Formen in jedem Medium klar erkennbar ist. Mit seiner Glasmalerei, die er als Handwerk in seiner Ausbildung in Ffm. erlernte, orientierte sich Sch. am Stil des Ateliers Linnemann. Einige kleinformatige Glasfenster sind erhalten. Wenige überlieferte Entwurfszeichnungen verweisen auf mögliche Glasarbeiten in öffentlichen Gebäuden, die allerdings vermutlich zerstört sind.
Von der Glasmalerei gelangte Sch. rasch zur Grafik, besonders zum Holzdruck. Schon während seiner Studienzeit in München und Düsseldorf entstanden erste Drucke, und er schuf als Auftragsarbeiten erste Exlibris. Zurück in Ffm., gestaltete er zahlreiche Exlibris im Auftrag von Ffter Bürgern und Bürgerinnen, u. a. für den Stadtpfarrer Jakob Herr (1867-1950), für seinen Lehrer Bernhard Heise und seinen Freund Max Erhardt, für die Kinderärztin Therese Fischer und den Baumeister Franz Klein. Auch sind einige der vielseitig gestalteten Buchmarken erhalten, die er für sich, seine Familie und Freunde anfertigte. Auf beschränkter Fläche schuf er ausgewogene Kompositionen und verbildlichte Vor- oder Familiennamen, teilweise in Bezug zu Namensheiligen, Berufe oder Liebhabereien der Auftraggebenden. Im Ffter Raum gehörte Sch. neben dem Steinheimer Künstler Hermann Huffert (1905-1995) schließlich zu den bekanntesten Herstellern von Exlibris.
In den 1920er und 1930er Jahren befand sich Sch. auf dem Höhepunkt seines grafischen Schaffens, was expressive Blätter mit religiösen, allegorischen und mythologischen Darstellungen bezeugen, wie die „Versuchung des hl. Antonius“, die Bildfolge „St. Johannes Baptista“, das Madonnenbild „Es ist ein Ros entsprungen“, „Ecce Homo“, Abendmahlszenen sowie Charakterstudien zu Girolamo Savonarola, Dante Alighieri und Papst Alexander VI. Für seine Drucke benutzte Sch. gelegentlich Farbe, Gold-, Gelb-, Rot- oder Blautöne, die sparsam eingesetzt wurden. In seinen Exlibris verzichtete er ganz auf Farbe; sie sind alle einfarbig, überwiegend schwarz, teilweise auch in Rot gedruckt. Sch. signierte seine Werke mit den Initialen WS oder der übereinander angelegten Buchstabenfolge W, CL, SCH in Form eines Dreiecks.
Für das Grab seiner Eltern auf dem Ffter Hauptfriedhof schuf Sch. ein rundes Mosaik, das das Bildnis einer Madonna mit Kind in Blau-, Rot- und Goldtönen zeigte und mit den Initialen „WS“ signiert war (1934; unter Denkmalschutz bis 16.9.1991, abgeräumt im Februar 1992).
In den späten Jahren gestaltete Sch. noch einige Holzschnitte, widmete sich aber vor allem der vielfarbigen Ölmalerei auf Karton oder Papier sowie dem Aquarell- und Kreidezeichnen. Weit über 100 Gemälde sind erhalten. Daneben experimentierte Sch. auch immer wieder, wie Collagen, Porzellanmalereien oder ein aufwendig gestaltetes und bemaltes Schmuckkästchen aus Metall zeigen. Sch. scheute stets öffentliche Ausstellungen mit seinen Werken; auch seine Witwe lehnte es ab, seine Werke öffentlich zu zeigen. So blieb Sch.s Werk weitgehend unbekannt.
Bestattet in der Grabstätte der Familie Schnell, der Familie seiner Frau, auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann E an der Mauer 368a).
Nachlass in Familienbesitz. Der größte Teil des grafischen Œuvres (ca. 220 Werke, überwiegend Druckgrafik, Einzelblätter und Mappenwerke) wurde von den Erben 2006 der „LETTER Stiftung“ in Köln übergeben, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Leben und Werk eher unbekannter Künstler und Künstlerinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu erforschen und zu dokumentieren. Weitere Werke von Sch. befinden sich im Bestand des Diözesanmuseums Limburg, des Gutenberg-Museums in Mainz, des British Museums in London und der Art School der University of Manitoba in Winnipeg sowie in privaten Sammlungen.
Posthum war 1989 ein Exlibris von Sch. in der Ausstellung „750 Jahre Kaiserdom St. Bartholomäus in Fft.“ im HMF vertreten. Glasfenster und eine Auswahl der Gemälde Sch.s wurden in der Ausstellung „Christliche Kunst in der Region“ 2017 in Runkel erstmals gezeigt.
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