L.s Großvater Melchior L. (1780-1856) kam aus Frielingen/Osthessen nach Ffm., wo er 1806 Bürger wurde und eine Handlung für Papier und Schreibmaterialien in der Schnurgasse betrieb. L.s Eltern waren der Ffter Bürger und Kaufmann Johann Georg L. (1812-1870), der u. a. mit Papier und Wein handelte, und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Schmidting (1810-1883). Verheiratet (seit 1873) mit Anna L., geb. Reintgen (1845-1918). Vater von
Rudolf und
Otto L.Studium der Architektur an der Bauakademie in Berlin (1860-63). Erste Tätigkeit in Dresden und bei der Wiederherstellung der Albrechtsburg in Meißen. Ab 1866 Arbeit als Architekt zusammen mit
Max Meckel in Mainz, vor allem bei der Restaurierung des Mainzer Doms unter Dombaumeister Josef Wessicken (1837-1918). 1872 Rückkehr nach Ffm. und Mitwirkung am Neubau der Börse unter
Burnitz. Von 1872 bis 1877 unterhielt L. mit Philipp Strigler ein Architektenbüro in Ffm., das Wohn- und Geschäftshäuser in Ffm. (u. a. für den Ffter Bankverein, Kirchnerstraße 3, 1873-76, beschädigt im Zweiten Weltkrieg und abgerissen in den 1960er Jahren) und Darmstadt erbaute. 1881 errichtete er einen Teil der Bauten für die Allgemeine Deutsche Patent- und Musterschutz-Ausstellung auf dem Gelände der späteren nördlichen Erweiterung des Palmengartens.
Von 1878 bis 1898 führte L. mit
Edward von Steinle die malerische Innenausstattung des nach dem Brand wiederhergestellten Doms aus. Während dieser Arbeiten erhielt er die Aufgabe, einige Glasmalerei-Entwürfe für den Dom zu liefern. Auch schuf er Entwürfe für das Orgelgehäuse der neuen Domorgel, den Rahmen für das Gemälde „Kreuzabnahme Jesu“ von Anthonis van Dyck (erhalten) und die Gestaltung der Wahlkapelle mit sehr reicher Wand- und Deckenbemalung, Fußbodenbelag, Tür, Gitter und Stühlen (Ausstattung nur in geringen Resten erhalten). Bis 1889 wurden die Glasmalerei-Entwürfe für den Dom in fremden Ateliers umgesetzt, und auch die von L. und
Steinle entworfenen Glasmalereien für die Ffter Katharinenkirche wurden ohne Beteiligung ihrer eigentlichen Schöpfer realisiert. Mit der Qualität der Ausführung unzufrieden, gründete L. dann ein eigenes Atelier, zunächst in der Forsthausstraße, danach in der Bornheimer Landstraße im Nordend, so dass Entwurf und Ausführung der Glasmalerei in seiner Hand lagen.
Zu seiner Zeit galt L. als „Wiederentdecker“ der mittelalterlichen Glasmalereitechnik, da er sich auf die Wurzeln der Glasmalerei in der musivischen Technik besann. In seinem Atelier legte er besonderen Wert auf individuelle Entwürfe für jedes Objekt und qualitätvolle Ausführung in Antikglas, womit er seine Arbeiten gegen die aufkommende Katalogmassenware profilierte. L.s Werkstatt entwarf und fertigte Glasmalereien für hunderte sakrale und profane Alt- und Neubauten im In- und Ausland, häufig auch zusammen mit der Ausmalung von Räumen und dem Entwurf von Ausstattungsstücken, u. a. für den von 1884 bis 1894 neu erbauten Reichstag in Berlin, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin (Teile der Glasmalereien, Mosaike und Türen, um 1895; zerstört), das Reichsgericht in Leipzig (um 1895), die Dome in Bremen (um 1895-1900; zerstört) und Magdeburg (um 1896-1900; zerstört), die Maria-Magdalenen-Kapelle in der Moritzburg in Halle/Saale (1898), die Stadtkirche in Friedberg (1899-1904, 1916/17) und das Ulmer Münster (1900; Fragmente erhalten). Das einzige in situ erhaltene Glasfenster L.s in Ffm. befindet sich im Chor der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Griesheim (1897).
Stilistisch deckte das Atelier L. das ganze historistische Formenrepertoire bis hin zum Jugendstil ab; besondere Wertschätzung erfuhren die Arbeiten im (neu-)gotischen Stil. Auch befasste sich L. mit der Restaurierung alter Glasfenster, etwa für die Ffter Leonhardskirche und den Altenberger Dom (Wiederherstellung des Westfensters, 1896). Zudem entwarf er Metallarbeiten unterschiedlicher Herstellungstechnik, u. a. gusseiserne Öfen, Straßenlaternen, das Ziergitter des Gerechtigkeitsbrunnens auf dem Römerberg (1887) und das Uhrtürmchen an der Friedberger Anlage zwischen Ost- und Nordend (gestiftet durch den Ostend-Verein, 1894; restauriert 2014-15), aber auch Edelmetallarbeiten wie liturgisches Gerät, Besteck und einen Münzpokal des neuen Ratssilbers (1899; im Besitz des HMF). Teilnahme beim Wettbewerb für die Gestaltung der Römerfassade (1889/90). Entwürfe für Möbel, Interieurs, Altäre, Kanzeln und Grabmäler. Zahlreiche grafische Arbeiten, u. a. Schmuckurkunden, Einladungen für Feste in Ffm., Kalenderblätter für die Druckerei Klimsch und Einbände, z. B. für die „Ffter Künstlermappe“ (1898).
Zu L.s Freundeskreis gehörten viele Ffter Künstler, u. a. die Maler
Peter Becker (vgl. L.s Schrift „
Peter Becker, ein Ffter Maleroriginal“, 1889),
Carl Peter Burnitz,
Angilbert Göbel,
Edward von Steinle und
Hans Thoma sowie der Schriftsteller
Friedrich Stoltze und der Bildhauer
Friedrich Schierholz, mit dem L. verschwägert war.
1889 Preußischer Kronenorden IV. Klasse. 1897 Verleihung des Professorentitels. 1901 Roter Adlerorden IV. Klasse.
Familiengrabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F 1355-1356).
Bei L.s Tod 1902 zählte das Atelier für Glas- und Dekorationsmalerei zu den bedeutendsten Werkstätten im ganzen Deutschen Reich. Die Söhne
Hermann Rudolf (1874-1916) und
Peter Otto L. (1876-1961), die schon während ihres Studiums im väterlichen Atelier mitgearbeitet hatten, übernahmen den Betrieb.
1902/03 Gedächtnisausstellung im Ffter Kunstgewerbemuseum.
Das umfangreiche Oeuvre von Alexander L. und seinen Söhnen
Rudolf und
Otto L. wurde durch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und spätere Purifizierungsmaßnahmen stark dezimiert. Entwürfe und Kartons sind im L.-Archiv in Ffm. erhalten und werden im Rahmen eines Dissertationsprojekts von Bettina Schüpke bearbeitet.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 462,
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