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Linnemann, Alexander

Alexander Linnemann

Alexander Linnemann
Fotografie (um 1900).

© Bettina Schüpke, Linnemann-Archiv, Ffm.
Linnemann, Johann Alexander. Prof. Architekt. Glasmaler. Kunsthandwerker. * 14.7.1839 Ffm., † 22.9.1902 Ffm.
L.s Großvater Melchior L. (1780-1856) kam aus Frielingen/Osthessen nach Ffm., wo er 1806 Bürger wurde und eine Handlung für Papier und Schreibmaterialien in der Schnurgasse betrieb. L.s Eltern waren der Ffter Bürger und Kaufmann Johann Georg L. (1812-1870), der u. a. mit Papier und Wein handelte, und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Schmidting (1810-1883). Verheiratet (seit 1873) mit Anna L., geb. Reintgen (1845-1918). Vater von Rudolf und Otto L.
Studium der Architektur an der Bauakademie in Berlin (1860-63). Erste Tätigkeit in Dresden und bei der Wiederherstellung der Albrechtsburg in Meißen. Ab 1866 Arbeit als Architekt zusammen mit Max Meckel in Mainz, vor allem bei der Restaurierung des Mainzer Doms unter Dombaumeister Josef Wessicken (1837-1918). 1872 Rückkehr nach Ffm. und Mitwirkung am Neubau der Börse unter Burnitz. Von 1872 bis 1877 unterhielt L. mit Philipp Strigler ein Architektenbüro in Ffm., das Wohn- und Geschäftshäuser in Ffm. (u. a. für den Ffter Bankverein, Kirchnerstraße 3, 1873-76, beschädigt im Zweiten Weltkrieg und abgerissen in den 1960er Jahren) und Darmstadt erbaute. 1881 errichtete er einen Teil der Bauten für die Allgemeine Deutsche Patent- und Musterschutz-Ausstellung auf dem Gelände der späteren nördlichen Erweiterung des Palmengartens.
Von 1878 bis 1898 führte L. mit Edward von Steinle die malerische Innenausstattung des nach dem Brand wiederhergestellten Doms aus. Während dieser Arbeiten erhielt er die Aufgabe, einige Glasmalerei-Entwürfe für den Dom zu liefern. Auch schuf er Entwürfe für das Orgelgehäuse der neuen Domorgel, den Rahmen für das Gemälde „Kreuzabnahme Jesu“ von Anthonis van Dyck (erhalten) und die Gestaltung der Wahlkapelle mit sehr reicher Wand- und Deckenbemalung, Fußbodenbelag, Tür, Gitter und Stühlen (Ausstattung nur in geringen Resten erhalten). Bis 1889 wurden die Glasmalerei-Entwürfe für den Dom in fremden Ateliers umgesetzt, und auch die von L. und Steinle entworfenen Glasmalereien für die Ffter Katharinenkirche wurden ohne Beteiligung ihrer eigentlichen Schöpfer realisiert. Mit der Qualität der Ausführung unzufrieden, gründete L. dann ein eigenes Atelier, zunächst in der Forsthausstraße, danach in der Bornheimer Landstraße im Nordend, so dass Entwurf und Ausführung der Glasmalerei in seiner Hand lagen.
Zu seiner Zeit galt L. als „Wiederentdecker“ der mittelalterlichen Glasmalereitechnik, da er sich auf die Wurzeln der Glasmalerei in der musivischen Technik besann. In seinem Atelier legte er besonderen Wert auf individuelle Entwürfe für jedes Objekt und qualitätvolle Ausführung in Antikglas, womit er seine Arbeiten gegen die aufkommende Katalogmassenware profilierte. L.s Werkstatt entwarf und fertigte Glasmalereien für hunderte sakrale und profane Alt- und Neubauten im In- und Ausland, häufig auch zusammen mit der Ausmalung von Räumen und dem Entwurf von Ausstattungsstücken, u. a. für den von 1884 bis 1894 neu erbauten Reichstag in Berlin, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin (Teile der Glasmalereien, Mosaike und Türen, um 1895; zerstört), das Reichsgericht in Leipzig (um 1895), die Dome in Bremen (um 1895-1900; zerstört) und Magdeburg (um 1896-1900; zerstört), die Maria-Magdalenen-Kapelle in der Moritzburg in Halle/Saale (1898), die Stadtkirche in Friedberg (1899-1904, 1916/17) und das Ulmer Münster (1900; Fragmente erhalten). Das einzige in situ erhaltene Glasfenster L.s in Ffm. befindet sich im Chor der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Griesheim (1897).
Stilistisch deckte das Atelier L. das ganze historistische Formenrepertoire bis hin zum Jugendstil ab; besondere Wertschätzung erfuhren die Arbeiten im (neu-)gotischen Stil. Auch befasste sich L. mit der Restaurierung alter Glasfenster, etwa für die Ffter Leonhardskirche und den Altenberger Dom (Wiederherstellung des Westfensters, 1896). Zudem entwarf er Metallarbeiten unterschiedlicher Herstellungstechnik, u. a. gusseiserne Öfen, Straßenlaternen, das Ziergitter des Gerechtigkeitsbrunnens auf dem Römerberg (1887) und das Uhrtürmchen an der Friedberger Anlage zwischen Ost- und Nordend (gestiftet durch den Ostend-Verein, 1894; restauriert 2014-15), aber auch Edelmetallarbeiten wie liturgisches Gerät, Besteck und einen Münzpokal des neuen Ratssilbers (1899; im Besitz des HMF). Teilnahme beim Wettbewerb für die Gestaltung der Römerfassade (1889/90). Entwürfe für Möbel, Interieurs, Altäre, Kanzeln und Grabmäler. Zahlreiche grafische Arbeiten, u. a. Schmuckurkunden, Einladungen für Feste in Ffm., Kalenderblätter für die Druckerei Klimsch und Einbände, z. B. für die „Ffter Künstlermappe“ (1898).
Zu L.s Freundeskreis gehörten viele Ffter Künstler, u. a. die Maler Peter Becker (vgl. L.s Schrift „Peter Becker, ein Ffter Maleroriginal“, 1889), Carl Peter Burnitz, Angilbert Göbel, Edward von Steinle und Hans Thoma sowie der Schriftsteller Friedrich Stoltze und der Bildhauer Friedrich Schierholz, mit dem L. verschwägert war.
1889 Preußischer Kronenorden IV. Klasse. 1897 Verleihung des Professorentitels. 1901 Roter Adlerorden IV. Klasse.
Familiengrabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F 1355-1356).
Bei L.s Tod 1902 zählte das Atelier für Glas- und Dekorationsmalerei zu den bedeutendsten Werkstätten im ganzen Deutschen Reich. Die Söhne Hermann Rudolf (1874-1916) und Peter Otto L. (1876-1961), die schon während ihres Studiums im väterlichen Atelier mitgearbeitet hatten, übernahmen den Betrieb.
1902/03 Gedächtnisausstellung im Ffter Kunstgewerbemuseum.
Das umfangreiche Oeuvre von Alexander L. und seinen Söhnen Rudolf und Otto L. wurde durch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und spätere Purifizierungsmaßnahmen stark dezimiert. Entwürfe und Kartons sind im L.-Archiv in Ffm. erhalten und werden im Rahmen eines Dissertationsprojekts von Bettina Schüpke bearbeitet.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Bettina Schüpke.
Artikel in: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 462, verfasst von: Sabine Hock.

Lexika: Dessoff, Albert: Kunst und Künstler in Ffm. im 19. Jahrhundert. 2. Bd.: Biographisches Lexikon der Ffter Künstler im 19. Jahrhundert. Ffm. 1909.Dessoff, S. 86. | Kaulen, Wilhelm: Freud’ und Leid im Leben deutscher Künstler. Ffm. 1878.Kaulen, S. 361-364. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 350f. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 152. | Thieme, Ulrich/Becker, Felix: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. Leipzig 1907-50.Thieme/Becker 23 (1929), S. 255f. | Zeller, Thomas: Die Architekten und ihre Bautätigkeit in Ffm. in der Zeit von 1870 bis 1950. Ffm. 2004. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm. 14).Zeller, S. 227.
Literatur:
                        
Breitkreuz, Petra (Hg.): Mit ergebenstem Gruß/ Ihr Friedrich Stoltze. Briefe des Ffter Literaten. Wiesbaden [Copyright 2018].Breitkreuz (Hg.): Mit ergebenstem Gruß/ Ihr Friedrich Stoltze 2018, S. 269f. | Centralblatt (ab 1903: Zentralblatt) der Bauverwaltung Berlin. Hg. im Preußischen Ministerium der Öffentlichen Arbeiten. 64 Jahrgänge. Berlin 1881-1944.Nachruf von Luthmer in: Centralblatt der Bauverwaltung 22 (1902), 4.10.1910, S. 484f. | Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Bisher 73 Jahrgänge. Regensburg 1947/48-2020.Schüpke, Bettina: Von Schätzen in Kisten, Kellern und Kirchen. Die Wiederentdeckung der Glasmalereiwerkstatt Linnemann aus Ffm. In: Das Münster 62 (2009), H. 2, S. 132-141. | Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Hg. v. Anton Bettelheim u. a. 16 Bde. Berlin 1897-1913.Nachruf von Hugo Schmerber in: Dt. Nekr. 7 (1905), S. 93. | Ffm. und seine Bauten. Hg. v. Architekten- und Ingenieur-Verein. Ffm. 1886.Über das Gebäude des Ffter Bankvereins: Ffm. u. seine Bauten 1886, S. 268-270. | Linnemann, Rudolf und Otto: Verzeichnis einiger in den letzten 25 Jahren durch unser Atelier ausgefuehrter Glas- und Wandmalereien. Ffm. 1914.Linnemann: Verzeichnis (...) ausgefuehrter Glas- u. Wandmalereien 1914. | Rödel, Volker: Fabrikarchitektur in Ffm. 1774-1924. Die Geschichte der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Ffm. 1986. (Ffm. – Beiträge zur Stadtentwicklung).Rödel: Fabr. 1986, S. 267. | Rödel, Volker: Ingenieurbaukunst in Ffm. 1806-1914. Ffm. 1983. (Ffm. – Beiträge zur Stadtentwicklung).Rödel: Ing. 1983, S. 361-364, 370, 383.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.232.
Internet: Internetseiten (mit Dokumentation) der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V., Mönchengladbach. http://www.glasmalerei-ev.de/pages/k10376.shtmlForschungsstelle Glasmalerei d. 20. Jh.s, 4.4.2017. | Internetseite des Linnemann-Archivs, Ffm. http://www.linnemann-archiv.de/archiv.html - http://www.linnemann-archiv.de/werde_a.html -
Hinweis: Artikel zum künstlerischen Werdegang von Alexander Linnemann u. a.
Linnemann-Archiv, 30.3.2017.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_LinnemannWikipedia, 30.3.2017.

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Empfohlene Zitierweise: Schüpke, Bettina: Linnemann, Alexander. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3093

Stand des Artikels: 8.4.2017
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 04.2017.