Die ursprünglich aus Iggelheim bei Speyer stammende, dann in Worms ansässige Kaufmannsfamilie ist ab dem zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts in Ffm. nachgewiesen. Der Vater Peter U. d. Ä. († 1463) war der erste Ffter dieses Namens und legte wohl den Grundstock für das Vermögen der Familie; er war möglicherweise schon seit 1434, spätestens aber seit 1443/44 Mitglied der Ffter Patriziergesellschaft Frauenstein. Zwischen 1439 und 1444 heiratete er Agnes († 1500), eine Tochter des reichen Ratsherrn Wolf Blum d. Ä. († 1443), der die nach ihm benannte Gesellschaft für den Handel (u. a. von Gewürzen) mit Venedig gegründet hatte. Den Bürgereid schwor Peter U. d. Ä. jedoch erst am 22.10.1445. Nach dem frühen Tod des Schwiegervaters führte er gemeinsam mit seinem Schwager Heinrich Degen († 1473) zeitweise die Geschäfte des Handelshauses Blum. Möglicherweise war er auch schon im Handel mit gedruckten Büchern tätig. Peter U. d. Ä. wohnte mit seiner Familie im Haus zum Ochsen in der Fahrgasse, das seiner Schwiegermutter Agnes Blum, geb. Lämmchen († 1471), gehörte. Peter U. d. Ä. und seine Frau Agnes hatten zehn Kinder: vier Söhne und sechs Töchter.
Der Sohn Peter U. d. J. leistete am 24.4.1467 den Ffter Bürgereid. Vor dem 30.9.1468 heiratete er Margarethe Molle († wahrscheinlich 1500 in Venedig), Tochter des Kärchers (Fuhrunternehmers) Peter Molle, der am 12.5.1448 den Ffter Bürgereid geschworen, im April 1450 das Haus zum Schilder in der Fahrgasse gekauft hatte und bis 1479 in den Quellen bezeugt ist.
Peter U. d. J. dürfte im Handelshaus Blum eine kaufmännische Ausbildung erhalten und sich dabei schon früh zeitweilig in Venedig aufgehalten haben. Für früher vermutete rechtswissenschaftliche Studien in Padua finden sich keine Belege, da eine hierfür herangezogene Buchminiatur falsch interpretiert wurde. Zunächst war Peter – wie auch sein Bruder Thomas († 1482) – Teilhaber der Blumgesellschaft, machte sich jedoch bald selbstständig und gründete zusammen mit dem berühmten französischen Formschneider und Buchdrucker Nicolaus Jenson (um 1420-1480) 1475 eine Gesellschaft für den Vertrieb der von Jenson gedruckten Bücher. U. erbte von Jenson 1480 dessen Drucktypen und führte eine kurz zuvor gegründete Gesellschaft fort, wodurch er nun einer der ersten richtigen Verleger wurde. Obwohl er seit der zweiten Hälfte der 1470er Jahre – wahrscheinlich seit 1476/77 – in Venedig ansässig war, hielt er Kontakt zu seiner Heimatstadt, zumal die Ffter Messen ein wichtiger Absatzmarkt für die Jenson’schen Bücher waren. Aufenthalte U.s in Ffm. sind belegt Ende November 1476, in der Fastenmesse 1478, an Ostern 1480 sowie 1483. Schriftliche Kontakte zu seiner Familie und auch zum Ffter Rat sind bis zum Jahr 1486 bezeugt. Als U. eine Rückkehr nach Ffm. nicht mehr in Betracht zog, sagte er von Venedig aus per Schreiben vom 17.4.1481 sein Ffter Bürgerrecht auf, was vom Rat der Stadt am 10.5.1481 akzeptiert wurde. Da sein wahrscheinlich aus Venedig zurückgekehrter Bruder Thomas U. am 17.11.1480 und sein Schwager Loy Jostenhöfer († 1507) am 23.3.1481 das Ffter Bürgerrecht erlangt hatten, lag wohl eine familieninterne Absprache vor, wonach Peters Bruder und Schwager die Interessen der Familie in Ffm. vertreten und er selbst sich in Venedig auf den Buchhandel konzentrieren sollte. Von Venedig aus bereiste U. die Lombardei und die Toskana und baute dort ein weitverzweigtes Vertriebsnetz für die von Jenson bzw. für die mit Jenson’schen Schriften gedruckten Bücher auf. So ist er zwischen 1482 und 1488 auch als Buchhändler in Mailand nachzuweisen.
In seinem Testament erkannte U. seinen Geschwistern und Schwägern Legate zu und setzte seine Frau Margarethe als Universalerbin ein. Zu seinen Testamentsvollstreckern bestimmte er seinen Bruder Philipp U. († 1539; seit 1515 Ratsherr, seit 1518 Schöffe) und seinen Schwager Loy Jostenhöfer. Neun Monate nach seinem Tod verkaufte seine Witwe Margarethe U., geb. Molle, alle Ffter Immobilien, die sie selbst geerbt oder gemeinsam mit ihrem Mann erworben hatte, an Verwandte ihres Mannes. Sie blieb in Venedig und führte selbstständig den Buchhandel fort, der bis nach Ungarn reichte.
Peter U. d. J. ließ sich einen Teil seines Gewinns aus den Jenson’schen Gesellschaften in Form von Sonderdrucken auf Pergament (statt Papier) auszahlen, die er von bedeutenden Künstlern der italienischen Renaissance prachtvoll illuminieren und einbinden ließ. Einen Teil seiner Büchersammlung deponierte er in Ffm. bei seinem Bruder Johannes U. († 1502), der seit 1460 an der Universität Leipzig studiert und als Magister gelehrt sowie 1477 ein zweijähriges Theologiestudium an der Universität Mainz begonnen hatte, bevor er 1481 Kanoniker am Ffter Bartholomäusstift wurde. Von Peters Bibliothek sind noch 18 Bände erhalten, die heute weit zerstreut sind (Darmstadt, Wolfenbüttel, Dresden, Gotha, Den Haag, Paris, Rom, New York). Die in Ffm. bei Johannes U. befindlichen Bände hat Peters Witwe wohl verkaufen lassen, wahrscheinlich an den Mainzer Domdekan
Bernhard von Breydenbach oder das Mainzer Domkapitel.
Peter U. d. J. beherbergte in Venedig in seinem Haus, das sich in der Pfarrei San Paternian befand, vornehme Palästinapilger, so etwa im Mai 1483 Graf Johann von Solms-Lich (1465-1483) mit seinem Gefolge, darunter der Mainzer Domherr
Bernhard von Breydenbach, dessen illustrierter Reisebericht 1486 in lateinischer und deutscher Sprache erschien.
U. verwendete das bereits bei seinem Vater überlieferte Familienwappen: silberner Schild, der in der Mitte durch einen waagrechten blauen Balken geteilt ist, darin eine goldene Fessel (waagrechter Stab mit einer dreifach geschwungenen Schnur). Sein Siegel (Durchmesser ca. 2,8 cm) zeigt den Wappenschild, darüber einen Turnierhelm mit zwei Flügen als Helmzier (darauf der Balken des Schildes) und eine Turnierdecke. Zu beiden Seiten des Helms befindet sich ein dreigeteiltes Schriftband, das vom Betrachter aus rechts (= heraldisch links in Schreibrichtung) mit „peter“ beginnt und gegenüber mit „ugel / heimer“ endet.
2018 Ausstellung „Hinter dem Pergament: die Welt. Der Ffter Kaufmann Peter Ugelheimer und die Kunst der Buchmalerei im Venedig der Renaissance“ im Dommuseum Fft.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 489,
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