Franz Varrentrapp
Reproduktion nach einem Gemälde von Johann Jonas Michael (1754; aus Arnswaldt: Familie Varrentrapp 1908, nach S. 48).
© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 14723).
Varrentrapp, Franz. Buchhändler und Verleger. * 30.11.1706 Ffm., † 18.9.1786 Ffm.
Sohn des Kaufmanns und späteren städtischen Schreibers Henrich Abraham V. (1662-1728) und dessen Ehefrau Katharina Amalia, geb. Weidmann (1665-1728). Verheiratet mit Johanna Maria V., geb. Moors (1706-1752).
Nach einer Buchhändlerlehre in Leipzig schwor V. 1731 den Ffter Bürgereid und ließ sich im Haus zum Ellfeld (Ecke Buch-/Münzgasse) nieder. 1732 erhielt er das auf zehn Jahre befristete Privileg zum Druck des (erstmals für das Jahr 1734 erschienenen) Ffter „Raths- und Stadt-Calenders”. Internationales Renommee erwarb V. mit der seit 1734 viermal in der Woche in französischer Sprache publizierten Zeitung „l’Avant-Coureur”. Auf die im „Coureur” veröffentlichte Falschmeldung hin, dass alle Protestanten in Wien katholisch und Wiener Bürger werden oder die Stadt verlassen sollten, wurde 1734 die Einstellung der Zeitung verfügt. Durch den Verkauf des „Coureur” an einen Strohmann umging V. die kaiserliche Zensur. Sein zweites Zeitungsprojekt, die seit 1741 in deutscher Sprache herausgegebenen „Fft.ischen Berichte”, profitierte von den guten Beziehungen zu Kaiser
Karl VII. Nach einem neuerlichen Eklat verhinderte Kaiser Franz I. über den Ffter Bücherkommissar 1752 das weitere Erscheinen des „Coureur” und der „Fft.ischen Berichte”. V. konzentrierte sich nun ganz auf das Buchgewerbe und wurde zu einem umtriebigen Raubdrucker. In Buchhändlerkreisen machte er mit dem „Hanauer Bücher-Umschlag” von 1775 Furore, einer eigenen Messe nur für Nachdrucke. Aufgrund des schwachen Besuchs und des Einschreitens des Reichshofrats blieb die Hanauer Nachdruckmesse von 1775 eine einmalige Veranstaltung. Trotz zahlreicher Nachdruckprozesse und Beschlagnahme von Lieferungen produzierte V. bis zu seinem Lebensende 642 Druckwerke, womit er zum bedeutendsten Ffter Verleger des 18. Jahrhunderts avancierte. Über die Ehefrau mit dem Ffter Schultheißen Johann Isaak Moors verschwägert, stand V. ungeachtet der andauernden Rechtsstreitigkeiten in der Gunst des Rats. Im Verlagssignet stand über den Initialen seines Vornamens der Wahlspruch „et inimici juvent”.
Als Bücherlager hatte V. die Kellergewölbe des Karmeliterklosters angemietet.
V.s Sohn Johann Friedrich (1742-1814) wurde nach einer Lehre Teilhaber der väterlichen Buchhandlung. 1776 machte sich Johann Friedrich V. selbstständig und gründete mit seinem Schwager Johann Conrad Wenner die Buchhandlung „Varrentrapp Sohn & Wenner”.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 502,
verfasst von: Thomas Bauer (redigierte Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon).
Lexika:
Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 611f.
Literatur:
Arnswaldt, Werner Constantin von: Aus der Geschichte der Familie Varrentrapp. Ffm. 1908.Arnswaldt: Familie Varrentrapp 1908. |
Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. IV.2, S. 490. |
Kriegk, Georg Ludwig: Deutsche Kulturbilder aus dem 18. Jahrhundert. Nebst einem Anhang: Goethe als Rechtsanwalt. Leipzig 1874.Kriegk: Kulturbilder 1874, S. 72 u. 126. |
Naumann, Rudolf: Die Ffter Zeitschriften von ihrer Entstehung (um 1700) bis zum Jahre 1750. Offenbach 1936. (Zeitung und Leben 25).Naumann: Ffter Zeitschriften 1936, S. 78-82, S. 92-98.
Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.950.
Internet:
Hessische Biografie, Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/117350532Hess. Biografie, 18.6.2014.
GND: 117350532 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Bauer, Thomas: Varrentrapp, Franz. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1583
Stand des Artikels: 18.6.2014
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 07.2014.