Der Offizierssohn entstammte dem im Osthessischen ansässigen Kleinadel.
Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Ab 1919 Medizinstudium in Marburg, Hamburg, Freiburg und München. 1923 Promotion. Während des Kapp-Putsches im März 1920 war V. als Mitglied des Marburger Studentencorps an der blutigen Niederschlagung des Aufstands der Thüringer Arbeiter beteiligt. Mehrjährige Tätigkeit als Arzt an der Tübinger Poliklinik, wo V. begann, sich für Vererbungsfragen zu interessieren. 1927 habilitierte er mit einer vielbeachteten Arbeit über „Die vererbungsbiologische Zwillingsforschung”. Im gleichen Jahr wurde V. Abteilungsleiter am neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin-Dahlem. Hier festigte er seinen Ruf als Zwillingsforscher und veröffentlichte zunehmend Beiträge zur Sozialpolitik und Rassenhygiene. Aufgrund seiner inzwischen erworbenen Fachreputation wurde V., obgleich kein aktiver Nationalsozialist, 1935 zum Direktor des kurz zuvor gegründeten Instituts für Erbbiologie und Rassenhygiene an der Ffter Universität ernannt. Unter seiner bis 1942 währenden Leitung entwickelte sich das Institut zu einem Zentrum dieser ganz den nationalsozialistischen Vorstellungen entsprechenden Forschungsrichtung. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Der Erbarzt” (Beilage des „Deutschen Ärzteblattes”) galt V. bald im In- und Ausland als Koryphäe auf dem Gebiet der Rassenhygiene und Humangenetik. 1937 wurde er Berater der Abteilung „Judenfragen” im „Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschlands” und verfasste eine „Denkschrift zur rassenbiologischen Erfassung der Juden und Judenmischlinge in Deutschland”. Einer seiner ehrgeizigsten Schüler in Ffm. war seit 1937 der spätere KZ-Arzt
Josef Mengele, der bei V. eine Assistenstelle an dessen Institut innehatte und 1938 promovierte. Von Auschwitz aus „lieferte”
Mengele menschliche Organe und Präparate an V. 1942 übernahm V. die Leitung des Berliner Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie. Anfang 1945 zog er sich nach Solz bei Bebra zurück, wohin er auch die umfangreiche Bibliothek des Kaiser-Wilhelm-Instituts verbrachte, die er nach Kriegsende für die Wiederrichtung des Ffter Instituts verwenden wollte. Die intensiv von ihm betriebene Wiedereinsetzung auf seine Ffter Stelle zerschlug sich jedoch, da sich ab 1946 die Vorwürfe gegen V. als Vordenker und Erfüllungsgehilfe der nationalsozialistischen Rassenpolitik häuften; das Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene wurde umbenannt und erhielt eine neue Zielsetzung. V. konnte dennoch bald seine wissenschaftliche Karriere fortsetzen. 1951 erhielt er eine Professur an der Universität Münster, wo er das Institut für Humangenetik aufbaute. 1957 gehörte er zur Spitze der deutschen Delegation auf dem 1. Internationalen Kongress für Humangenetik in Kopenhagen. Seine wissenschaftlichen Standpunkte blieben nach 1945 unverändert und prägten auch noch die Humangenetik der Nachkriegszeit. Bis zu seinem Lebensende blieb V., trotz seiner hervorgehobenen Stellung in der NS-Zeit, strafrechtlich völlig unbehelligt.
Teilnachlass im Dr. Senckenbergischen Institut für Geschichte und Ethik der Medizin in Ffm.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 509f.,
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Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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