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Blaum, Kurt

Oberbürgermeister der Stadt Ffm. von 1945 bis 1946.

Blaum, Kurt Fritz Johannes. Dr. rer. pol. Kommunalpolitiker. * 10.4.1884 Straßburg, † 26.11.1970 Bad Homburg v. d. H., begraben auf dem Hauptfriedhof in Hanau.
Sohn des Studienprofessors Rudolf B. und dessen Ehefrau Martha, geb. Wöhler.
Schulzeit in Straßburg. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Straßburg und Kiel. 1908 juristisches Staatsexamen und Promotion. 1912 Verwaltungsdirektor des Straßburger Armenamts. Von 1913 bis 1918 (mit kriegsbedingten Unterbrechungen) sozialpolitischer Dezernent seiner Vaterstadt. Ausweisung B.s im Januar 1919 nach der Abtretung Elsass-Lothringens an Frankreich. In den folgenden Jahren Tätigkeit in mehreren württembergischen Ministerien, vor allem auf dem Gebiet der Jugendwohlfahrt. Von Dezember 1921 bis März 1933 Oberbürgermeister von Hanau; Hauptverdienste: Hafenbau, Wohnungsbau, Stadthalle. Als Anhänger der liberalen DDP war B. für die Nationalsozialisten nach den Märzwahlen 1933 im Oberbürgermeisteramt „nicht tragbar“. Fortan intensive Beschäftigung mit kommunalwissenschaftlichen Themen. Gutachterliche Tätigkeit zu Fragen der Kommunalverwaltung, insbesondere im Raum Elsass-Lothringen, für das Reichsinnenministerium. Von 1942 bis 1944 dienstverpflichtet als Betriebsführer eines Flugzeugmotorenentwicklungswerks in Oberursel. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 für wenige Wochen kommissarischer Oberbürgermeister von Hanau.
Am 11.6.1945 [nach anderen Angaben: 6.6.1945] wurde B. von der amerikanischen Militärregierung zum Zweiten Bürgermeister von Ffm. ernannt. Am 4.7.1945 wurde er durch den amerikanischen Militärgouverneur als Ffter Oberbürgermeister vereidigt. Als erfahrener Verwaltungsfachmann löste B., der bereits von 1933 bis 1937 in Ffm. gelebt hatte, den zuvor provisorisch zum amtierenden Bürgermeister ernannten Journalisten Wilhelm Hollbach ab. In B.s Amtszeit begann sich langsam wieder ein geordnetes öffentliches Leben in Ffm. zu organisieren (u. a. Wiederherstellung des Verkehrsnetzes und Instandsetzung von 32.000 Wohnungen). Um eine Bestandsaufnahme des noch vorhandenen Wohnraums erstellen zu können, ließ B. systematisch die Zerstörungsgrade in allen Ffter Stadtteilen ermitteln. Er war sich bewusst, dass dies noch nicht der eigentliche Wiederaufbau war. Er bezeichnete die Phase seiner Amtszeit als „Reparaturperiode“.
B.s Amtsführung blieb nicht unumstritten. Es kam zu Vorhaltungen von der Militärregierung und Teilen der Bürgerschaft, die Entnazifizierung der Stadtverwaltung nachlässig zu betreiben, da B. dazu neigte, einer funktionierenden Verwaltung größeres Gewicht beizumessen als der strikten Anwendung der Entnazifizierungsgesetze. Außerdem wurde ihm ein autoritärer Amtsstil vorgeworfen, als er das von Hollbach eingeführte Referentensystem wieder abschaffte und sich gegen die Ernennung eines Zweiten Bürgermeisters sperrte. Eine feindselige Haltung nahm B. gegenüber der ab 1.8.1945 erscheinenden Ffter Rundschau ein, die er in seinen Wochenberichten an die amerikanische Militärregierung als gefährliches Sprachrohr des Kommunismus einstufte. Zugleich kritisierte die FR B.s Entnazifizierungspolitik und seine Tätigkeit in der Rüstungsindustrie während des Krieges. Kurz nach Gründung der CDU wurde B. im Herbst 1945 deren Mitglied. Nachdem bei den ersten Nachkriegswahlen zur Ffter Stadtverordnetenversammlung im Juli 1946 die SPD die Mehrheit errungen hatte, unterlag B. bei der Oberbürgermeisterwahl mit 28 gegen 32 Stimmen dem bisherigen Oberstadtdirektor von Düsseldorf, Walter Kolb (SPD).
In der Folgezeit war B. intensiv an den Vorbereitungen der Währungsreform beteiligt. Seit 1946 Mitglied im Verwaltungsrat der Ffter Sparkasse von 1822. Von 1946 bis 1964 Präsident der Polytechnischen Gesellschaft. Die allgemeine Wertschätzung, die B. in seinen letzten Lebensjahrzehnten zuteil wurde, beruht in erster Linie auf seinem großen Talent als Verwaltungsfachmann und seiner rührigen Mitarbeit in zahlreichen Verbänden.
Starkes Engagement beim organisatorischen Wiederaufbau des hessischen Roten Kreuzes, dessen erster Nachkriegspräsident B. war (1947-52). Als Vorsitzender des Bürgerausschusses „Rettet das Opernhaus“ in den Fünfzigerjahren organisierte B. eine großangelegte Straßensammlung und Spendenaktion, mit deren Ertrag die Sicherung der Ffter Opernhausruine finanziert werden konnte.
1954 Ehrenplakette der Stadt Ffm.
Nachlass im ISG.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 74f., verfasst von: Reinhard Frost.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Klein, Thomas: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867-1945. Darmstadt/Marburg 1988. (Quellen und Forschungen zur Hessischen Geschichte 70).Klein: Beamte, S. 99.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Boehling, Rebecca: Die politischen Lageberichte des Ffter Oberbürgermeisters Blaum an die amerikanische Militärregierung 1945 und 1946. In: AFGK 59 (1985), S. 485-537. | Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Becht, Lutz: Zwischen Besatzung und Befreiung. Die Oberbürgermeister Wilhelm Hollbach und Kurt Blaum 1945/1946. In: AFGK 73 (2012): Ffter Stadtoberhäupter, S. 223-241. | Bauer, Thomas: In guter Gesellschaft. Die Geschichte der Polytechnischen Gesellschaft in Ffm. Hg. v. d. Polytechnischen Gesellschaft e. V. Ffm./Wiesbaden 2010.Bauer: Polytechn. Ges. 2010, S. 142-145, 155f., 165f., 181, 187, 243. | Begraben – aber nicht vergessen. Bekannte Persönlichkeiten auf Hanauer Friedhöfen. Hg.: Wolfgang Arnim Nagel-Stiftung, Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V., Magistrat der Stadt Hanau. Schriftleitung: Barbara Nagel, Erhard Bus, Martin Hoppe. Hanau 2008.Bekannte Persönlichkeiten auf Hanauer Friedhöfen 2008, S. 46f. | Hoffmann, Hilmar: Fft.s Oberbürgermeister 1945-1995. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Stadt. Ffm. 2012.Hoffmann: Oberbürgermeister 2012, S. 55-78 (m. Literaturangaben auf S. 553f.) | Rehm, Max: Rudolf Schwander und Kurt Blaum. Wegbahner neuzeitlicher Kommunalpolitik aus dem Elsaß. Stuttgart 1974.Rehm: Rudolf Schwander u. Kurt Blaum 1974.
Quellen: Das Rathaus. Zeitschrift für Kommunalpolitik. Das Fachorgan der Bundesvereinigung Liberaler Kommunalpolitiker. Düsseldorf/Essen 1948-heute.Das Rathaus 1985, H. 6, S. 296-300. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Nachruf von güm./in. in: FAZ, 27.11.1970. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Todesanzeigen in: FAZ, 28.11.1970 u. 30.11.1970. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Helmensdorfer, Erich: Das „man“ des Oberbürgermeisters war er selbst. Was Kurt Blaum in den ersten Monaten nach Kriegsende der amerikanischen Militärregierung schrieb. In: FAZ, 4.5.1985. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Helmensdorfer, Erich: Vom Jahr der schlimmen Nöte nach Kriegsende. Kalorien, Wohnungsprobleme, Entnazifizierung und Politik zählen zu den Themen der Blaumschen Berichte. In: FAZ, 7.5.1985. | Ffter Presse. Alliiertes Nachrichtenblatt der Amerikanischen 12. Heeresgruppe. Ffm. 21.4.-26.7.1945.Ffter Presse, 5.7.1945. | Ffter Neue Presse. Ffm. 1946-heute.FNP, 6.1.1962. | ISG, Bestand Nachlässe (S1).Nachlass: ISG, S1/38.

GND: 118663860 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Frost, Reinhard: Blaum, Kurt. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1644

Stand des Artikels: 30.9.1994