Brandt, Susanna Margaretha. Dienstmagd. ~ 8.2.1746 Ffm., † 14.1.1772 Ffm. (hingerichtet).
Achtes Kind eines Soldaten.
Magd bei der Witwe Bauer im Gasthof „Zum Einhorn“. Susanna Margaretha erwartete ein uneheliches Kind von einem holländischen Goldschmiedegesellen, der sich auf der Durchreise in Ffm. aufgehalten hatte. Am 1.8.1771 gebar sie heimlich einen Sohn und tötete in ihrer Panik nach der sturzartigen Geburt das neugeborene Kind. Daraufhin floh sie am folgenden Tag über Höchst nach Mainz, kehrte aber schon nach einer Nacht zurück und wurde, mittlerweile steckbrieflich gesucht, am Nachmittag des 3.8.1771 am Bockenheimer Tor festgenommen. Der Prozess gegen die „Kindsmörderin“, der mit der gerichtlichen Untersuchung im August 1771 unverzüglich begann, beschäftigte die Ffter Stadtgesellschaft mehrere Monate. Das Urteil (gefällt am 7.1.1772) lautete auf Hinrichtung durch das Schwert und wurde am 14.1.1772 vor der Hauptwache vollstreckt.
Goethe, der gerade sein juristisches Studium abgeschlossen hatte, weilte von August 1771 bis Mai 1772 in Ffm. und verfolgte den Prozess. Es gilt heute als sicher, dass er B. als Vorbild für das „Gretchen“ im noch 1772 begonnenen „Urfaust“ wählte.
Die Akten zu dem Prozess der Susanna Margaretha B. befinden sich im ISG (Criminalia, Sign. früher 1771, Nr. 62, jetzt 8.589). Die Prozessakte enthält auch als „corpus delicti“ die Schere, mit der B. das Neugeborene abgenabelt haben soll.
Gedenkstein (2021) im Sommerhoffpark im Gutleutviertel, wo sich früher der „Schandfriedhof“ des Gutleuthofs befand, auf dem B. bestattet wurde.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 97,
verfasst von: Sabine Hock.
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Literatur:
Börchers, Sabine: 101 Frauenorte in Fft. [Ffm.] 2016.Börchers: 101 Frauenorte 2016, S. 100f. |
Bromberger, Barbara/Mausbach, Katja: Frauen und Fft. Spuren vergessener Geschichte. An Stelle eines Vorwortes: Ulrike Holler. 2., erw. Aufl. Ffm. 1997.Bromberger/Mausbach: Frauen u. Fft. 1997, S. 14f. |
Habermas, Rebekka/Hommen, Tanja (Hg.): Das Ffter Gretchen. Der Prozeß gegen die Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt. [Vollständige und kommentierte Edition der Kriminalakte.] Diese Ausgabe ist zugleich eine Veröffentlichung des ISG der Stadt Ffm. aus Anlaß des Goethejahrs 1999. München 1999. (Bibliothek des 18. Jahrhunderts).Habermas/Hommen (Hg.): Das Ffter Gretchen 1999. |
Hock, Sabine: Wie finden Sie Goethe? Goethestätten in Ffm. Hg. i. A. d. Dezernats für Kultur und Freizeit der Stadt Ffm., ISG. Ffm. 1999.Hock: Goethestätten in Ffm. 1999, Nr. 3.
Quellen:
Ffter Rundschau. Ffm. 1945-heute.Brust, Martin: Goethes Gretchen. Die Kindsmörderin – der Fall Susanna Margaretha Brandt. In: FR Geschichte 10 (2022): Ffter Tatorte, S. 36-39. |
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/2.470.
Internet:
Hessische Biografie, Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/118673270Hess. Biografie, 1.8.2021.
GND: 118673270 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Hock, Sabine: Brandt, Susanna Margaretha. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1852
Stand des Artikels: 24.4.1987