Der Frankfurter. Priester und Kustos.
Über den anonymen Verfasser der „Theologia deutsch“ ist nur bekannt, was der vermutlich später und nicht von ihm hinzugefügte Prolog zu dieser Schrift sagt: dass er „vor czeitenn gewest ist eyn deutschir herre, eyn prister und eyn custos yn der deutschen herren hauß zu franckfurt“. Ein Priesterbruder des Deutschen Ordens also, dem in der Kommende in Ffm.-Sachsenhausen die Sorge für das Gotteshaus, die liturgischen Geräte und die Reliquien oblag und der vielleicht auch die Studierstunden der jüngeren Priesterbrüder beaufsichtigte.
Die Datierung der „Theologia deutsch“, die Anhaltspunkte für die Suche nach dem Autor geben könnte, ist umstritten. Zitate und Terminologie erweisen Kenntnis und Nähe zu den Schriften der spekulativen Mystik Meister Eckharts (um 1260-1327) und Johannes Taulers (1300-1361). Der Autor wäre demnach vermutlich in den letzten Dritteln des 14. Jahrhunderts zu suchen. Es entspräche diesem Zeitansatz, ihn in dem 1359 urkundlich erwähnten Heinrich von Bergen, Ritter und Priester des Deutschordenshauses in Ffm., der einer Seitenlinie der Schelme von Bergen angehörte, zu sehen. Allerdings fehlt dafür bisher jeder Beweis. Sprachliche Merkmale hingegen schienen ins frühe 15. Jahrhundert zu verweisen. Vor allem darauf stützte sich eine Zuschreibung der „Theologia deutsch“ an den Heidelberger Theologieprofessor und kurpfälzischen „Hoftheologen“ Johannes Lagenator (Lägeler), gen. „de Francfordia“ (um 1380-1440). Diese Annahme ist jedoch mit den Aussagen des Prologs unvereinbar. Neuaufgefundene Textzeugen haben überdies die zugrunde liegenden sprachgeschichtlichen Argumente als irrig erwiesen. Das Werk ist noch dem 14. Jahrhundert zuzurechnen. Der Verfasser der „Theologia deutsch“, die durch
Luthers Bewunderung und seine Ausgabe des vollständigen Texts von 1518 zu einer der berühmtesten und einflussreichsten mystischen Schriften wurde, bleibt weiterhin unbekannt.
Die UB Ffm. besitzt ein Manuskript der „Theologia deutsch“ (aus der Zisterzienserabtei Bronnbach, 1494), das lange Zeit als die einzige bekannte handschriftliche Überlieferung galt.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 217,
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