Latomus, Johann (auch: Johannes). Eigentl. Nachname: Steinmetz. Magister. Katholischer Geistlicher. Chronist und Historiograph. * 24.1.1524 Ffm., † 7.8.1598 Ffm.
Aus wohlhabender, zur Patriziergesellschaft Frauenstein gehörender Familie. L.’ Onkel Peter Niclas Steinmetz, seit 1531 Dechant des Bartholomäusstifts, trat 1536 zur protestantischen Lehre über und heiratete Anna Burckhardt, mit der er als wohlbestallter Spitalmeister fortan im Haus zum Großen Engel auf dem Samstagsberg lebte. Er wurde exkommuniziert, und es kam zu einem Rechtsstreit um die von ihm an das Stift gezahlten Pfründe. Sein Neffe Johann L. wurde wahrscheinlich zum Stiftsgeistlichen bestimmt, um den von diesem Skandal betroffenen Familiennamen zu rehabilitieren.
Nach Studien in Köln, Mons (Belgien), Mainz und Freiburg trat L. 1543 als Kanoniker in das Bartholomäusstift in Ffm. ein. 1551 Kustos, 1561 Dechant des Bartholomäusstifts. L. war der bedeutendste katholische Geistliche seiner Zeit in Ffm. Er reorganisierte die im Zuge der Reformation zerrüttete Verwaltung des Stifts. Er engagierte sich für den Fortbestand der katholischen Kirche in Ffm. nach der Reformation. Als Mittel der Gegenreformation versuchte er, die Jesuiten in Ffm. anzusiedeln. So lehrten seit 1564 Jesuitenpatres am Dominikanerkloster, doch erhoben die evangelischen Prädikanten Einspruch beim Rat, so dass die Patres 1566 wieder aus Ffm. abberufen werden mussten. Vertrauter des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg (1523-1582). Kaiserlicher Kommissar, u. a. bei der Zensur der zur Ffter Messe erscheinenden Bücher und bei den
Claus Bromm’schen Prozessen.
Durch sein Testament stiftete L. den katholischen Almosenkasten.
Besondere Bedeutung erlangte L. als Chronist und Geschichtsschreiber. Neben historiographischen Werken verfasste er zwei lateinische Chroniken der Stadt Ffm. Die „Antiquitates quaedam civitatis et potissimum ecclesiae Francfordensis“ (ab 1562) schrieb er für den internen Gebrauch im Bartholomäusstift. Diese Chronik führte er bis zu seiner eigenen Zeit fort, wodurch sie als Augenzeugenbericht besonderen Wert hat. Die „Acta aliquot vetustiora in civitate Francofurtensi (...)“ (1583) dagegen berichten nur über die Zeit bis 1525, da sie für eine breitere Öffentlichkeit bestimmt waren und deshalb nicht mit den Glaubensspaltungen der Reformationszeit „belastet“ werden sollten. Beide Chroniken sind in Handschriften erhalten.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 443,
verfasst von: Sabine Hock.
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Lexika:
Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Werner in: ADB 18 (1883), S. 14. |
Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 144.
Literatur:
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Froning, Richard: Die beiden Ffter Chroniken des Johann Latomus und ihre Quellen. In: AFGK NF 8 (1882), S. 232-318. |
Bund, Konrad: 1436 – 1986. 550 Jahre Stadtarchiv Ffm. Eine Kurzübersicht über seine Bestände. Ffm. 1986. (Mitteilungen aus dem Ffter Stadtarchiv 3).Bund: Stadtarchiv 1986, S. 194-196. |
Ffter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen des Mittelalters. Bearb. v. Richard Froning. Ffm. 1884. (Quellen zur Ffter Geschichte 1).Froning: Ffter Chroniken des Mittelalters 1884, S. XVIII-XX, 67-136 (Abdruck der Chronik).
Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.197.
GND: 116862793 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Autoren
Empfohlene Zitierweise:
Hock, Sabine: Latomus, Johann. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3029
Stand des Artikels: 3.9.1990