Sohn des Schuhmachergesellen und späteren Schuhmacherhandwerkszeugmachers Christian Heinrich G. (1803-1881) aus Wolfhagen und dessen Ehefrau Friederike Louise Caroline (auch: Carolina), geb. Bühner (1815-1899).
Nach dem Schulbesuch in Ffm. bildete sich G. zunächst als Maler aus und besuchte von 1849 bis 1851 das Städelsche Kunstinstitut. Er hatte Unterricht bei
Jakob Becker und bekam gute Beurteilungen. Seine berufliche Tätigkeit begann er als „Retoucheur“ im Atelier eines Fotografen. 1856, nicht ganz zwei Jahrzehnte nach Bekanntgabe der Erfindung der Fotografie in Paris (1839), gab es in Ffm. bereits elf Fotografen, die sich alle auf die Anfertigung von Porträts spezialisiert hatten. Diese Porträtfotografien wurden damals noch auf grobkörnigem Salzpapier abgezogen und waren relativ unscharf. Daher wurden sie in der Regel von Gehilfen koloriert, die aus dem Malerberuf kamen und Retoucheure genannt wurden. Auf diese Weise bekam G. Einblick in die Fotografie und bildete sich gerade in deren Technik weiter. Im September 1863, also mit noch 27 Jahren, machte er sich selbstständig und gründete sein eigenes „photographisches Atelier“ in der Schneidwallgasse 10 nahe der Weißfrauenstraße. In einem Inserat im Ffter Intelligenz-Blatt vom 20.9.1863 bezeichnete er sich als „Kunstmaler und Photograph“ und bot neben Porträts („mit und ohne Retouche, wie auch auf das Geschmackvollste ausgeführt“) u. a. Ansichten von Gebäuden sowie fotografische Kopien von Gemälden und Kupferstichen an. Die technische Seite der Fotografie war bereits sein Schwerpunkt: Seine Porträts konnten die Kunden „in jeder Größe, bis zu den lebensgroßen und auf Verlangen weit darüber“ bestellen. In den nächsten Monaten warb er in zahlreichen Anzeigen für sein Atelier – mit großen Versprechungen wie: „er übernimmt alle im Gebiete der Photographie vorkommenden Aufträge unter Zusicherung der besten und reellsten Bedienung“. 1873/74 zog G. in die Bleichstraße 2 um. Er erweiterte sein Atelier und nannte es „Artistisch-photographisches Institut“. Ab 1876 führte er es als „Photographisches Kunst-Institut“ und erteilte gegen Honorar auch Unterricht in allen „Branchen der Photographie und Retouche“. 1887 übergab er das Atelier an den Ffter Fotografen Friedrich Carbow, der es allein im bisherigen Geschäftslokal in der Bleichstraße 2 weiterführte. Über die Tätigkeit von G. in den nächsten Jahren ist nichts bekannt, aber er war mit seinem Ruhestand offenbar nicht zufrieden. Ab 1894 wird er neben Friedrich Carbow wieder im Gewerberegister des Ffter Adressbuchs aufgeführt, unter der alten Adresse mit seinem „Photographischen Kunst-Institut“, das Sprechstunden von neun Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags anbot. Mit dem Institut war er bis zu seinem Tod mit 66 Jahren im Juli 1902 tätig.
G. beschränkte seine geschäftlichen Aktivitäten von Anfang an nicht auf Porträts oder Gruppenaufnahmen (etwa bei Vereinsfeiern), sondern erweiterte sein Angebot auf vielfältige Weise, so z. B. auf Kopien mit „naturgetreuer Wiedergabe wissenschaftlicher Sammlungen in überraschender Vollkommenheit“ und „Musterblätter für Geschäftsreisende nach gewerblichen Gegenständen aller Art“. Er experimentierte weiter und fertigte auch Stereoskope und Chromophotographien an. Insbesondere entwickelte G. die praktische Anwendung der Vergrößerung weiter und wurde auf diesem Gebiet auch über Deutschland hinaus bekannt. Schon 1863 bot er Porträts in jeder Größe an, ohne zunächst das Wort „Vergrößerung“ ausdrücklich zu verwenden. Sein Hauptwerk in dieser Zeit war die Vergrößerung der Entwürfe von
Edward Steinle für die neuen Fenster des Ffter Doms nach dem Brand von 1867. Die 40 Zentimeter hohen Entwürfe vergrößerte G. auf das spätere Originalmaß der Fenster von zehn Metern. 1876 und 1879 inserierte G. in den Photographischen Monatsblättern des Vereins zur Pflege der Photographie und verwandter Künste, dass er Solar-Vergrößerungen von „Halbebogengröße 44 x 30 cm“ für neun Mark bis zu „Vierfache Bogen 118 x 92 cm“ für 50 Mark anbiete. Dabei warb er in den Inseraten mit den Preismedaillen, die ihm inzwischen zuerkannt worden waren: Wien 1875, Brüssel 1875, München 1876, Edinburgh 1876 und Amsterdam 1877; auf den Rückseiten seiner Carte de Visite zeigte er allerdings eine Medaille der Freien Stadt Ffm. Im Rahmen seiner technischen Arbeiten kaufte G., wie im Ffter Fremdenblatt, dem Beiblatt zur Deutschen Reichspost, vom 17.2.1877 vermerkt ist, die Wottly’sche Kondensator-Sammellinse, ein Unikat mit einem Durchmesser von einem Meter und einer Dicke in der Mitte von 20 Zentimetern, die er bei den Vergrößerungen über Lebensgröße verwendete. Auch als Forscher machte sich G. einen Namen. So entwickelte er einen „Photometer“ zur Lichtstärkenmessung und erfand ein Verfahren, Fotografien auf Gold- und Silbergrund zu kopieren, in Glas einzuschleifen oder auf Holzuntergrund zu polieren. Als Anwendungsmöglichkeiten sah er ideenreich die Verwendung von Porträts auf Broschen, Medaillen, Porzellan oder auf Grabmälern und Monumenten. Zu Einzelheiten über seine Verfahren und Angebote gab er einen kostenlosen Katalog heraus.
G. gehörte dem Verein zur Pflege der Photographie und verwandter Künste in Ffm. an. Seit 1864 Mitglied des Freien Deutschen Hochstifts, wurde er „in Anbetracht seiner Verdienste um die Lichtbilderkunst“ (so die Urkunde) 1877 zum Ehrenmitglied und Meister ernannt. Zu seinen Aktivitäten beim Hochstift heißt es z. B. in dessen Bericht für 1878/79, dass G. über seine Erfindung, Lichtbilder als Pigmentdrucke auf metallischem oder mineralischem Untergrund darzustellen, schriftlich berichtet und entsprechende Ansichtsexemplare vorgelegt habe. Kurz vor seinem Tod trat er zum 1.10.1901 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Hochstift aus.
Von G. sind zahlreiche Visitporträts bekannt. In „Der Schriftwart“, einer „Zeitschrift für die deutsche Stenographie und für Schriftkunde“, wurde 1877 das Porträt des Stenografen Franz Xaver Gabelsberger (1789-1849) erwähnt, von G. nach einem Stahlstich „höchst kunstvoll“ hergestellt (mit dem Hinweis, dass das Porträt in sieben verschiedenen Größen erhältlich sei und sich für die Verwendung in Vereinslokalen u. ä. eigne). Vor allem haben sich G.s Ansichten des 1867 abgebrannten Doms, eine Serie von mindestens acht Aufnahmen, erhalten (Originale im Domarchiv, im HMF und in Privatbesitz). G. war unmittelbar nach dem Brand am 15.8.1867 mit seiner Kamera vor Ort und dokumentierte das Ereignis, ebenso wie andere Ffter Fotografen, von denen aber nur wenige Aufnahmen erhalten sind.
Einzelne von G.s Bildern des Doms nach dem Brand waren in historischen Fotoausstellungen zu sehen, im HMF 1982, im Haus Giersch 2003 und insbesondere in der Ausstellung „Der Dombrand von 1867“ im Dommuseum Fft. 2004/05.
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