H. kam aus einem katholischen Elternhaus. Der Vater war städtischer Fürsorgebeamter. Man las die Ffter Zeitung. H. selbst war Ministrant. Die Großmutter mütterlicherseits war jüdisch. Ein Onkel gehörte zum katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und entging nur durch Bombentod der Verhaftung und Ermordung durch die Gestapo.
H. wuchs in der Ffter Kuhwaldsiedlung auf, besuchte die dortige Volksschule und danach das Goethe-Gymnasium. Nach dessen Zerstörung im Bombenkrieg 1944 wurde er nach Kassel bei Biebergemünd im Spessart evakuiert. 1951 Abitur in Gelnhausen. Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte in Ffm. 1957 Promotion mit einer Dissertation über das barocke Trauerspiel. Darin wies H. als erster Barockforscher mit Nachdruck auf
Walter Benjamins Schrift „Ursprung des deutschen Trauerspiels“ (1928) hin und bereitete damit die Renaissance
Benjamins mit vor.
Erste Gedichte und Kurzgeschichten 1954 in der Studenten-Zeitschrift „Diskus“, deren Feuilleton er drei Jahre lang leitete, und in der Zeitschrift „Akzente“. Zusammen mit Karl Markus Michel (1929-2000), Klaus Wagenbach (* 1930), Volker Klotz (* 1930) u. a. gehörte H. zum Kreis um Walter Höllerer (1922-2003), der damals Assistent von H.s Doktorvater Kurt May (1892-1959) war und später zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des Literaturbetriebs in der Bundesrepublik avancierte. 1958 Stipendium in der Villa Massimo in Rom. Anschließend arbeitete H. als wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Münster (1958-59; dort Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Golo Mann) und Heidelberg (1959-64). 1962 erschien sein erster Roman „Benjamin und seine Väter“, den Kritiker in eine Reihe mit Werken von Günter Grass, Martin Walser und Uwe Johnson stellten; er wurde in der FAZ als Fortsetzungsroman vorabgedruckt, ins Englische, Französische, Italienische und Spanische übersetzt und erlebte in kurzer Zeit fünf Auflagen.
Von 1965 bis 1967 unterrichtete H. als Gastdozent an der Northwestern University in Evanston/Illinois. Nach seiner Rückkehr aus Amerika wurde er freier Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks, für den er seit 1968 zahlreiche Kulturbeiträge für Hörfunk und Fernsehen verfasste. Daneben war er u. a. freier Mitarbeiter des Feuilletons der FR und Dramaturg bei den Heppenheimer Festspielen seit deren Gründung 1974. Sein zweiter Roman „Der große Knock-out in sieben Runden“ (1972), in dem H. seine Amerika-Erfahrungen verarbeitete, konnte an den Erfolg des Erstlings nicht anknüpfen, sondern wurde von der Kritik fast einhellig verrissen. Von 1980 bis 1995 lehrte H. als Professor für Sprache und Literatur an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.
Seit 1977 Mitglied, seit 1982 geschäftsführender Vizepräsident, von 1984 bis 1996 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. In diesem Amt äußerte sich H. u. a. als Gegner der Rechtschreibreform und setzte sich für das Andenken von in der NS-Zeit verfolgten Autoren ein. Er war außerdem Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Mehrfach nahm er an den Tagungen der Gruppe 47 teil und gehörte zahlreichen Jurys an. Er begründete die Romanfabrik in Ffm. (1984/85) und insbesondere den Romanfabrikschreiber-Preis (1986) mit.
H. verfasste Romane, Erzählungen, Essays, Gedichte, Kinder- und Jugendbücher, Koch- und andere kulinarische Bücher (z. B. über Wein) sowie Features für Hörfunk und Fernsehen; daneben entfaltete er eine ausgedehnte Herausgebertätigkeit. Weitere poetische Werke (in Auswahl): „Das Portrait“ (Erzählungen, 1958), „Schwarze Geschichten“ (Erzählungen, 1964), „Die sieben Todsünden“ (Erzählungen, 1964), „Der kleine Fritz“ (Kinderroman, 1968), „Geschichten vom Löffelchen“ (1970), „Der große O“ (1977), „Ein Bauer wechselt die Kleidung und verliert sein Leben“ (Erzählungen, 1980), „Für alles ein Gewürz“ (zwei Erzählungen, 1983) und „Die Trauer meines Großvaters. Bilder einer Kindheit“ (autobiographische Skizzen, 1994, Neuaufl. 2022) sowie der posthum erschienene Sammelband „Gedanken eines Katers beim Dösen“ (Geschichten, hg. v. Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz, 2009).
Die literarischen Werke von H., der eine starke Affinität zu
Jean Paul besaß, sind geprägt von den beiden Polen Melancholie und Humor: Melancholie im Sinne des Barock, die unter dem Bewusstsein der Nichtigkeit des Menschen und der Welt leidet, und Humor, der ein Gegengewicht dazu herzustellen versucht. Groß war H.s Liebe zur Heimat, zu Ffm., zu Hessen. Er sprach Ffter Dialekt, und viele seiner Werke („Hessisch auf deutsch“, 1973, „Typisch hessisch“, als Hg., 1980, „Diese lebhafte sinnliche Welt. Fft. mit den Augen
Goethes“, mit Walter Michel, 1982, 4. Aufl. 1998, „Ffter Lesebuch“, als Hg., 1985, u. a.) zeigen ihn als ausgewiesenen Kenner der hessischen und Ffter Geschichte und Kultur sowie als bodenständigen Kulinariker. Beim Neujahrsempfang der Stadt Ffm. 1999 hielt er die Ansprache zu dem von ihm gewählten Thema „Der Frankfurter – das unbekannte Wesen“, wobei er zugleich eine Einführung in das Frankfurterische gab (vgl. Abdruck der Rede in: FR, 25.10.1999). H. besaß auch eine ausgeprägte Musikalität und war ein begabter Geiger.
Von 1963 bis 1979 Mitherausgeber der „Neuen Rundschau“ im S. Fischer Verlag.
Ehrungen und Preise: Bremer Literaturpreis (für „Benjamin und seine Väter“, 1963), Turmschreiber von Deidesheim (1986), Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt Darmstadt (1990), Silberne Verdienstmedaille der Stadt Darmstadt (1996) u. a.
Festschriften zum 60. Geburtstag („Bücher, Bücher – meine Lust“, hg. v. Hans Sarkowicz und Bettina Mähler, 1990, u. a. mit einem Beitrag von Golo Mann) und zum 65. Geburtstag („dies & daß: wie Sprache die vielfältigsten Gesichter macht“, hg. v. Friedrich Friedl, Carola Hilmes und Dietrich Mathy, 1995).
Vater des Komponisten Moritz Eggert (* 1965), der aus einer Beziehung mit der Fotografin Mara Eggert (* 1938) stammt und der u. a. H.s Gedichtzyklus „Laßt uns ungereimt sein“ vertonte.
Zum 75. Geburtstag 2005 fand eine Gedächtnisausstellung für H. in Bad Vilbel, dem langjährigen Wohnort des Schriftstellers, statt. Das Lesefestival „Fft. liest ein Buch“ 2017 war H.s Roman „Benjamin und seine Väter“ (1962) gewidmet.
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