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Kreß, Richard

Deutscher Meister im Fußball mit Eintracht Frankfurt 1959.

Richard Kreß
Richard Kreß
Fotografie (1962).
© IMAGO / Pressefoto Baumann.
Kreß, Richard. Drogist. Fußballer. * 6.3.1925 (Fulda-)Niesig, † 30.3.1996 Ffm.
Verheiratet mit Ingeborg K., geb. Eich.
K. spielte zwischen 1935 und 1953 für den im Nachbarort seiner Heimatgemeinde Niesig angesiedelten Fußballverein FV 1910 Horas bei Fulda und gelangte dort als „Blitz von Horas“ zu Bekanntheit. Nachdem K. die Volksschule absolviert hatte, besuchte er für ein Jahr die Handelsschule und erlernte dann den Beruf des Drogisten. Als Jugendlicher gehörte er der Hitlerjugend an, wurde dort aber regelmäßig freigestellt, um weiterhin als Fußballer trainieren zu können. Aufgrund seiner Schnelligkeit war K. nach eigener Aussage außerdem ein talentierter Zehnkämpfer. Mit 17 Jahren wurde K. zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet und war als Soldat während des Zweiten Weltkriegs im August 1944 in Marseille stationiert, als die Invasion der Alliierten in Südfrankreich startete. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1948 arbeitete K. zunächst weiter als Drogist. Um nach der – durch Kriegsdienst und Gefangenschaft bedingten – siebenjährigen Fußballpause an seine vorherige Form anknüpfen zu können, musste K. hart und diszipliniert trainieren. Bald fiel er bei Spielen des FV 1910 Horas wieder durch herausragende Leistungen auf und wurde in die Hessenauswahl berufen. Bei einem Spiel gegen die Auswahl aus Westfalen erregte er durch seine „sensationelle Leistung“ das Aufsehen vieler Vereine, die anschließend versuchten, ihn abzuwerben. Mittlerweile hatte K. jedoch eine eigene Drogerie in Horas eröffnet, weshalb der damals bereits 28-Jährige einen Wechsel zunächst ablehnte. Als K. allerdings durch die dünnen Wände seines Büros eine Unterredung zwischen seinem Vermieter und dessen Sohn mithörte, in der es darum ging, K.’ angemietetes Ladenlokal für den Sohn, der ebenfalls Drogist war, auszubauen und selbst zu nutzen, beschloss K. kurzerhand, dem nächsten Verein, der bei ihm vorstellig werden sollte, den Zuschlag zu geben. Kurz danach verpflichteten Trainer Kurt Windmann (* 1919) und der Spielausschussvorsitzende Willi Balles (1898-1985) von Eintracht Fft., die im Ffter Umland auf Talentsuche waren, auf Empfehlung von Bert Merz (1920-2007), Redakteur von „Der neue Sport“ und später FR-Sportchef, den schnellen Außenstürmer.
Von 1953 bis 1964 gehörte K. zur ersten Mannschaft von Eintracht Fft. und erzielte in 369 Pflichtspielen 99 Tore für den Verein. Zwischen 1954 und 1961 absolvierte K., den Nationaltrainer Sepp Herberger (1897-1977) als „Ausnahmefußballer“ bezeichnete, außerdem neun Spiele für die deutsche Nationalmannschaft, in denen er zwei Tore erzielte; am WM-Erfolg 1954 war er (anders als sein Mannschaftskollege Alfred Pfaff) allerdings nicht beteiligt. Zu den größten sportlichen Erfolgen von K. mit Eintracht Fft. zählen der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1959 und die Teilnahme am Endspiel um den Europapokal der Landesmeister (heute: UEFA Champions League) 1960. Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 28.6.1959 traten Eintracht Fft. und Kickers Offenbach vor 76.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Berliner Olympiastadion an. Nach 90 Minuten stand es 2 : 2, weshalb das Spiel in die Verlängerung ging. In der 92. Spielminute wurde K. von Gegenspieler Heinz Lichtl (1931-2015) im Strafraum gefoult, und Schiedsrichter Erich Asmussen (1922-1964) gab Elfmeter für Fft. Eckehard Feigenspan (* 1935) verwandelte den Strafstoß zur Führung der Ffter. Nachdem zwischenzeitlich István Sztáni (* 1937) für Fft. und Siegfried Gast (* 1938) für Offenbach getroffen hatten, bereitete K. drei Minuten vor Schluss das entscheidende 5 : 3 vor; Torschütze war erneut Eckehard Feigenspan. Somit war K. maßgeblich am Gewinn der ersten und bisher einzigen Deutschen Meisterschaft durch Eintracht Fft. beteiligt. Im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister traf Eintracht Fft. am 18.5.1960 im Hampden Park in Glasgow auf Real Madrid, damals die beste Mannschaft der Welt mit den legendären Superstars Ferenc Puskás (1927-2006) und Alfredo di Stéfano (1926-2014). Das erste Tor des Spiels gelang K., der nach einer Flanke von Erwin Stein (* 1935) in der 18. Spielminute das 0 : 1 erzielte. Nach 90 Minuten mussten sich die Ffter allerdings Real Madrid mit 7 : 3 geschlagen geben; dennoch zählt das Match zu den größten Spielen der Vereinshistorie und ging als „Jahrhundertspiel“ in die Fußballgeschichte ein. Nach Ende der Partie holte sich K. von Schiedsrichter Jack Mowat (1908-1995) den Spielball, den er bis zu seinem Tod aufbewahrte (heute im Eintracht Fft. Museum). Als zur Saison 1963/64 die Fußball-Bundesliga als bundesweite Profiliga eingeführt wurde, war K. mit 38 Jahren deren dienstältester Spieler. Er absolvierte in dieser Saison 17 Spiele für die Eintracht, die seinen Vertrag nach der Spielzeit noch einmal verlängern wollte. Mit 39 Jahren fühlte sich K. den Herausforderungen der höchsten Spielklasse jedoch nicht mehr gewachsen und beendete seine Fußballerkarriere nach einer Südafrikareise mit der Mannschaft im Sommer 1964.
Während seiner aktiven Zeit bei der Eintracht hatte K. als Angestellter zunächst wohl bei den Gasolin-Werken, dann in einer Drogerie auf der Zeil gearbeitet, bevor er 1965 Inhaber einer eigenen Drogerie im Oeder Weg 71 wurde, die er gemeinsam mit seiner Frau führte. In seiner Freizeit züchtete er Blumen und pflegte Obstbäume in seinem Garten am Huthpark; auch war er ein talentierter Fotograf mit besonderer Vorliebe für Naturfotografie. Außerdem widmete er sich dem Tennisspielen und lief noch oft für die Traditionsmannschaft von Eintracht Fft. auf. 1990 ging K. mit 65 Jahren in den Ruhestand.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F 1533). Als das Grab nach 25-jähriger Laufzeit 2021 abgeräumt werden sollte, übernahm Eintracht Fft. auf Initiative von Eintracht-Museumsleiter Matthias Thoma die Patenschaft, so dass die Grabstätte weiter besteht.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Marcel De Capitani.

Literatur:
                        
Heinisch, Jörg: Das Jahrhundertspiel. Eintracht Fft. und Real Madrid im Europapokal der Meister 1960. Kassel 2004.Heinisch: Das Jahrhundertspiel 2004, S. 129-144. | Heinisch, Jörg/Hermann, Othmar: Adler auf der Brust. Die großen Spieler von Eintracht Fft. und andere Geschichten [des hessischen Traditionsklubs]. Kassel 2010.Heinisch/Hermann: Adler auf der Brust 2010, S. 131. | Matheja, Ulrich: Schlappekicker und Himmelstürmer. Die Geschichte von Eintracht Fft. Göttingen 2004.Matheja: Schlappekicker u. Himmelstürmer 2004, S. 167-188, 354f. | Müller-Braun, Ulrich: Legenden der Eintracht. 60 Spieler aus 60 Jahren Bundesliga. [Ffm.] 2022.Müller-Braun: Legenden d. Eintracht 2022, S. 14-16. | Thoma, Matthias: 59 Meister. Ein Triumph und seine Gesichter. Hg.: Eintracht Fft. Museum. Ffm. 2009.Thoma: 59 Meister 2009, S. 53.
Quellen: Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Hess, Peter: Patenschaft für das Grab von Richard Kreß. In: FAZ, 18.3.2021. | ISG, Ffter Erzählcafé, Video- und Tonaufzeichnungen, 1990-2022.Videoaufzeichnung: Ffter Erzählcafé mit Bert Merz und Richard Kreß, Ffm., 12.11.1994. ISG, Ffter Erzählcafé, S12VEC/42. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/9.580.
Internet: Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/111655593XHess. Biografie, 8.9.2023. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_KreßWikipedia, 8.9.2023.

GND: 111655593X (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Capitani, Marcel De: Kreß, Richard. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3644

Stand des Artikels: 9.9.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2023.