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Neumann, Werner W.

Werner W. Neumann (Selbstporträt)

Werner W. Neumann
Selbstporträt (1935).

© privat. Nähere Informationen auf Anfrage bei der Redaktion.
Werner W. Neumann

Werner W. Neumann
Fotografie (um 1966).

© privat. Nähere Informationen auf Anfrage bei der Redaktion.
Neumann, Werner Wilhelm. Dr.-Ing. Kirchenarchitekt und Maler. * 15.6.1916 Erfurt, † 3.2.2003 Ffm.
Aufgewachsen in einem protestantischen Elternhaus. Besuch des Gymnasiums in Naumburg bis zum Abitur 1935. In der Schulzeit wurde N. auf die expressionistische Malerei der Künstlergruppe „Die Brücke“ aufmerksam und fertigte erste Linolschnitte mit figürlichen Darstellungen an. Er unterhielt Kontakte u. a. zu Gerhard Marcks, mit dem er später auch zusammenarbeiten sollte. Architekturstudium an der TH Dresden, die in ihren Lehrinhalten eine enge Verbindung von Architektur und Kunst pflegte. N. arbeitete während dieser Zeit in der Dombauhütte von Naumburg und im Atelier von Hans Freese (1889-1953), studierte Architektur und Landschaftsmalerei bei Fritz Beckert (1877-1962) und wurde Meisterschüler des Kirchenbaumeisters Oswin Hempel (1876-1965). Die funktionelle Grundrissgestaltung und detaillierte Sorgfalt bei Freese sowie die Betonung der Echtheit und Zweckmäßigkeit der Materialien bei Hempel sollten zur Basis von N.s künftiger Architektur werden. 1939 Abschluss des Studiums als Dipl.-Ing. mit einer Arbeit über die Rekonstruktion der St. Annenkirche in Freyburg/Unstrut. Zum Wehrdienst eingezogen. Nach der Entlassung aus gesundheitlichen Gründen 1940 als Architekt tätig und als Betriebsführer in einem Betonwerk verpflichtet. 1944 Promotion zum Dr.-Ing. mit einer Dissertation zum Thema „Das Naumburger Bürgerhaus der Renaissance“.
Nach Kriegsende zog N. nach Bremen und beschäftigte sich vornehmlich mit Fragen des evangelischen Kirchenbaus. Es entstanden Entwürfe für Notzeitkirchen in Zusammenarbeit mit Peter Grund (1892-1966); zudem war N. in Kontakt zu Otto Bartning, Gerhard Langmaack, Richard Riemerschmid u. a. Sein beruflicher Durchbruch gelang N. mit dem Wiederaufbau der Stadtkirche (heute Auferstehungskirche) in Bebra. 1947 verlegte er seinen Wohnsitz in die osthessische Stadt. Peter Grund, seinerzeit Stadtbaudirektor in Darmstadt, vermittelte N. dann eine Dozentur an der TH Darmstadt sowie den Auftrag der Deutschen Bundespost zum Wiederaufbau von Siedlungsbauten in dieser Stadt. In seinem Selbstverständnis als Künstler vereinte N. den Architekten und Maler als die zwei Seelen in seiner Brust. Für den Kirchenbau griff er den Gemeinschaftsgedanken der Bauhütten auf, den er auch im Bauhaus wiederfand: Mehrere Künstler sollten an einem Projekt zusammenarbeiten, um ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Die Wurzel bildeten dabei Handwerk und sorgfältige künstlerische Gestaltung. Unter dem Gebot von schlichter Sachlichkeit und Funktionsgerechtheit sollte auch die Möglichkeit, aus neuen technischen Materialien einen zeitgemäßen Ausdruck zu formulieren, genutzt werden.
In den Fünfzigerjahren siedelte N. nach Ffm. über. Von 1955 bis 1969 schuf er dort nicht weniger als sechs Kirchenbauten und wurde damit zum bedeutendsten evangelischen Sakralbauarchitekten der Stadt in der Nachkriegszeit. Die Weißfrauenkirche in der Gutleutstraße (1955-56; als Diakoniekirche umgewidmet 2004) mit ihrem parabelförmigen Grundriss und ihrer offenen, teils luftig-filigranen Formensprache ist ein beredter Ausdruck der architektonischen Aufbruchstimmung jener Jahre. Über die Wartburgkirche im Nordend (1960-62), die Philippuskirche im Riederwald (1959-63; verändert, u. a. durch Abriss des baufälligen Glockenturms und dessen Ersatz durch eine offene Stahlkonstruktion, 1995-97), die Bergkirche in Sachsenhausen (1964-66), die Dreifaltigkeitskirche in der Kuhwaldsiedlung (1964-66) bis hin zur Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in der Nordweststadt (1966-69) vollzog N. einen bemerkenswerten Wandel in der formalen Gestaltung, der in Teilen auch als Sinnbild für das Selbstverständnis und die öffentliche Wahrnehmung des evangelischen Kirchenbaus der Zeit angesehen werden kann. Dabei ist eine zunehmende blockhafte Geschlossenheit der Baukörper nach außen – bei gleichzeitiger Konzentration auf den Innenraum – zu verzeichnen. Die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche mit ihrem trutzigen Betonkubus stellt den Höhe- und Endpunkt dieser Entwicklung dar. N. betonte, dass seine Bauten im modernen städtischen Kontext nicht durch Größe, sondern durch Ernsthaftigkeit und Klarheit überzeugen sollten. Als bergende Räume sollten sie Ruhe ausstrahlen und der Gemeinde innere Einkehr ermöglichen. Und doch sollten sie auch Monumentalität ausdrücken, allerdings im Sinne einer Verkörperung des christlichen Glaubens als geistigen Monuments. Anfang der Siebzigerjahre, angesichts des allgemeinen Rückgangs der Kirchenbautätigkeit, arbeitete N. vornehmlich im Profanbau, vor allem als eine Art „Hausarchitekt“ für die Deutsche Bundespost. Nach und nach löste er sein Büro auf und beschäftigte sich wieder mit der Malerei. Während in frühen Jahren insbesondere Porträts im Mittelpunkt seines Schaffens gestanden hatten, malte N. jetzt meist Gebäudeszenen in südländisch anmutenden Landschaften sowie Stillleben. Die expressionistisch geprägten Kunstwerke wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Weitere Bauten von N. in Ffm.: Postsiedlung am Biegwald zwischen Bockenheim und Rödelheim (Am Posthorn/Ampèrestraße/Biegweg/Kohlrauschweg; mit J. Schmidt, 1951-58), Hotel Hessischer Hof in der Friedrich-Ebert-Anlage 40 (1952; verändert durch grundlegende Sanierung mit Fassadenumgestaltung 2010-14), Zweit-Fernvermittlungsstelle der Oberpostdirektion Fft. in der Raimundstraße 48-54 (1977; renoviert unter leichter Veränderung der Fassade 2003) u. a. Weitere Kirchenbauten von N. außerhalb von Ffm.: Michaelskirche in Darmstadt (1960), Stephanuskirche in Bad Karlshafen (1962), Heilig-Geist-Kirche in Bad Vilbel (1966) u. a. Wettbewerbsentwürfe von N.: Cyriakuskirche in Rödelheim (1948).
N. veröffentlichte einige Erläuterungs- und Kurzberichte zu Wettbewerben und realisierten Sakralbauten in Architekturzeitschriften und in Festschriften der von ihm erbauten Kirchen.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Adrian Seib.

Lexika: Kaiser, Heike: Denkmaltopographie. Nachträge[: Kulturdenkmäler der 1950er- und 1960er-Jahre]. Hg. v. Denkmalamt der Stadt Ffm. Limitierte Sonderaufl. Ffm. 2000. (Materialien zum Denkmalschutz in Ffm.).Denkmaltop. Nachträge, S. 7, 12, 20.
Literatur:
                        
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Internet: Website der Evangelisch-lutherischen Wartburggemeinde, hg. v. deren Kirchenvorstand, Ffm. www.wartburggemeinde-frankfurt.de/index.php?id=17
Hinweis: Text über die Wartburgkirche, deren Architektur und den Architekten Werner W. Neumann.
Ev.-luth. Wartburggemeinde, Ffm., 8.2.2017.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_W._NeumannWikipedia, 8.2.2017.

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Empfohlene Zitierweise: Seib, Adrian: Neumann, Werner W. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3804

Stand des Artikels: 9.2.2017
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 02.2017.