P. wuchs in seiner Geburtsstadt Ffm. auf. Bereits als Kind entwickelte er Interesse an Zeichnungen und Comics. Mit einem Lexikon seiner Großeltern und dem Comic-Heft „Fix und Foxi“ als Vorbilder übte P. das Zeichnen und Malen, bis er sich die Zeichenstile angeeignet hatte, und kreierte früh eigene Comics. Im Alter von 14 Jahren veröffentlichte er in der Zeitung seines Pfadfindervereins seine erste Cartoonserie, die Indianergeschichte „Der kühne Zeisig“. In der Oberstufe ging er in den Malunterricht des Ffter Künstlers Hans-Ludwig Wucher (* 1926), der ihn Grundlagen des akademischen Malens und Zeichnens lehrte. P. studierte ab 1977 Grafik an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung. Dort besuchte er einen Zeichenkurs des Karikaturisten Peter von Tresckow (* 1936), bei dem er später seine Abschlussarbeit mit dem Titel „Ich liebe dich!“ (1985) vorlegte.
1978 gründete P. zusammen mit Winfried Secker das Comic-Magazin „Hinz & Kunz“, das er nach eigener Aussage als Versuchsfeld nutzte, um „hemmungslos herum[zu]probieren“. Mit der zweiten Ausgabe von „Hinz & Kunz“ bewarb sich P. noch im selben Jahr bei der Satirezeitschrift „Pardon“ und fing an, für deren Ableger „Slapstick“ zu zeichnen. Von diesem Zeitpunkt an begann seine Arbeit für zahlreiche Zeitschriften; seine Cartoons und Zeichnungen erschienen u. a. im „Stern“, in der „Zeit“, im Zürcher „Tages-Anzeiger“ und im Satiremagazin „Kowalski“ sowie im „ReformhausKurier“ („Alex der Rabe“, bis 2003). Nach der Einstellung von „Hinz & Kunz“ (1981) und „Pardon“ (1982) kam P. über befreundete Künstler zum Satiremagazin „Titanic“ und zeichnete dort zunächst für die Beilage „KoLiBri“. Für „Titanic“ schuf er die Cartoonserie „Sondermann“, durch die er bald bekannt wurde. Die Serie über den „äußerlich unscheinbare[n] Buchhalter, in dessen Firma und Privatleben jedoch die ungeheuerlichsten Dinge geschehen“ (so die Website des Vereins „Sondermann e. V.“), erschien von 1987 bis zu P.s Tod 2004. Die Figur des Sondermann hatte P. nach dem Vorbild des gleichnamigen ersten „Titanic“-Verlegers kreiert; sie gilt als eine Art Markenzeichen der Komischen Kunst. Außerdem produzierte P. für das „ZEITmagazin“ von 1994 bis 1999 wöchentliche Cartoons, die er mit Acrylfarben auf 80 x 80 cm große Leinwände malte. Noch vor Herausgabe seiner Abschlussarbeit hatte P. begonnen, eigene Bücher zu veröffentlichen. Daneben entwarf er Titelbilder und Illustrationen für viele Werke anderer Autoren, u. a. Kinderbücher (wie Elke Heidenreichs „Sonst noch was“, 1999) und die Erich-Kästner-Gesamtausgabe (1998).
Mit seiner Frau Gabriele Roth-Pfarr und dem Sohn Nico aus einer früheren Beziehung lebte P. in Ffm., zuletzt in der Friedrichstraße, und in Südfrankreich. Neben der Kunst hatte er eine Leidenschaft für alte Autos, Literatur und auch Musik; er sammelte Blechspielzeug (insbesondere Autos; vgl. den von P. herausgegebenen Bildband „Rollendes Blech. Spielzeugautos und -motorräder von 1920-1935“, 2001), Bücher und Schallplatten. Nach jahrzehntelangem Krebsleiden starb P. 2004 in einer Kölner Klinik. Bis zum Schluss hatte er gemalt und gezeichnet.
P. gehörte zum weiteren Kreis der Neuen Ffter Schule. Seine Arbeiten zählen zu den bedeutendsten Werken der Komischen Kunst in Deutschland. Mit seinen melancholisch-humorvollen Bildern, die stets hohen (und eher klassischen) künstlerischen Maßstäben entsprechen und meist durch eine Bildunterschrift in Prosa komisch konterkariert werden, kreierte er eine eigene Welt.
Buchveröffentlichungen (in Auswahl): „Bernd Pfarr“ (in der Reihe „Erwachsenen-Comics aus deutschen Landen“, 1984), „Dulle – schwer genervt“ (1985), „Nächte wie Samt“ (1987), „Sondermann schlägt zu!“ (1991), „Alle lieben Sondermann!“ (1993), „Pfarr. Komische Bilder“ (hg. v. Hans Traxler, 1996), „Gefährlicher Alltag“ (1998), „Eines Tages war Zeus das Blitzeschleudern leid“ (1998), „Kleine Nachtmusik“ (1999), „Komische Kunst“ (2003) und „Wenn Tiere verreisen“ (mit Hans Zippert, 2003). Sammelbände, die nach P.s Tod erschienen sind: „Die Herren der Schöpfung“ (hg. v. Gabriele Roth-P., 2006), „Sondermann“ (hg. v. Gabriele Roth-P., 2007), „Komische Welten“ (Katalog zur Ausstellung im Caricatura Museum für Komische Kunst in Ffm., 2008), „Die wilde Schönheit der Auslegeware. Das komische Universum des Bernd Pfarr“ (Begleitband zur Ausstellung im Museum Wilhelm Busch in Hannover zum 60. Geburtstag von P., 2018).
1998 Max-und-Moritz-Preis als bester deutschsprachiger Comic-Künstler.
Ausstellungen in Ffm.: Gedächtnisausstellung der Caricatura im HMF (zum ersten Todestag von Bernd P. und
Chlodwig Poth, 2005) und „Bernd Pfarr. Komische Welten“ als Eröffnungsausstellung im Caricatura Museum für Komische Kunst (2008). Ein Konvolut von 16 Gemälden und 75 Zeichnungen von P. wurde 2021 für das Caricatura Museum Fft. erworben.
2010 Gründung des Vereins „Sondermann e. V.“, um das „Andenken Sondermanns und Bernd P.s [zu] erhalten sowie die zeitgenössische Komische Kunst [zu] fördern“, unter Beteiligung von Gabriele Roth-P., die das Werk und den Nachlass von P. bewahrt und verwaltet.
Im Andenken an P. wird seit 2004 alljährlich meist am 11. November (P.s Geburtstag) ein Preis für Komische Kunst, kurz „der Sondermann“ genannt, verliehen. Der Preis, zunächst mit fünf Publikums- und zwei Jurypreisen (dem „Bernd-P.-Sondermann[-Preis] für komische Kunst“ als Hauptpreis, 2005-12, und einem Förderpreis für Nachwuchstalente), wurde von der Ffter Buchmesse gegründet und gemeinsam mit dem Magazin „Comixene“ (2004 und 2006), der FR (ab 2005), dem „Spiegel Online“ (2007-10) und dem Internetportal „Comicforum“ vergeben. Seit 2012 wird der Preis von dem Verein „Sondermann e. V.“ verliehen, und zwar seit 2013 nur noch unter dem Namen „Sondermann“ mit einem Hauptpreis für etablierte Künstler und einem „Newcomer-Preis“ (Förderpreis).
Steinskulptur der Cartoon-Figur „Sondermann“ (nach P.s Vorlage ausgeführt in rotem Mainsandstein von Andreas Rohrbach, 2013) im Nordpark in Bonames in der Reihe „Komische Kunst im Ffter Grüngürtel“. Auf dem Sockel steht ein Sondermann-Zitat: „wieder ist eine attraktive Dame an mir vorüber gegangen...“.
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