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Wegener, Alfred

Alfred Wegener

Alfred Wegener
Fotografie von Johan Peter Koch (1912).
Das Foto entstand während der Überwinterung der „dänischen Expedition nach Königin-Louise-Land und quer über das Inlandeis Nordgrönlands 1912-1913“ in der Station mit der dänischen Bezeichnung „Borg“ (Burg) auf dem Storstrømmengletscher an der Grönländischen Ostküste (vgl. Expeditionsbericht „Durch die weiße Wüste. Die dänische Forschungsreise quer durch Nordgrönland 1912-1913“, S. 125).
Bildquelle: Alfred-Wegener-Institut/Archiv für deutsche Polarforschung, Bremerhaven, Nachlass Alfred Wegener, Sign. NL 2 F Nr. 3.

© entfällt. Die Werke des genannten Fotografen sind gemeinfrei.
Wegener, Alfred Lothar. Prof. Dr. phil. Meteorologe und Geophysiker. Polarforscher. * 1.11.1880 Berlin, † November 1930 Grönland.
Aus einer Theologenfamilie in der Mark Brandenburg. Jüngerer Bruder von Kurt W. Seit ihrer Jugend wollten beide Brüder, entgegen der langen Familientradition des Pastorenberufs, Polarforscher werden.
1899 Abitur am Köllnischen Realgymnasium in Berlin. Von 1900 bis 1904 Studium der Physik, Meteorologie und Astronomie in Berlin, Heidelberg und Innsbruck, abgeschlossen mit der Promotion an der Berliner Universität (1904). Von 1901 bis 1902 Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger beim Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment No. 3 in (Berlin-)Charlottenburg. Von 1902 bis 1903 Stelle als Astronom an der Sternwarte der Gesellschaft Urania in Berlin. Ab 1905 Tätigkeit als technischer Assistent am Aeronautischen Observatorium Lindenberg bei Berlin. In dieser Zeit erforschten Alfred und sein Bruder Kurt W. die Atmosphäre durch Ballonfahrten. Vom 5. bis 7.4.1906 gelang den beiden eine 52-stündige Weltrekorddauerfahrt im Freiballon. Von 1906 bis 1908 nahm Alfred W. an der dänischen Grönlandexpedition unter der Leitung Ludvig Mylius-Erichsen (1872-1907) teil. Seit 1909 lehrte W. als Privatdozent für Physik, Meteorologie und Astronomie in Marburg, wo er auch 1909 habilitierte. Unter seinen Hörern befand sich damals Johannes Georgi.
Auf der Hauptversammlung der Geologischen Vereinigung in Ffm. hielt W. am 6.1.1912 einen Vortrag über „Die Herausbildung der Großformen der Erdrinde (Kontinent und Ozean) auf geophysikalischer Grundlage“, worin er erstmals seine Theorie der Kontinentalverschiebung vorstellte. Bald darauf legte er diese Theorie in einer ersten Veröffentlichung, erschienen im April-, Mai- und Juni-Heft 1912 der bekannten geografischen Fachzeitschrift „Petermanns Geographische Mitteilungen“, ausführlicher dar. Dabei ging er von der Hypothese aus, dass die Landmassen der Erde ursprünglich in einem einzigen Kontinent (Pangäa) zusammengeschlossen waren, welcher erst im Erdmittelalter (Mesozoikum) zerspalten worden und auseinandergedriftet sei, wodurch die getrennten Kontinente in ihrer heutigen Lage entstanden. Zur Erklärung dieses Phänomens entwickelte er ein erstes Modell der Plattentektonik, wonach die äußere Erdhülle in Platten aus spezifisch leichteren Gesteinen gegliedert ist, die auf einer tieferen und schwereren Erdschale schwimmen und sich dadurch verschieben können. Eine überzeugende Ursache für die Kontinentaldrift, die W. in der Astronomie suchte, konnte er noch nicht benennen. Nach seinem Ffter Vortrag im Senckenbergmuseum erntete W. einen Sturm der Entrüstung. Die versammelten Geologen verlachten ihn als „fachfremden“ Fantasten. Aus ihrer wissenschaftlichen Sicht schien es damals noch unvorstellbar, dass sich die Lage der Kontinente und Ozeane im Laufe der Erdgeschichte verändert haben könnte. Tatsächlich geht die Idee, dass die Erdteile einst vereinigt waren und sich erst später trennten und verschoben, bis auf Sir Francis Drake (um 1620) zurück. W., dem der Gedanke der Kontinentaldrift erstmals 1910 beim Betrachten einer Weltkarte gekommen war, kannte die Schriften seiner Vorläufer bei seinem Ffter Vortrag noch nicht. Erst später setzte er sich damit auseinander, in seinem Hauptwerk „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“, das er 1915 veröffentlichte (4. Aufl. 1929; Neudruck 2005). Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis sich W.s Theorie der Kontinentalverschiebung durch moderne Untersuchungsmethoden festigte. Heute ist er als „Vater der Plattentektonik“ anerkannt.
1913 nahm W. an seiner zweiten Grönlandexpedition, nun unter der Leitung des Dänen Johan Peter Koch (1870-1928), teil. Im Ersten Weltkrieg 1914 an der Westfront verwundet. Danach Einsatz im Heereswetterdienst bis Kriegsende. 1919 Umzug nach Hamburg. Dort Leiter der Abteilung für Theoretische Meteorologie an der Deutschen Seewetterwarte. Zudem außerordentlicher Professor an der neu gegründeten Universität Hamburg. 1924 Berufung zum ordentlichen Professor für Meteorologie und Geophysik an der Universität Graz. 1929 ging W. auf seine dritte Grönlandreise, diesmal eine deutsche Grönlandexpedition unter seiner eigenen Leitung und in Begleitung von Johannes Georgi u. a. Vorrangiges Ziel der Forschungsreise, die mit einer Vorexpedition 1929 begann und mit der Hauptexpedition ab Frühjahr 1930 fortgesetzt wurde, war es, drei dauerhafte Stationen zur Untersuchung der polaren Luftströmung einzurichten und dadurch wissenschaftlichen Nachwuchs mit Polarerfahrung auszubilden, um Deutschland seinen Rang im Wettbewerb der Nationen in der Polarforschung zu sichern. W. kam auf der Expedition in der zweiten Novemberhälfte 1930 ums Leben. Am 12.5.1931 wurde sein Grab im Eis entdeckt. Sein grönländischer Begleiter, Rasmus Villumsen (1909-1930), der ihn bestattet hatte, blieb verschollen. Nach Alfred W.s Tod übernahm sein Bruder Kurt W. die Leitung der Expedition.
Weitere Werke: „Thermodynamik der Atmosphäre“ (1911, 2. Aufl. 1924), „Versuche zur Aufsturztheorie der Mondkrater“ (1920), „Die Entstehung der Mondkrater“ (1921), „Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko März bis Juni 1922“ (1922), „Mit Motorboot und Schlitten in Grönland“ (1930; Neuausgabe 2013) sowie Fachaufsätze zur Meteorologie und Geophysik.
1986 Ausstellung „Alfred W. 1880-1930. Polarforscher und Geowissenschaftler“ in der 1822-Galerie der Ffter Sparkasse. 2012 Jubiläumsveranstaltung „Die Hypothese von der Drift der Kontinente wird 100 – Alfred W.s Idee hat Geburtstag“ im Senckenbergmuseum Ffm.
Alfred-W.-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), in Bremerhaven. W. Center für Klima und Globalen Wandel in Graz. Alfred-W.-Straße am Campus Riedberg der Goethe-Universität in Ffm. Außerdem sind nach W. u. a. ein Inlandeis-Plateau in der Antarktis, eine Inselgruppe, eine Halbinsel und ein Berg in Grönland sowie ein Asteroid, ein Mond- und ein Marskrater benannt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Simon Götz.

Lexika: Spiess, Volker (Hg.): Berliner Biographisches Lexikon. 2., überarb. u. erw. Aufl. Berlin 2003.Berliner Biogr. Lex., S. 446f.
Literatur:
                        
Berger, Frank: Fft. und der Nordpol. Forscher und Entdecker im ewigen Eis [1861-1931]. Petersberg 2007. (Schriften des HMF 26).Berger: Fft. u. der Nordpol 2007. | Berger, Frank/Setzepfandt, Christian: 102 neue Unorte in Fft. Ffm. 2012.Berger/Setzepfandt: 102 Unorte 2012, S. 22f. | Flügel, Helmut W.: Alfred Wegeners vertraulicher Bericht über die Grönland-Expedition 1929. Graz 1980. (Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz 10).Flügel: Alfred Wegeners (...) Grönland-Expedition 1980. | Geologische Rundschau (GR). Hg. v. d. Geologischen Vereinigung. 87 Jahrgänge. Zunächst Leipzig (1910-21), dann Berlin (1922-34) und Stuttgart (1935-92), schließlich Berlin/Heidelberg 1910-44 u. 1947/48-1998/99.Wegener, Alfred: Die Entstehung der Kontinente. In: Geologische Rundschau 1920, Bd. 3, H. 4, S. 276-292. | Jacobshagen, Volker (Hg.): Alfred Wegener 1880-1930. Leben und Werk. Ausstellung anläßlich der 100. Wiederkehr seines Geburtsjahres. Berlin 1980.Jacobshagen (Hg.): Alfred Wegener 1980. | Körber, Hans-Günther: Alfred Wegener. Leipzig 1980. (Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner 46).Körber: Alfred Wegener 1980. | Rohrbach, Klaus: Alfred Wegener. Erforscher der wandernden Kontinente. Stuttgart 1993.Rohrbach: Alfred Wegener 1993. | Sarkowicz, Hans: Hessen hat ein Gesicht. Außergewöhnliche Persönlichkeiten gestern und heute. Ausgewählt von Klaus Eiler, Volker Mosbrugger, Hans Sarkowicz, Klaus Pohl, Bernd Loebe, Juliane Kuhlmann und Klaus Euteneuer. Ffm. 2013.Sarkowicz: Hessen hat ein Gesicht 2013, S. 82-84. | Trümpler, Charlotte/Blume, Judith/Hierholzer, Vera/Regazzoni, Lisa (Hg.): Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität. [Katalog zur Jubiläumsausstellung der Goethe-Universität im Museum Giersch, Ffm., 2014/15.] Ostfildern 2014.Trümpler u. a. (Hg.): Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen d. Goethe-Universität 2014, S. 81.
Quellen: Stern. Hamburg 1948-heute.Wöste, Hans-Christian: Alfred Wegener – Leben und Sterben im Eis. In: Stern, Online-Ausgabe, 1.4.2005 (https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/polarforschung-alfred-wegener---leben-und-sterben-im-eis-3551336.html, abgerufen am 31.7.2024).
Internet: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Bremerhaven. http://www.awi.de/ueber-uns/organisation/alfred-wegener.htmlAlfred-Wegener-Institut, 18.11.2015. | Hessische Biografie, Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. http://www.lagis-hessen.de/pnd/118629913Hess. Biografie, 18.11.2015. | Senckenberg, World of Biodiversity, Internetauftritt der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (mit den verschiedenen Instituten, Museen und Standorten), Ffm. http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=15014Senckenberg, 18.11.2015. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_WegenerWikipedia, 18.11.2015.

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Empfohlene Zitierweise: Götz, Simon: Wegener, Alfred. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4607

Stand des Artikels: 3.11.2016
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2015.