Aus einer Theologenfamilie in der Mark Brandenburg. Älterer Bruder von
Alfred W. Entgegen der Tradition des Pastorenberufs, die in der Familie mehrere Jahrhunderte zurückreichte, wollten beide Brüder seit ihrer Jugend Polarforscher werden.
Abitur am Köllnischen Realgymnasium in Berlin. Beginn eines technischen Studiums, dann Wechsel zum Studium der Meteorologie und Geophysik in Innsbruck, Kiel und Berlin, abgeschlossen mit der Promotion an der Berliner Universität (1904). Danach Assistententätigkeit am Königlich Preußischen Aeronautischen Observatorium Lindenberg bei Berlin. Von 1904 bis 1907 erforschte W. die Atmosphäre durch Ballonfahrten. Vom 5. bis 7.4.1906 unternahm er mit seinem Bruder
Alfred W. eine 52-stündige Weltrekorddauerfahrt im Freiballon [vgl. dazu seinen meteorologischen Ergebnisbericht in: Meteorologische Zeitschrift 23 (1906), H. 7, S. 289-293]. Von 1907 bis 1908 wirkte W. als Dozent am Physikalischen Verein in Ffm. Er leitete das gerade erst gegründete Meteorologische Institut des Vereins, das 1906 aus dem bereits seit 1826 bestehenden meteorologischen Komitee hervorgegangen war; schon seit 1881 gab das Komitee täglich Wetterprognosen heraus. Im Jahr 1907 entschloss sich der Physikalische Verein, einen Ballon für die praktische Luftschifffahrt anzuschaffen, um die althergebrachten Forschungsmittel der Meteorologie in Ffm. den Ansprüchen der modernen Zeit anzupassen. Zu Ehren des verdienten langjährigen Vorsitzenden des meteorologischen Komitees,
Julius Ziegler, bekam der Ballon den Namen „Ziegler“. Für die Leitung des ersten Aufstiegs mit dem Ballon „Ziegler“ nach England war W. verantwortlich.
Nach seinem Weggang aus Ffm. leitete W. zunächst das Samoa-Observatorium der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften (1908-11), dann das Geophysikalische Observatorium Ebeltofthafen auf Spitzbergen (1912-13). Danach Tätigkeit an der Meteorologischen Zentralstation von Elsass-Lothringen in Straßburg. Kriegseinsatz als Meteorologe im Großen Hauptquartier und als Flugzeugführer im Ersten Weltkrieg. Seit 1919 Anstellung im Abteilungsvorstand an der Deutschen Seewarte in Hamburg. 1922 Wechsel nach Berlin, wo er für den dortigen Wetterdienst die ersten meteorologischen Höhenflüge durchführte. 1923 Teilnahme als Berater an der Hilfsexpedition für Amundsen in Spitzbergen. Von 1924 bis 1929 Aufenthalt in Brasilien. Seit 1924 Extraordinarius an der Universität Graz. 1930/31 Berufung als meteorologischer Berater in die Zentralstelle für Wetterflug im Reichsverkehrsministerium in Berlin. Nach dem Tod des Bruders
Alfred W. auf einer deutschen Grönlandexpedition führte W. die Expedition 1931 fort, und ab dem 1.10.1932 übernahm er die Lehrkanzel für Meteorologie und Geophysik seines
Bruders an der Universität Graz. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 geriet W. in Schwierigkeiten, da er nicht bereit war, der NSDAP oder einer ihrer Formationen beizutreten. Ab dem 30.9.1941 wurde W. als Professor entpflichtet. Nach seiner Pensionierung führte er Strahlungsmessungen in Südamerika durch. Die Grazer Philosophische Fakultät beschloss am 22.2.1946, W. wieder mit seiner Lehrkanzel zu betrauen. Er lehnte aus Altersgründen ab. Zuletzt lebte W. bei seiner Schwägerin Else W., geb. Köppen (1892-1992), in München.
Schriften: „Vom Fliegen“ (1922), „Die Grundlagen des Segelfluges“ (1923) und „Die Physik der Erde. Eine Einführung in verständlicher Darstellung“ (1934) sowie Fachaufsätze zur Meteorologie und Geophysik.
Herausgeber der „Wissenschaftlichen Ergebnisse der Deutschen Grönland-Expedition
Alfred Wegener 1929 und 1930/31“ (7 Bände, 1933-40).
Ehrenmitglied des Physikalischen Vereins in Ffm.
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