Petterweil, Baldemar von. Zuname: Knoblauch. Geistlicher. Topograf. † 14.1.1382 oder 1383 Ffm.
Erstmals 1336 in Bürgel bezeugt. Von 1342 bis 1381 Kanonikus am St. Bartholomäusstift (Dom) in Ffm. Als Verwalter, Archivar und Jurist führte Baldemar Zinsbücher, die durch Register zu erschließen waren. Seine wichtigste und umfangreichste Aufzeichnung ist der 1350 in lateinischer Sprache verfasste „Liber censuum“, eine Bestandsaufnahme über die Einkünfte des Domstifts. Dieses Verzeichnis gliedert sich in Zeitpunkt, Summe, Geber und Gegenstand der jeweiligen Zahlung sowie nach topografischen Gesichtspunkten. Gerade letzterer Punkt ist für die Erforschung des mittelalterlichen Stadtbilds von großer Bedeutung, lieferte doch Baldemar von P. mit seinem Straßen- und Gassenverzeichnis die älteste Ffter Stadttopografie. Gemäß dem mittelalterlichen Weltbild und P.s Prägung als Scholastiker erkannte er im Ffter Stadtgrundriss (das war zu seiner Zeit im Wesentlichen noch die staufische Stadtanlage; die von
Ludwig dem Bayern genehmigte große Stadterweiterung hatte gerade erst begonnen) einen sinnvollen Plan. P. ordnete das Ffter Straßennetz nach drei Kategorien ein: Hauptstraßen (Principales), Verbindungsstraßen (Transitus) und Sackgassen (Inpertransibiles). Mit seiner akkuraten Ortsbeschreibung hebt sich der Begründer der Ffter Stadttopografie deutlich von dem damals sonst üblichen Städtelob ab, das Orte mehr in ihrer symbolhaften Bedeutung als in ihrem tatsächlichen Erscheinungsbild darstellte. Der „Liber censuum“ wurde 1860 in den „Mitteilungen“ des Ffter Geschichtsvereins abgedruckt, dann 1896 im „Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst“ neu veröffentlicht und übersetzt.
Neben diesem Hauptwerk hinterließ P. Aufzeichnungen über den Dombrand und die „Judenschlacht“ von 1349 sowie eine nicht mehr erhaltene Beschreibung über den Empfang der Könige im Dom. Dass er zudem der Verfasser der Regieanweisungen auf der berühmten „Ffter Dirigierrolle“ gewesen sei, gilt nach neueren paläografischen Untersuchungen als unwahrscheinlich.
Bei der Eingemeindung Bornheims 1877 wurde die dortige Elisabethenstraße in P.straße umbenannt.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 132,
verfasst von: Reinhard Frost.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/9.008.
GND: 104275146 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Frost, Reinhard: Petterweil, Baldemar von. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/749
Stand des Artikels: 12.10.1994