Wilhelm, Johann, gen. Hans. Zimmermann. Müller. Baumeister. * um 1600 Bezau im Bregenzerwald/Vorarlberg, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.▭ 21.3.1676 Ffm.
Verheiratet in erster Ehe (seit 1621) mit Kunigund W., geb. Franck (1603-1630), in zweiter Ehe (seit 1630) mit Margaretha W., geb. Furck (?-1669), in dritter Ehe (seit 1669) mit Susanna W., geb. Stein. Vier Kinder aus erster Ehe: Anna (* 1622), Johann (auch: Johannes; * 1624), Anna Catharina (* 1626), Daniel (* 1628); drei Kinder aus zweiter Ehe: Cornelia (* 1631), Johann Philipp (* 1633), Maria (* 1637).
W. absolvierte eine Zimmermannslehre in Konstanz am Bodensee. Seine Wanderjahre führten ihn rheinaufwärts über Freiburg im Breisgau und Offenburg bis nach Ffm., wo er 1621 als Zimmergeselle um die Aufnahme in die Bürgerschaft nachsuchte. Nachdem er die Tochter eines Zimmermanns geheiratet hatte, wurde seinem Gesuch stattgegeben. Danach erwarb er das Meisterrecht. 1623 bewarb er sich ohne Erfolg als städtischer Werkmeister, dem die Sorge für die Instandhaltung der städtischen Gebäude, besonders der Brunnen, oblag. Wegen seiner schlechten Auftragslage trat er 1625 mit Genehmigung des Rats unter Beibehaltung seines Bürgerrechts für kurze Zeit in die Dienste des Grafen Philipp Ludwig I. von Wied-Runkel († 1633). Bereits 1630 starb seine erste Ehefrau, die ihm vier unmündige Kinder hinterließ; deshalb heiratete er noch im gleichen Jahr erneut, eine Pfarrerstochter aus dem Hunsrück, die vermutlich die Schwester des Kupferstechers
Sebastian Furck war. 1631 wurde W. zu einem der geschworenen Meister seines Handwerks gewählt (was nach Abschaffung der Zünfte im Zuge des
Fettmilch-Aufstands dem früheren Amt eines Zunftmeisters entsprach), ein Amt, das er nicht weniger als elfmal (jeweils für ein Jahr) innehatte.
Da W. technisch interessiert war und die schlechte Baukonjunktur infolge des Dreißigjährigen Krieges andauerte, wandte er sich dem Mühlenwesen zu. 1636 bewarb er sich mit Erfolg um das Amt des Würzstößers an der städtischen Würzmühle; zu dessen Aufgaben gehörten das Zerstoßen und das Zerkleinern von Gewürzen, vor allem Pfeffer, Ingwer, Safran, Nelken, Muskat, Blauholz und Rotholz (Fernambuk), im Auftrag von Kaufleuten. Da allerdings auch hier die Auftragslage unbefriedigend war, entwickelte W. den Plan zur Errichtung einer Sägemühle, den er jedoch nicht verwirklichen konnte. Am 16.1.1644 resignierte er auf die Würzmüllerei. Als die im Krieg 1635 zerstörte Brückenmühle wiedererrichtet worden war, bemühte sich W. um die Verleihung dieser Mühle, was ihm 1646 bewilligt wurde. In der Verleihungsurkunde wird er als „Mühlarzt“, also als versierter Spezialist in Mühlentechnik, bezeichnet. Später, nachdem er die Brückenmühle wieder verlassen hatte, bewarb er sich noch zweimal (1657 und 1659) erneut um das Amt des Würzstößers, das er jedoch nicht mehr erhielt.
Ein Jahr nach der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges veröffentlichte W. sein Werk „Architectura civilis“, eine Art Lehrbuch für technisch anspruchsvolle Dach- und Zimmermannskonstruktionen. Es erschien 1649 im Selbstverlag, gedruckt von Philipp Jacob Fischer, war dem Ffter Rat gewidmet und erhielt ein kaiserliches Druckprivileg für die Dauer von sechs Jahren. Ausgestattet war es mit 39 Kupfertafeln, die
Sebastian Furck, vermutlich W.s Schwager, angefertigt hatte. Weitere Ausgaben erschienen 1654 in Ffm. (mit Widmung an Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt und 41 Kupfern), 1662 in Ffm. (mit Widmung an Graf Friedrich Casimir von Hanau), 1668 in Nürnberg bei Paul Fürst Erben (nunmehr mit 43 Kupfern; Nachdrucke 1977 und 1997), 1675 in Nürnberg und zuletzt posthum 1705 in Nürnberg. Der Untertitel der zweiten Auflage von 1654 lautete: „Beschreib- oder Vorreissung der fürnembsten Tachwerck/ nemblich/ hoher Helmen/ Creutztächer/ Wiederkehrungen/ welscher Hauben/ so dann Keltern/ Pressen/ Schnecken oder Windelstiegen vnd anderen dergleichen Mechanischen Fabrichen“. W. beklagt in seinem Vorwort das Wüten des Dreißigjährigen Krieges, preist den nun endlich erzielten Frieden von Münster und Osnabrück und begründet die Veröffentlichung seines Werkes mit der Notwendigkeit, „die verbrannten und niedergerissenen Kirchen und Schulen und andere Aedificia, so publica als privata, allmählich zu restruiren“. Es ist offensichtlich, dass er sich damit fürstlichen und städtischen Bauherren für die nach Beendigung des Krieges zu erwartenden Neubauten als Architekt und Baumeister empfehlen wollte.
Der gewünschte Erfolg stellte sich für W. indes nicht ein. Er blieb in Ffm. als einer der Meister des Zimmerhandwerks. 1652 nahm er zusammen mit allen Angehörigen seines Handwerks an der Wiedererrichtung des im Krieg beschädigten Galgens teil. 1659 errichtete er im Privatauftrag für die Brüder Peter (1623-1691) und David de Neufville (1623-1684) das Haus zum Goldenen Stern auf dem Kleinen Hirschgraben. Nachdem 1669 auch seine zweite Ehefrau gestorben war, die ihm weitere drei Kinder geboren hatte (die inzwischen jedoch erwachsen waren), heiratete er, mittlerweile fast 70-jährig, in dritter Ehe die Tochter des Kreuznacher Stadtschlossers Matthäus Stein; weil seine Frau reformiert war, hatte er die Heirat gegen den Willen des Rats durchsetzen müssen. 1671 erscheint W. zum letzten Mal als einer der geschworenen Meister des Zimmerhandwerks. Im selben Jahr erbaute er sich ein neues Haus auf dem Roßmarkt, wo eine Zeile mit repräsentativen neuen Gebäuden errichtet wurde, ein erstes Zeichen für die Belebung der Bautätigkeit nach dem Dreißigjährigen Krieg.
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