Militärlaufbahn bis zum Unteroffizier. Im Zivilberuf als Schreiber tätig. Am 11.6.1593 Aufnahme in das Ffter Bürgerrecht nach Heirat einer Bürgertochter. 1595 vergebliche Bewerbung um die Stelle des Schreibers am Hospital zum heiligen Geist. F. beendete die wenig lukrative Tätigkeit als Schreiber und arbeitete als Lebkuchenbäcker. Aufnahme in die Zunft der Fettkrämer. Nachdem F. ein Drittel des Tönges-/Ecke Hasengasse gelegenen Hauses zum Hasen geerbt hatte, erwarb er am 6.11.1607 für 320 Gulden ein weiteres Drittel des Anwesens von der mit Christian Husson verheirateten Katharina Fettmilch.
Alle weiteren Nachrichten über F.s Leben sind aufs engste mit den Vorgängen um den Ffter Bürgeraufstand von 1612 bis 1614 verknüpft. Während die ältere Forschungsliteratur in Anlehnung an den Wortführer der rebellierenden Bürger kurzum vom „Fettmilch-Aufstand“ sprach, warnen neuere, an den Verhörprotokollen der kaiserlichen Kommissare orientierte Studien vor einer Überbewertung der Rolle F.s. Unzufrieden mit dem patrizischen Stadtregiment, nutzte die Bürgerschaft Wahl und Krönung von Kaiser Matthias im Mai 1612, um die Offenlegung der Privilegien, die Verringerung der Anzahl der Juden sowie die Errichtung eines wöchentlichen Kornmarkts vom Rat zu verlangen. Ein im Juli 1612 gegründeter Bürgerausschuss, dem F. von Anfang an als Mitglied und zeitweise als führende Persönlichkeit angehörte, verlieh diesen Forderungen Nachdruck. Als stets gegenwärtiger „Volkstribun“ prägte F. den Bürgeraufstand, der letztlich auf eine grundlegende Reform des Rats abzielte. F.s spektakuläre Auftritte im Römer gipfelten in einem Arrest der Ratsherren in der Ratsstube vom 5. bis 8.5.1614. Mit der im „Bürgervertrag“ ausgehandelten Privilegieneinsicht, der Kontrolle der städtischen Finanzen durch die „Neuner“ sowie der Strukturreform des Rats gab sich der Bürgerausschuss nicht zufrieden. Die auf Reformen ausgerichtete Bewegung eskalierte in der u. a. von F. angeführten Plünderung eines Teils der Judengasse am 22.8.1614. F. traf jetzt endgültig der Zorn des Kaisers. Ein kaiserlicher Herold verkündete am 28.9.1614 in Ffm. qua Mandat die Reichsacht über die drei Haupträdelsführer des Aufstands Konrad Gerngroß, Konrad Schopp und F. In der Folge „parierte“ die Mehrzahl der Zünfte und der Gesellschaften. Der Ratsherr Martin Müller beantragte am 24.11.1614 offiziell die Verhaftung F.s. Im Lokal der Aufrührer, „Zum großen Christophel“, wurde F. am 27.11.1614 vom Schöffen und Zeugherren
Hans Martin Baur überrascht und nach kurzem Handgemenge festgenommen. Noch am selben Tag befreiten empörte Handwerksgesellen F. aus dem Gefängnis im Bornheimer Turm. F. verschanzte sich mit einigen Gefolgsleuten in seinem Wohnhaus, gab aber am nächsten Tag auf, als
Baur mit der Bürgerwehr vor dem Haus zum Hasen Stellung bezog. Vorübergehend im Turm an der Katharinenpforte inhaftiert, wurde F. schon am 2.12.1614 beim Gutleuthof an den Schultheißen von Mainz ausgeliefert und über Höchst nach Aschaffenburg verbracht.
Nach Abschluss der Ermittlungen wurde der 28.2.1616 zum Tag des Strafgerichts erklärt. Die Bürger wurden zur Richtstätte auf dem Roßmarkt zitiert; über die aufrührerische Bevölkerung Sachsenhausens wurde eine Ausgangssperre verhängt. Hessische und mainzische Truppen führten die auswärts Inhaftierten gegen sieben Uhr morgens auf offenen Bauernwagen zum Roßmarkt. F. wurde, nachdem ihm der Scharfrichter zwei Finger der Schwurhand abgetrennt hatte, enthauptet, sein Körper gevierteilt und an Schnappgalgen an den Landstraßen aufgehängt. Neben den Köpfen der ebenfalls enthaupteten Gerngroß, Schopp und Ebel wurde auch F.s Kopf an einer Eisenstange auf der Südseite des rechtsmainischen Brückenturms ausgestellt: eine Manifestation des an Vergeltung und Abschreckung orientierten peinlichen Strafrechts. Noch
Johann Wolfgang Goethe erinnerte sich in „Dichtung und Wahrheit“: „Unter den altertümlichen Resten war mir, von Kindheit an, der auf dem Brückenturm aufgesteckte Schädel eines Staatsverbrechers merkwürdig gewesen, der von dreien oder vieren, wie die leeren eisernen Spitzen auswiesen, seit 1616 sich durch alle Unbilden der Zeit und Witterung erhalten hatte. So oft man von Sachsenhausen nach Frankfurt zurückkehrte, hatte man den Turm vor sich, und der Schädel fiel ins Auge.“ (I. Teil, 4. Buch.) Dieses Relikt des Bürgeraufstands verschwand erst 1801 mit dem Abriss des Brückenturms.
Porträts (anonyme Kupferstiche) in verschiedenen Ausgaben des „Diarium historicum“ (1615). Ölporträt (von
Philipp Uffenbach, 1616) im HMF.
Nach F.s Exekution wurde das Haus zum Hasen niedergelegt und im August 1617 auf dem Grundstück eine Schandsäule „Sempiternae Rebellionis Memoriae“ (Zum ewigen Gedächtnis des Aufstandes) errichtet. Während die Säule selbst bei dem großen Brand von 1719 zerstört wurde, wurde ihr Sockel erst im 19. Jahrhundert entfernt.
F.s Vermögen beschlagnahmte der kaiserliche Fiskus. F.s Frau und Kinder sowie sein Bruder Johann Eitel F. hatten die Stadt auf Lebenszeit zu verlassen.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 199-201,
(redigierte Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon).