Fünfter Sohn des Hofmechanikus und späteren Großherzoglich Hessischen Münzrats Johann Hector R. (1779-1863) und dessen Ehefrau Karoline Friederike, geb. Olf (1787-1833), Tochter des Geheimen Kanzleidieners Johann Olf aus Gießen.
Ausbildung in der väterlichen Werkstatt in Darmstadt. Studium an der Polytechnischen Hochschule in München und Ausbildung an der dortigen Münze. Besuch der Münzprägestätten in Wien, Stuttgart und Karlsruhe. 1834 Rückkehr nach Darmstadt. Durch die Beratertätigkeit seines Vaters in Ffm. begünstigt, bewarb sich R. 1838 beim Ffter Senat erfolgreich um die Stellung des Münzbeamten an der städtischen Münze. Im März 1841 stieg er zum Münzwardein der Freien Stadt Ffm. auf. Im selben Jahr erwarb er das Ffter Bürgerrecht und heiratete
Marie Caroline Andreae-Willemer (1821-1906), eine Stiefenkelin Marianne von Willemers. Mit der Ernennung zum Münzwardein erhielt R. auch den Auftrag, eine Edelmetallscheideanstalt in Ffm. einzurichten, die er unabhängig von der städtischen Münzprägeanstalt – wenn auch zunächst in deren Gebäude in der Münzgasse – als Privatunternehmen führte. R.s Scheiderei genoss bald höchstes Ansehen in Fft.s Wirtschaft und Politik. Zur Erweiterung des Betriebs unter Einrichtung eines chemischen Labors kaufte R. 1860 ein Grundstück in der Schneidwallgasse, das zum Kern des späteren Degussa-Geländes mit der Hauptverwaltung in der Innenstadt werden sollte. Nach der Annexion Fft.s 1866 wurde R. vom preußischen Finanzminister als Münzwardein weiterbeschäftigt. Städtische bzw. nunmehr preußische Münze und private Scheideanstalt wurden jetzt endgültig räumlich getrennt. 1867 erwarb R. die bisher nur gepachtete Scheiderei, die seine Söhne Hector und
Heinrich in der Schneidwallgasse weiterführten, zunächst (seit 1868) unter dem Namen „Friedrich Roessler Söhne“, seit 1873 als „Actiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler“ (ab 1980 „Degussa AG“). R. selbst blieb, jetzt als preußischer Beamter, bis 1873 Münzwardein. Wenige Jahre später (1879) wurde die Ffter Münze geschlossen. Obwohl sich die Degussa erst unter seinen Söhnen zu einem internationalen Unternehmen entwickelte, ist R., als Begründer der Edelmetallscheiderei in Ffm., dennoch deren direkter Wegbereiter.
Von 1848 bis 1850 Vorstandsmitglied des Physikalischen Vereins Ffm. Von 1852 bis 1864 Mitglied der Polytechnischen Gesellschaft. 1859 Gründungsmitglied des Freien Deutschen Hochstifts. Von 1869 bis 1883 Mitglied der Ffter Chemischen Gesellschaft.
Verfasste eine „Praktische Anleitung zur galvanischen Vergoldung und Versilberung mit besonderer Rücksicht auf die Bereitung und Anwendung der von Prof. Dr.
Böttger empfohlenen Gold- und Silbersolution (...)“ (1842).
1854 Ehrenmünze der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung.
Mehrere Porträts (zwei Ölgemälde, eine Kreidezeichnung, ein Gipsrelief und diverse Fotografien) im Bestand des Konzernarchivs der Evonik Industries AG, Hanau.
Grab auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F an der Mauer 444).
Neben Hector (1842-1915) und
Heinrich, den beiden ältesten Söhnen R.s, waren weitere vier Söhne für die Degussa tätig: Bernhard R. (1849-1920) gründete 1873 eine Repräsentanz in Berlin, in die auch der Bruder Julius R. (1848-1913) eintrat; Louis (Ludwig) R. (1850-1910) gründete 1875 die Degussa-Vertretung in Wien; Franz R. (1856-1926) errichtete 1882 in Brooklyn eine Glanzgoldfabrik. Aus all diesen Auslandsaktivitäten entstanden Tochtergesellschaften der Degussa. Allein der jüngste Sohn Abraham Robert R. (1863-1945) arbeitete nicht für die Degussa, sondern wurde Regierungsbaumeister.
Die ältere Tochter Charlotte R. (1854-1930) blieb unverheiratet. Die Tochter Sophie
Anna R. (1860-1942) heiratete den Ffter Mediziner Franz Baerwind (1855-1919). Sie ist die Urgroßmutter von Dieter Zetsche (* 1953), der seit 2006 Vorstandsvorsitzender der Daimler AG ist.
Diverse persönliche Dokumente des Münzwardeins und Artikel über ihn im Konzernarchiv der Evonik Industries AG in Hanau.
Sammlerraum für Friedrich Ernst R. in der 2012 eröffneten Dauerausstellung „Ffter Sammler und Stifter“ des HMF.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 206,
).