Tochter des Gymnasialprofessors Korbinian S. und seiner Ehefrau Babette, geb. Steinecker.
Nach dem Besuch der Volksschule in Freising und München absolvierte S. die Kreislehrerinnenanstalt für Oberbayern in München. Von 1894 bis 1910 arbeitete sie als Volksschullehrerin, zunächst in Erding, dann in München. In dieser Zeit unterbrach sie für drei Jahre ihre Lehrerinnentätigkeit, um sich auf die Reifeprüfung vorzubereiten, die sie 1905 am humanistischen Luitpold-Gymnasium in München bestand. Es folgte ein vier Jahre währendes Studium der Fächer Deutsch, Geschichte und Erdkunde an der Ludwig-Maximilians-Universität München, abgeschlossen mit der staatlichen Lehramtsprüfung (Examen pro facultate docendi, 1909). Von 1910 bis 1917 unterrichtete S. die erwähnten Fächer sowie Bürgerkunde an der städtischen Höheren Mädchenschule und Frauenschule in Nürnberg, wo sie 1912 das zweite Staatsexamen ablegte. 1914 wurde sie mit der Arbeit „Pläne und Maßnahmen der Regierung des Königs Max I. Joseph im Mädchenschulwesen Altbayerns. Ein Beitrag zur Geschichte der Aufklärung in Bayern“ (1914, Nachdruck 2013) an der Universität Erlangen „summa cum laude“ zur Dr. phil. promoviert. Um 1910 veröffentlichte S. eine programmatische „Denkschrift zur Frage der Lehrerinnenbildung in Bayern“; darin mahnte sie eine einheitliche, akademisch qualifizierte Lehrerinnenausbildung an.
In den Münchener Studienjahren hatte S.
Rosa Kempf kennengelernt, die damals auch als eine der ersten Frauen an der Münchener Universität studierte und ebenfalls dem Verein studierender Frauen angehörte; mit
Kempf, mit der sie zeitweise eine Wohnung in München teilte, sollte sie lebenslang berufliches Zusammenwirken und Frauenbildungs-Engagement verbinden.
Am 1.9.1917 wurde S. zu
Kempfs Nachfolgerin in der Leitung des 1913 gegründeten Frauenseminars für soziale Berufsarbeit in Ffm. berufen. Es war an ihr, das Frauenseminar und seine Nachfolgeeinrichtung durch die schwierige letzte Kriegs- und erste Nachkriegszeit zu lenken. Sie hatte die erste staatliche Prüfungsordnung für Wohlfahrtspflegerinnen in die Praxis umzusetzen, wofür das Frauenseminar 1919 als erste preußische Wohlfahrtsschule die staatliche Anerkennung erlangte. Ihre politischen Ambitionen dagegen – sie kandidierte in Franken für die DVP/DDP bei der Wahl zur Weimarer Nationalversammlung – blieben offenbar ohne Erfolg.
In den nächsten Jahren strebte S. eine Öffnung des von ihr geleiteten Seminars für Frauen aus der Arbeiterschaft und auch für Männer an – letzteres ein Novum im Deutschen Reich. Sie war ständige Mitwirkende in den Konferenzen der sozialen Frauenschulen Deutschlands und in den Konferenzen der Wohlfahrtsdezernenten des Rhein-Mainischen Wirtschaftsgebiets, und sie referierte bei Tagungen des Deutschen Vereins für öffentliche und soziale Fürsorge. Die infolge der Inflation mehrfach drohende Schließung des Frauenseminars konnte sie verhindern; die vorbildhafte Einrichtung wurde ab 1924 als „Staatlich anerkannte Wohlfahrtsschule für Hessen-Nassau und Hessen“ weitergeführt. S.’ besonderes Augenmerk galt der Ausgestaltung der staatlichen Lehrpläne für soziale Ausbildung, wofür sie bis zum Abschluss der Umsetzung 1930 umfangreiche Gutachten erarbeitete.
Als Direktorin musste S. erleben, dass die Schule, die sie durch schwere Zeiten gesteuert hatte und die großes Renommee genoss, am Ende der Weimarer Republik wieder in eine existentielle Krise geriet. S. war den Problemen gesundheitlich nicht mehr gewachsen und ließ sich mit 56 Jahren 1932 in den vorzeitigen Ruhestand versetzen. Sie zog sich in ihre bayerische Heimat zurück und starb 1943 in Zell/Unterfranken.
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