Tochter von Heinrich Michael Schmitt, Gemeinde-Einnehmer zu Landau/Pfalz, und seiner Ehefrau Elisabethe, geb. Kaysing. Verheiratet (seit 1839) mit dem Gehörlosenlehrer Dr. phil. Emil Wilhelm Sch. (1800-1870). Eine Tochter: Amalie Wilhelmine (* 28.5.1842, † 14.12.1842).
In Ffm. hatte
Ludwig Kosel 1827 die „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“ gegründet, eine Internatsschule für Gehörlose, an der er zunächst zwei Mädchen (u. a.
Henriette Beyschlag) und zwei Jungen unterrichtete. Ab März 1833 lehrte Schmitt an dem Ffter Internat, an dem sie die erste Gehörlosenlehrerin gewesen sein wird. Anscheinend hatte sie bereits ihre Fachausbildung abgeschlossen, möglicherweise in Frankenthal/Pfalz. Sie wurde bald und dauerhaft wegen ihrer beruflichen Kompetenz gelobt.
Kosel annoncierte in Zeitungen ab Juni 1833 gezielt nach zwei weiteren Schülerinnen, da er nun mit Schmitt eine Lehrerin hatte, um die Mädchen gemeinsam „mit seinen beiden eigenen hörenden und sprechenden Kindern zu erziehen“ (Ffter Journal, Nr. 158, 10.6.1833; Ober-Postamts-Zeitung, Nr. 238, 26.8.1833). Hier findet sich praktizierte Inklusion. Das Internat lag zu der Zeit an der heutigen Eckenheimer Landstraße (Gewann IX, No. 62). 1836 gab es erstmals eine öffentliche Abschlussprüfung. Das Sprechen der Kinder und ihre Schulleistungen beeindruckten die Anwesenden – von den „beiden wohlregierenden Bürgermeister[n]“ bis hin zu Geistlichen „aller Konfessionen“ [Ffter Jahrbücher 8 (1836), Nr. 6, 30.8.1836, S. 40]. Schmitt wurde aus diesem Anlass für ihre Leistung eigens von der Presse gewürdigt (vgl. Didaskalia, Nr. 239, 29.8.1836).
1838 wurde Dr. phil. Emil Wilhelm Sch., der in den vorhergehenden Jahren nur den Turnunterricht an der Gehörlosenschule erteilt hatte, als eigentlicher Lehrer angestellt. Der aus Thüringen stammende Sch. wollte Schmitt heiraten, weshalb
Kosel sich bemühte, „ihm das hiesige Bürgerrecht zu verschaffen“ (Die Taubstummen-Erziehungsanstalt in Ffm. 1862, S. 15). Nachdem Emil Wilhelm Sch. Ffter Bürger geworden war, heirateten er und Amalie Schmitt am 27.5.1839 in Ffm. Beide blieben an dem Internat, lebten aber jetzt zusammen in dessen Haus. Sie vertraten
Kosel, der gesundheitlich zu kämpfen hatte. Ab Dezember 1841 befand sich das Internat in einem neuen Gebäude auf dem erweiterten Schulgelände in der Eckenheimer Landstraße 13 (spätere Hausnummer: 29; an der Stelle seit 1901 die Musterschule).
Nach
Kosels Tod 1847 wurde Emil Wilhelm Sch. zum Januar 1848 die Direktorenstelle an der Ffter „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“ übertragen. „In seinen verschiedenartigen Geschäften, namentlich aber beim Unterricht“, so schrieb der spätere Schulleiter
Johannes Vatter, „wurde er von seiner Frau, deren Tüchtigkeit als Taubstummenlehrerin damals von Fachgenossen allgemein anerkannt und gerühmt wurde,“ unterstützt. (Zit. nach Vatter: Das fünfzigjährige Jubiläum der Taubstummen-Erziehungs-Anstalt zu Ffm. 1877, S. 11.) Der „Schul-Unterricht wurde vielleicht mehr von ihr, als von ihm selbst ertheilt.“ [Schöttle: Taubstummen-Erziehung druch
[sic!] Lehrerinnen. In: Organ d. Taubstummen- u. Blinden-Anstalten in Deutschland und den deutschredenden Nachbarländern 11 (1865), S. 179.] Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler, die Sch. an der Ffter Gehörlosenschule unterrichtet hat, betrug 46. Zur Wirkungszeit von Sch. wurde erst 1857 eine weitere Lehrerin, Charlotte Curtmann, angestellt.
Im Frühjahr 1860 suchte Emil Wilhelm Sch. beim Senat der Stadt Ffm. um Enthebung von seinen Verpflichtungen als Direktor und ein Ruhegehalt nebst freier Wohnung im Institutsgebäude für sich und seine Gattin nach. Es wurden ihm im Oktober 1860 eine Jahrespension 1.200 Gulden und freie Wohnung bis zum Tod des Letztlebenden gewährt. In diesem Zusammenhang wurde vonseiten der Freien Stadt Ffm. bestätigt, dass nach
Kosels Tod die Leitung der Gehörlosenschule „vom früheren Mitarbeiter Dr. Sch. und dessen Gattin“ fortgeführt worden sei. Die „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“, bisher ein Privatinstitut, wurde am 15.3.1861 in eine selbstständige städtische Stiftung umgewandelt. Der neue Schulleiter Johann Georg Rapp (1827-1874) begann im August 1861 seine Tätigkeit. Sch. wohnte auch nach dem Tod ihres Mannes 1870 noch einige Jahre im Internatsgebäude. Das Adressbuch von Ffm. verzeichnet sie, stets mit der Berufsbezeichnung „Directrice“, erst für 1875 unter der neuen Anschrift „Mittelweg 30“, um ab dem nächsten Jahr als Wohnort Landau anzugeben. Im Adressbuch von 1880 ist Sch. letztmals genannt.
Möglicherweise könnte Sch. die maßgebende Schrift zur Frühgeschichte der Ffter „Taubstummen-Erziehungsanstalt“ verfasst haben. Diese Chronik, laut Untertitel „Nach den Akten dargestellt“ und ohne Nennung des Autors 1862 erschienen, könnte Sch. also unmittelbar nach dem Eintritt in den Ruhestand begonnen haben. Sie lebte damals noch im Haus der Gehörlosenschule und hätte dadurch leicht Zugang zu den entsprechenden Unterlagen gehabt.
.