Fünftes Kind und dritte Tochter des aus Speyer stammenden Weinhändlers und Kunstsammlers Carl (auch: Karl) Heinrich Sch. (1777-1837), eines Sohns des Speyerer Pfarrers Johann Georg Sch., und seiner botanisch gebildeten Ehefrau Catharina Elisabetha, geb. Schubert (1782-1833), einer Tochter des Weinhändlers Johann Adam Schubert. Fünf Geschwister, von denen die beiden Brüder im Säuglings- bzw. Kleinkindalter starben: Johanna Maria Elisabetha, gen.
Marie, Sch. (1804-1892);
Emilie Friederike Wilhelmine Sch. (1805-1883); Carl Adolph Sch. (7.5.1807-13.9.1807); Carl Heinrich Sch. (1809-1811);
Sophie Dorothea Friederike Sch. (1818-1840). Ledig. Keine Kinder.
Sch. wuchs wohlhabend in einem gut situierten bürgerlichen Haushalt auf. Ihr Vater pflegte eine ausgeprägte Kunstaffinität und richtete in der Familienwohnung an der Schönen Aussicht in Ffm. eine Gemäldegalerie älterer Meister ein, während ihre Mutter naturkundig und sprachbegabt war. Bereits mit sechs Jahren kannte und zeichnete Elisabeth die Pflanzen ihrer Umgebung. Auf Spaziergängen im Ffter Umland mit der Mutter und der Familienfreundin Amalie Mosche, Tochter des Ffter Philologen, Theologen und Schulreformers
Christian Julius Wilhelm Mosche, erhielt sie informellen Unterricht durch Fräulein Mosche, die selbst Kennerin von Blumen, Vögeln und Insekten war und dem Kind regelmäßig naturkundliche Fragen beantwortete. Amalie Mosche regte Sch. auch früh zur Verbindung von Naturbeobachtung und bildnerischer Praxis an – nicht zuletzt durch wiederholte Verweise auf die Ffter Malerin und Naturforscherin
Maria Sibylla Merian.
Gegen Ende der 1820er Jahre veränderte sich infolge von Verlusten im Weinhandel des Vaters die familiäre Lage, was zu einem Umzug vom Mainufer in die Seilerstraße führte. Die neue Anstellung des Vaters als städtischer Beamter brachte nicht genug ein, und so mussten die älteren Schwestern als Erzieherinnen erwerbstätig werden. Elisabeth Sch. konnte allerdings ihren Bildungsweg fortsetzen. Sie war zunächst auf die Katharinenschule gegangen und besuchte von 1829 bis 1835 das Bercht’sche Institut, eine führende Ffter Erziehungsanstalt für Mädchen. Um ihr Schulgeld bezahlen zu können, arbeitete Sch. bereits mit 14 Jahren selbst als Lehrerin am Bercht’schen Institut und leitete den Zeichenunterricht für jüngere Schülerinnen. Im Zuge dieses Unterrichts weigerte sie sich, Blumen nach den zu der Zeit üblichen hochstilisierten Vorlagen zu zeichnen, und forderte das Zeichnen nach der Natur. Durch Zuspruch der Zeichenlehrerin und Künstlerin
Ursula Magdalena Reinheimer gelang es ihr, das realistische Zeichnen nicht nur für Pflanzen, sondern auch für Köpfe und andere Motive durchzusetzen. Außer im Unterricht bei
Reinheimer erwarb Sch. im Laufe der Jahre systematische Kenntnisse im Zeichnen und Malen bei dem hochangesehenen Grafiker und Zeichenlehrer
Johann Nikolaus Hoff und bei dem Landschaftsmaler Georg Theodor Huth (1821-1896), von dem sie hauptsächlich in der Ölmalerei unterrichtet wurde. Im Anschluss an ihre Zeit am Bercht’schen Institut verbrachte Sch. fast zwei Jahre (1835-36) am Institut von Rosette Niederer (1779-1857) in Genf.
Nach ihrer Rückkehr nach Ffm. im Herbst 1836 etablierte sich Sch. als Zeichenlehrerin, zunächst erneut am Bercht’schen Institut, dann auch an anderen Instituten und als Privatlehrerin. Sie gründete eine private Malschule für Mädchen, die zu einer festen Institution der bürgerlichen Ffter Mädchenbildung wurde, und unterrichtete über fünf Jahrzehnte hinweg.
Sch. blieb unverheiratet und lebte in enger Gemeinschaft mit ihren älteren Schwestern Marie und Emilie. Nach dem frühen Tod der Eltern 1833/37 bezogen die Schwestern Sch. eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Rothhofgasse (heute: Neue Rothofstraße) 15 (später Nr. 21) in Ffm. Im familiären Erbe befand sich u. a. ein vermeintlich von Peter Paul Rubens (1577-1640) stammendes Gemälde, „Heilige Familie mit dem Papagei“, für dessen Erhalt die Schwestern eigens eine größere Wohnung anmieteten. Als nach Elisabeth Sch.’ Tod dieses Gemälde an das Historische Museum in Ffm. überging, stellte sich heraus, dass es sich um eine Fälschung handelte.
Die Lebensgemeinschaft der Schwestern Sch., die durch gegenseitige Unterstützung geprägt war, blieb bis ins hohe Alter bestehen. Ab 1874 hatten die Schwestern eine Wohnung in der dritten Etage der Kastenhospitalgasse (seit 1876: Goethestraße, dann seit 1893: Börsenstraße) 11 gemietet. Emilie Sch. führte zeitweise ein Woll- und Garngeschäft am Roßmarkt, während Marie Sch. wegen eines Augenleidens ihre Berufstätigkeit aufgegeben hatte und sich um den Haushalt kümmerte. So trugen die drei Schwestern jeweils zum Zusammenleben bei und schufen die soziale und ökonomische Grundlage, die es Elisabeth Sch. erlaubte, über Jahrzehnte hinweg an ihrem Hauptwerk, der „Flora von Frankfurt“, zu arbeiten.
Das Zentrum von Sch.’ Schaffen bildet die „Flora von Frankfurt“, ein zwischen den 1830er und den 1890er Jahren entstandenes Konvolut von 1.262 Gouachen. Bereits im Alter von etwa 18 Jahren hatte Sch. beschlossen, ein malerisches Herbarium für Ffm. und Umgebung anzulegen. Die Konzeption ihrer „Flora“ schließt an die Ästhetisierung der Pflanzenkunde seit dem späten 18. Jahrhundert und die im 19. Jahrhundert stark zunehmende Sammel-, Inventarisations- und Katalogpraxis des „herbarium pictum“ an. Jede einzelne Darstellung in Sch.’ Werk zeigt eine in Ffm. und Umgebung wachsende Pflanze, detailgetreu nach Naturstudien wiedergegeben, auf eigenhändig angefertigtem Papier ausgeführt und mit genauen Bezeichnungen nach dem Linné’schen System sowie Angaben zu Blühzeiten versehen.
1879 wurde Sch.’ Werk zur Ffter Flora zum ersten Mal öffentlich in Räumlichkeiten in ihrem Wohnhaus in der Goethestraße (seit 1893: Börsenstraße) 11 ausgestellt. Im Sommer 1897 erklärte Sch. ihr Werk für vollendet, und im selben Jahr wurde die „Flora von Frankfurt“ öffentlich ausgestellt. Sch. verfügte testamentarisch die Übergabe der Sammlung an die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, verbunden mit der Bitte, die Tafeln als Lehr- und Anschauungsmaterial zu verwenden und sie von Zeit zu Zeit dem Ffter Publikum zugänglich zu machen. In Anerkennung dieser Stiftung wurde Sch. 1897 als erste Frau in der Geschichte der SNG zu deren (außerordentlichem) Ehrenmitglied ernannt.
Neben den wissenschaftlich motivierten Darstellungen für die „Flora von Frankfurt“ malte Sch. auch Blumenbilder ästhetischer Natur, von denen „Die schwimmende Rose“ am bekanntesten wurde und als Reproduktion eine größere Verbreitung erfuhr. Trotz ihres großen Talents für die Malerei galt Sch. als stets zurückhaltend und bescheiden. „Ihr höchster Lohn war und blieb zu allen Zeiten die Freude an der künstlerischen Arbeit selbst“, heißt es in einem von
Elisabeth Mentzel verfassten Nachruf. (Elisabeth Mentzel: Nekrolog. Elisabeth Schultz. In: Bericht d. SNG 1899, S. CXXXVI.)
Sch. wurde von ihrer Schülerin Marie Schultze (1852-1917) in einem Ölgemälde (1880) porträtiert.
Carl Friedrich Fay fertigte einen Lichtdruck dieses Gemäldes an.
Sch.’ Lebenswerk über die „Flora von Frankfurt“ hat einen hohen geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Wert, denn es stellt eine präzise Momentaufnahme der Vegetation des Ffter Raums im 19. Jahrhundert dar und porträtiert zahlreiche Arten, die heute aus der Umgebung verschwunden sind.
Dem Wunsch von Sch. entsprechend werden Bilder aus ihrer „Flora von Frankfurt“ gelegentlich in Ausstellungen gezeigt, in jüngster Zeit etwa im Senckenberg Naturmuseum (in einer eigenen Sonderausstellung, 2007, und in der Ausstellung „Floralia.
Merian – Schultz – Crespo“, 2023), im Kundenzentrum der Ffter Sparkasse (in der Ausstellung „Elisabeth Schultz und
Louise von Panhuys. Zwei Ffter Malerinnen des 19. Jahrhunderts zwischen Kunst und Wissenschaft“, 2009) und im HMF (in der Ausstellung „Ffter Gartenlust“, 2021).
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 350f.,
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