Schon während seiner Kinder- und Schulzeit in Aschaffenburg, Darmstadt und Bensheim sammelte S. begeistert Schmetterlinge und befasste sich mit Insektenkunde. Von 1880 bis 1885 Studium zunächst der Medizin, später auch der Naturwissenschaften (besonders der Zoologie) in Gießen. Nach dem medizinischen und dem philosophischen Staatsexamen promovierte S. 1885 mit einer Arbeit „Betrachtungen über die Schutzvorrichtungen der Thiere“ zum Doktor der Philosophie. Seit 1884 Tätigkeit als Assistenzarzt an der Entbindungsanstalt der Universität Gießen. Seit 1887 Reisen als Schiffsarzt, u. a. 1887 nach Australien, 1888/89 nach Südamerika, 1890/91 nach Ostasien. Die oft langen Aufenthalte des Handelsschiffes im Hafen nutzte S. zu Exkursionen ins Landesinnere, auf denen er intensiv Insekten und insbesondere Schmetterlinge beobachtete und sammelte. 1891 Habilitation im Fach Zoologie mit einer Arbeit über die „Allgemeine Biologie der Schmetterlinge” an der Universität Gießen.
Am 1.4.1893 übernahm S. die Stelle als Direktor des Ffter Zoologischen Gartens. Den Zoo, der unter seiner Leitung zu einem der angesehensten in Deutschland aufstieg, verstand S. – wie damals üblich – noch als eine Tiersammlung, die er systematisch zu vervollständigen strebte. Im Lauf seiner 15-jährigen Amtszeit verdreifachte er den Tierbestand (von 1.111 auf über 3.000 Tiere), wobei ihm seine weitreichenden Auslandsbeziehungen aus den Jahren „auf See“ äußerst nützlich waren. Zudem stellte er dem Tierhändler Josef Menges den Zoo als Zwischendepot zur Verfügung, so dass große Importe afrikanischer und australischer Tiere zuerst in Ffm. gezeigt werden konnten. Im Interesse des breiten Publikums sorgte S. auch im eigenen Bestand des Tiergartens für attraktive Schautiere (u. a. ein Panzernashorn, 1896, ein Flusspferd, 1896, und ein Seelöwenpaar, 1902). Besonders am Herzen lag dem Direktor die Sammlung australischer Tiere, insbesondere der Kängurus, von denen schließlich 18 Arten in Ffm. lebten.
Mit den Tierhäusern, die S. während seiner Amtszeit im Ffter Zoo errichtete, setzte er deutschlandweit Maßstäbe. Noch dem Gedanken der Tiergalerie entsprach das Kleinsäugerhaus (1900), ein quadratischer Bau aus gelben Ziegeln, der an drei Seiten innen und außen von zwei Etagen mit Käfigen bedeckt war. Innovativ war jedoch die Flexibilität dieser Käfige, meist Würfel mit einem Meter Kantenlänge, die durch Entfernung der Wände vergrößert werden konnten. Beim Bau eines speziellen Reptilienhauses brach S. mit der alten tiergärtnerischen Sitte, die sonnenbedürftigen Reptilien und Amphibien in dämmrigen Steingrotten dahinvegetieren zu lassen. Im Ffter Zoo waren sie zuletzt im dunklen und viel zu warmen Affenhaus untergebracht gewesen. Stattdessen gab der Direktor diesen Tieren ihren eigenen Platz in einem gewächshausähnlichen und dadurch lichtdurchfluteten Aufbau auf dem Aquarium und schuf damit eine Gebäudeanordnung, die sich bis heute in der Gestalt des Exotariums erhalten hat. Die Reptilienhalle, die am 15.5.1904 eröffnet wurde, ermöglichte außerdem die Haltung großer Krokodile und Riesenschlangen in Ffm. Im selben Jahr errichtete S. in Ffm. das erste Insektenhaus in einem deutschen Tiergarten, ein buntes Holzhäuschen, in dem eine vorbildliche Schau lebender und präparierter Tiere gezeigt wurde. Um die lebendigen Schmetterlinge, Heuschrecken und Seidenraupen in den eigens konstruierten gläsernen Schaukäfigen musste sich zunächst der Direktor selbst kümmern, da seine Tierpfleger keinerlei Erfahrungen mit dieser im Zoo völlig neuen Tiergruppe hatten. Bereits im ersten Sommer wurden mehr als 3.000 Insekten in 80 Arten zur Entwicklung gebracht. So etablierte sich die Sonderschau der Insekten als allsommerliche Einrichtung im Zoo, zumal sie nicht nur beim Publikum gut ankam, sondern auch sehr kostengünstig war. Zum Unterhalt des Insektenhauses trugen die Schmetterlinge, die sich dort entwickelten, selbst bei: Bei den Zoobesuchern fanden sie reißenden Absatz als Souvenirs.
Trotz seiner Erfolge als Ffter Zoodirektor trat S. am 31. März 1908 von diesem Amt zurück, um sich ganz der Arbeit an seinem Werk „Die Großschmetterlinge der Erde“ widmen zu können. Die erste Lieferung dieses wissenschaftlichen Monumentalwerks hatte er 1906, noch während seiner Amtszeit in Ffm., erscheinen lassen. Er lebte künftig in Darmstadt, blieb aber Ffm. verbunden, zunächst für ein Jahr als Berater des Zoos. Auf seine Pension als Zoodirektor verzichtete er zugunsten der Unterstützungskasse für Zoobedienstete, bis er infolge der Inflation sein ererbtes und erspartes Vermögen verloren hatte (1925). Von 1919 bis zu seinem Tod leitete S. als erster bezahlter Kurator die entomologische Sektion des Senckenbergmuseums, der er seine eigene reiche Schmetterlingssammlung übergeben hatte (1918). Nie, auch während seiner Zeit als Zoodirektor, verzichtete S. auf eigene Sammlungsreisen. Seinen 70. Geburtstag 1930 verbrachte er in Brasilien. Es war seine 59. größere Seereise und seine letzte Tropenreise.
Von 1893 bis 1909 Mitglied der „Käwwernschachtel“, eines „Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung“ in Ffm.
Über 50 Jahre lang beschäftigte S. die Herausgabe des bereits erwähnten Werks „Die Großschmetterlinge der Erde“, das alle Schmetterlinge der ganzen Erde enthalten, beschreiben und abbilden sollte, um deren Bestimmung zu erleichtern. Zu diesem wissenschaftlichen Monumentalwerk hatte ihn bereits auf seiner allerersten Seereise, in Sydney 1887, der bekannte Naturforscher Sir William John Macleay angeregt. Geplant waren insgesamt 750 Lieferungen in 17 Doppelbänden, wobei neben einem „Allgemeinen Teil“ jeweils ein Band über die Tagfalter, die Spinner und Schwärmer, die eulenartigen Nachtfalter und die spannerartigen Nachtfalter für die vier biogeografischen Regionen – Paläarktis, Amerika, Afrika und das indo-australische Gebiet – vorgesehen war. Zudem kamen die Textbände des prächtigen Tafelwerks in deutscher, englischer und französischer Sprache heraus. Trotz mancher Schwierigkeiten und Unterbrechungen, etwa infolge von Krieg und Inflation, hatte S. bei seinem Tod 1938 seine Arbeit fast abgeschlossen. „Der S.“, wie das Werk in der internationalen Fachwelt allgemein genannt wird, wurde zum „Grundpfeiler der entomologischen Wissenschaft“ (
Kurt Priemel).
Herausgeber der „Entomologischen Rundschau“. Redakteur weiterer Fachzeitschriften.
Eine Auswahl der Reiseberichte von S., herausgegeben und mit einem biographischen Vorwort versehen von seiner Schülerin Elli Franz, erschien 1951 unter dem Titel „Als Naturforscher durch alle Erdteile“.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 373,
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