Studium in Freiburg, Berlin, München, Wien, Heidelberg und Leipzig. Von 1901 bis 1902 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Königlichen Museen in Berlin. 1902 Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz. Von 1903 bis 1906 Direktorial-Assistent am Kunstgewerbemuseum in Berlin. 1904 Habilitation als Privatdozent der Kunstgeschichte an der Berliner Universität.
1906 wurde S. als Leiter des Städelschen Kunstinstituts und der soeben gegründeten Städtischen Galerie nach Ffm. berufen. Seine erste große Aufgabe war die Konzeption der Städtischen Galerie unter Vermeidung jeder Konkurrenz zum Städelschen Kunstinstitut, an das die Städtische Galerie angeschlossen war. Die Sammlungsgebiete wurden klar aufgeteilt: Das Städel sollte fortan nur noch ältere Kunst erwerben, die Städtische Galerie dagegen zeitgenössische und Ffter Kunst. S. gelang es, die Bestände beider Institute zielbewusst zu erweitern, wobei sich Altes und Neues ideal ergänzten und durchdrangen. Zahlreiche Schenkungen Ffter Bürger kamen S. dabei zugute. Als Kunstexperte betreute S. mehrere bedeutende Ffter Privatsammlungen und genoss schon bald die Sympathien vieler Kunstliebhaber. Als einen Teil der Städtischen Galerie plante S. eine Sammlung alter Plastik, die räumlich von der Gemäldesammlung getrennt werden sollte. 1908 konnte hierfür von der Stadt Ffm. eine Villa unweit des Städelschen Kunstinstituts erworben werden: das Liebieghaus. In dem 1909 eröffneten, als reine Skulpturensammlung einzigartigen Museum konnte S. anhand ausgewählter Beispiele ein umfassendes Bild der Weltkunstgeschichte vermitteln. 1921 erreichte S. trotz des Protests des Historischen Museums die Übernahme einiger hervorragender Altargemälde aus diesem Museum in die Sammlung der Städtischen Galerie, da er den kunsthistorischen Wert der Werke höher ansetzte als den lokalhistorischen. 1928 konnte S. mit Hilfe eines ganzen Konsortiums von Sammlern und Museen die Sigmaringer Sammlung, eine bedeutende Privatsammlung erlesener Kunstwerke altdeutscher Malerei und Plastik sowie kunstgewerblicher Gegenstände, erwerben und somit deren Verkauf in die USA verhindern. Das Städel, das Liebieghaus und das Museum für Kunsthandwerk erfuhren dadurch eine hochrangige Erweiterung. Ebenfalls 1928 wurde S., der ohnehin schon mehrfach in die Geschicke der anderen städtischen Museen eingegriffen hatte, von Oberbürgermeister
Landmann zum Generaldirektor der Ffter Museen berufen. Dieses Amt war ganz auf die Person S.s zugeschnitten.
Landmann erhoffte sich davon eine bessere Koordination der Museumsarbeit und dadurch die Erzielung eines höheren Wirkungsgrads der Museen. S., der auch als Honorarprofessor an der Ffter Universität wirkte, und seine enormen Verdienste um das Ffter Museumswesen wurden anlässlich seines 25. Dienstjubiläums 1931 gefeiert.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde S. noch im März 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung aus den städtischen Diensten entlassen. Die Leitung des Städelschen Kunstinstituts konnte S. dagegen noch einige Jahre ausüben, da das Städel als privates Institut nicht an die Vorschriften des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” gebunden war. Erst unter dem zunehmenden Druck nationalsozialistischer Kreise entschloss sich das Städelsche Kunstinstitut Ende des Jahres 1937, S. in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen. S. konnte die Stadt, der er sein Lebenswerk gewidmet hatte, gerade noch rechtzeitig verlassen und emigrierte 1938 in die Vereinigten Staaten. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Princeton wurde er 1939 als Fellow for Research in Sculpture and Medieval Art an das Museum of Fine Arts in Boston berufen. Dort organisierte er den Aufbau einer Sammlung mittelalterlicher Plastik und mittelalterlichen Kunstgewerbes. Obgleich S. nach Kriegsende noch einmal Deutschland besuchte, kehrte er nicht mehr nach Ffm. zurück.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte und zum Museumswesen.
Herausgeber des „Städel-Jahrbuchs“ u. a. amtlicher Publikationen der Ffter Museen.
1956 Ehrenplakette der Stadt Ffm.
Porträt (von
Jakob Nussbaum) im Städelschen Kunstinstitut.
S.s Sohn aus der ersten Ehe mit Ella S., geb. Perec-Wilcynska,
Hanns Peter S. (1903-1985), wurde ebenfalls Kunsthistoriker. In zweiter Ehe war S. verheiratet mit Marie S., geb. Mössinger (1876-1957), der Tochter des Ffter Stadtrats
Victor Mössinger, der der Städtischen Galerie 1912 das berühmte „Bildnis des Dr. Gachet” von Vincent van Gogh schenkte.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 457f.,
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Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.