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Schilder, Maria

Maria Schilder

Maria Schilder
Fotografie (aus Hawaiian Shell News, 1964).

© unbekannt. Der/die Fotograf/-in ließ sich bisher nicht ermitteln.
Schilder, Maria Hedwig Franziska, geb. Hertrich. Dr. phil. nat. Chemikerin. Malakologin. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 4.8.1898 München, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 30.7.1975 Halle/Saale.
Einzige Tochter des Kommerzienrats Anton Hertrich (1851-1898), des Direktors der Löwenbrauerei in München, und dessen Ehefrau Emma, geb. Rosenstock (1865-1926), Pianistin. Verheiratet (seit 1924) mit dem Zoologen und Malakologen Franz Alfred Sch. (1896-1970). Ein Kind: Franziska Sch. (1927-1961).
Nach dem Tod des Vaters zog Sch. mit ihrer Mutter 1898 von München nach Ffm. Sie erhielt zunächst Privatunterricht und besuchte ab 1908 das Realgymnasium der Chamissoschule in Berlin-Schöneberg, wo sie 1917 ihr Abitur ablegte. Ursprünglich interessierte sich Sch. für ein Philologiestudium, entschied sich jedoch angesichts begrenzter Berufsaussichten für die Naturwissenschaften. Im April 1917 kehrte sie nach Ffm. zurück und nahm an der Universität das Studium der Chemie, ergänzt durch Physik, physikalische Chemie und Mathematik, auf.
Während ihres Studiums engagierte sich Sch. aktiv in der Hochschulpolitik. Zwischen 1920 und 1923 war sie Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und Teil der demokratischen Studentengruppe. Sie übernahm mehrere zentrale Funktionen: als Schriftführerin des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA), als Leiterin des Studentischen Wohnungswerks und als Zweite Vorsitzende der Freien Studentenschaft.
1921/22 verfasste Sch. unter der Betreuung von Friedrich L. Hahn (1888-1975) eine Dissertation zur Eisen- und Phosphorsäurebestimmung. Die Arbeit trug den Titel „Quantitative Eisenbestimmung durch Fällung mit Jodat und Thiosulfat. Versuche zur Abtrennung der Phosphorsäure als Wismutphosphat“. Im März 1923 wurde Sch. mit der Note „gut“ promoviert. Ihre Prüfungen legte sie u. a. bei Richard Wachsmuth in Physik, bei Walter Fraenkel (1879-1945) in physikalischer Chemie und bei Julius von Braun (1875-1939) in Chemie ab; die Promotionsunterlagen wurden von Fritz Drevermann unterzeichnet.
1924 heiratete Maria Hertrich den Zoologen und Malakologen Franz Alfred Sch. Noch im selben Jahr gab sie, wie zu der Zeit üblich, ihre eigene berufliche Laufbahn auf. Statt der Chemie widmete nun auch sie sich dem Forschungsfeld ihres Mannes. Das Leben des Ehepaars, ab 1926 in Naumburg, dann ab 1948 in Halle an der Saale, drehte sich fortan um die Untersuchung von Bänderschnecken (Gattung Cepaea aus der Familie der Helicidae) und Kaurischnecken (Familie Cypraeidae).
Während der NS-Zeit war Maria Sch., die nach der nationalsozialistischen Rassenideologie als „Halbjüdin“ galt, institutioneller Diskriminierung ausgesetzt. 1943 wurde sie vom Arbeitsamt zu einfachen Tätigkeiten wie dem Schälen von Rüben eingeteilt, unter der Drohung, bei Verweigerung des Diensts in ein Konzentrationslager überstellt zu werden. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschien ihr Name regelmäßig in wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Das wissenschaftliche Werk des Ehepaars Sch. umfasst über 400 Publikationen, u. a. mit der Beschreibung 45 neuer Gattungen sowie 483 neuer Arten und Unterarten. Maria Sch. wurde in über 50 dieser Arbeiten ausdrücklich als Mitautorin genannt und veröffentlichte auch eigene Schriften, darunter „Die Kaurischnecke“ (1952). Das gemeinsame Fachwissen des Ehepaars Sch. zur Systematik der Kaurischnecken mündete in der umfangreichen Monographie „A Catalogue of Living and Fossil Cowries. Taxonomy and Bibliography of Triviacea and Cypraeacea“ (1971), die bis heute als das wissenschaftliche Vermächtnis von Franz Alfred und Maria Sch. gilt.
Die bedeutende und ausführliche Schneckensammlung des Ehepaars Sch. wird heute im Senckenberg Naturmuseum in Ffm. aufbewahrt.
Nach Maria Sch. wurden die Kaurischnecke Annepona mariae (1927) und die Art Primovula mariae (1941) benannt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Luisa Kapp.

Literatur:
                        
Archiv für Molluskenkunde. [Späterer Nebentitel: International Journal of Malacology.] Organ der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Hg.: Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft (später: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung). Bisher Jahrgänge 52-151. Ffm. u. a. 1920-43 u. 1947-2022.Schilder, Franz A.: Verwandtschaft und Verbreitung der Cypraeacea. In: Archiv f. Molluskenkunde 73 (1941), H. 2/3, S. 57-120, hier S. 118. | Archiv für Naturgeschichte. Zeitschrift für systematische Zoologie. 77 Jahrgänge. Berlin u. a. 1835-1911. Fortgesetzt in zwei Reihen, teilweise unter dem Obertitel „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“: Archiv für Naturgeschichte, Abteilung A. Jg. 78-92. Berlin 1912-26. / Archiv für Naturgeschichte, Abteilung B. Jg. 78-89. Berlin 1912-23. Neue Folge: Archiv für Naturgeschichte. 12 Jahrgänge. Leipzig 1932-43/44.Schilder, Franz A.: Revision der Cypraeacea. In: Archiv f. Naturgeschichte A 91 (1925), H. 10, S. 1-171, hier S. 1-3. | Malakologische Abhandlungen. Staatliches Museum für Tierkunde Dresden. [Titel ab 1988 auch: Malakologische Abhandlungen aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden.] 24 Jahrgänge. Leipzig u. a. 1964-2006.Nachruf in: Malakologische Abhandlungen 4 (1973), S. iv-v. | Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin. Bd. 2-73. Berlin 1901-42 u. 1949/50-97.Kilias, Rudolf: Die Mollusken-Sammlung Schilder (Porzellanschnecken und Schnirkelschnecken) im Zoologischen Museum in Berlin. In: Mitt. a. d. Zoologischen Museum in Berlin 49 (1973), H. 1, S. 185-188, hier S. 186. | Schilder, Maria: Die Kaurischnecke. Leipzig 1952. (Die neue Brehm-Bücherei 46).Schilder, Maria: Die Kaurischnecke 1952. | Wallaschek, Michael: Franz Alfred Schilder und Maria Schilder: Zwei Leben – ein Werk für die Zoologie. Halle/Saale 2006.Wallaschek: Franz Alfred Schilder u. Maria Schilder 2006.
Quellen: Universitätsarchiv Ffm. (UAF), Archiv der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Ffm.Universitätsarchiv Ffm., Studierendenakte Maria Hertrich, Best. 604 Nr. 178. | Universitätsarchiv Ffm. (UAF), Archiv der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Ffm.Universitätsarchiv Ffm., Promotionsakte Maria Hertrich, Best. 146 Nr. 179. | Universitätsarchiv Halle-Wittenberg.Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Personalakte Maria Schilder, Rep. 11, PA 13741.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://en.wikipedia.org/wiki/Maria_Schilder - https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Alfred_Schilder -
Hinweis: Artikel über Maria Schilder in der englischen Wikipedia und über Franz Alfred Schilder.
Wikipedia, 5.11.2025.
| World Register of Marine Species (WoRMS), Hg.: Vlaams Instituut voor de Zee (Flanders Marine Institute, VLIZ), Oostende. https://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=529727
Hinweis: Eintrag zu Annepona mariae (F. A. Schilder, 1927).
World Register of Marine Species, 5.11.2025.


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Empfohlene Zitierweise: Kapp, Luisa: Schilder, Maria. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/14350

Stand des Artikels: 21.11.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 11.2025.