Sohn des Buchhändlers und Verlegers Hirsch, gen. Heinrich, B. (1829-1909) und dessen Ehefrau Fanny, geb. Haymann (1839-1873). Verheiratet (seit 1896) mit Johanna
Maria B., geb. Neubürger (1868-1949).
Studium der Medizin, Chemie und Physik in Freiburg/Breisgau, Straßburg, Berlin und Heidelberg. Begründete 1897 die populärwissenschaftliche Wochenzeitschrift „Übersicht über die Fortschritte und Bewegungen auf dem Gesamtgebiet der Wissenschaften, Technik, Literatur und Kunst“, die spätere „Umschau in Wissenschaft und Technik“. Die Zeitschrift erschien zunächst im Verlag H. Bechhold, der sich seit 1853 im Besitz von B.s Vater, dem Ffter Buchhändler Hirsch B., einem der Begründer des Freien Deutschen Hochstifts (1859), befunden hatte und der an B. übergegangen war. B. gab die „Umschau“ heraus (auch nachdem sein Verlag 1922 Brönner’s Druckerei angegliedert worden war) und verfasste zahlreiche Beiträge für die Zeitschrift.
Von 1905 bis 1917 Mitarbeiter von
Paul Ehrlich am Institut für experimentelle Therapie in Ffm., wo B. sich hauptsächlich mit der Erforschung kolloidkundlicher Grundlagen der Medizin beschäftigte. Schon 1911 erschien sein grundlegendes Lehrbuch „Die Kolloide in Biologie und Chemie“. Seit 1917 Direktor des von seinem Schwiegervater
Theodor Neubürger gestifteten Instituts für Kolloidforschung, das nach B.s Vorstellungen entworfen wurde. Pionierleistungen auf dem Gebiet der Kolloidchemie und der Virusforschung. Entwickelte die Methode der Ultrafiltration. B. lehrte an der Ffter Universität, bis ihm 1935 die Lehrbefugnis entzogen wurde, weil er Jude war. Obwohl er bis zu seinem Tod Vorsteher des Instituts für Kolloidforschung war, wurden seine Leistungen während der NS-Zeit ignoriert. B. soll sich, auch aufgrund der Diffamierung durch die Nationalsozialisten, das Leben genommen haben.
Seit 2013 Stolperstein für B. vor dem Haus Niederräder Landstraße 26-28 (heute: 46-48) in Niederrad.
Das Institut für Kolloidforschung, einst das einzige dieser Art in Deutschland, war seit 1944 in Bad Homburg ansässig und hatte große Erfolge auf dem Gebiet der Hautumwelt- und der Silikoseforschung zu verzeichnen. Es ging im 1973 gegründeten Gustav-Embden-Zentrum der Biochemie am Fachbereich Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität auf; die Stiftung für Kolloidforschung (bis 1941: Neubürger-Bechhold-Stiftung) als ursprünglicher Träger wurde 1976 aufgelöst.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 47f.,
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